Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Josh

Heute habe ich einen dicken Hals und bin stinksauer. Wir hatten einen Termin zur onkologischen Sozial- und Rehaberatung im Kreiskrankenhaus.

Vorab: Mit dem Bestrahlungsteam und der Onkologin sind wir vollauf zufrieden und fühlen uns dort auch gut aufgehoben.

Aber die Sozialberatung spottet jeder Beschreibung. Zunächst einmal war es eine Gruppenveranstaltung. 7 Patienten und Angehörige hörten sich zunächst in einem ca. 20 m² großen Raum einen Vortrag über ihre Rechte an. So weit, so gut.

Anschließend sollten in demselben Raum - wie gesagt, 20 m² groß - die Einzelgespräche mit mehreren Beraterinnen stattfinden. Ich saß Schulter an Schulter mit einem mir fremden Patienten. Auf meine Frage, weshalb das nicht in getrennten Räumen stattfindet, bekam ich zu hören, dass keine Räume zur Verfügung stünden. Auf meine Bemerkung hin, dass ich betrieblicher Datenschutzbeauftragter sei und diese Vorgehensweise unterirdisch ist, gab mir die Beraterin plötzlich recht und führte uns in den Nebenraum, welcher erstaunlicherweise frei war. Die übrigen Patienten verblieben in dem kleinen Raum.

Ich persönlich finde es unterirdisch, wie grob fahrlässig dort mit besonders sensiblen personenbezogenen Daten umgegangen wird. Man konnte jedes Wort verstehen, welches mit den Patienten besprochen wurde.

Die Beraterin konnte auf gut die Hälfte meiner Fragen keine Antwort geben. Kompetenz stelle ich mir anders vor.

Anschließend habe ich das unserer Onkologin erzählt, welche auch entsetzt über diese Vorgehensweise war.

Ich habe jedenfalls beschlossen, eine Beschwerde beim Landesdatenschutzbeauftragten einzureichen.

Sorry, aber das musste jetzt einfach raus.

Viele Grüße
Josh

fefele

Hallo Josh,
in Mehrbettzimmern (auch vor dem HT) ist mir jede Visite in der Hinsicht unangenehm gewesen.
Mir ging es immer so, dass ich mir überlegt hab, ob ich wohl die Ohren zu halten soll, wenn die anderen Fälle besprochen werden. Nun die Ärzte sprachen dabei ja eine Art Geheimsprache.
Nach der Visite wurde ich dann als von den Bettnachbarn gefragt,
"was haben sie zu mir gesagt?" Ich hab dann übersetzt und zusammengefasst.

Auch schön ist, wenn Diagnosen auf belebten Fluren mitgeteilt werden. Geteiltes Leid .....
Muss man als Patient eigentlich eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben so wie das Personal? :-) Kann mich nicht erinnern.

Oft mag es wohl einfach keine Alternative geben, aber ganz oft wird da einfach in gedankenloser Routine vorgegangen.
Schönen Morgen
Andrea

Josh

Hallo Andrea,

ja, das mit der Diagnose am Krankenbett...
Für bettlägrige Patienten fällt mir da auch keine Lösung ein. Als meiner Lebensgefährtin die Diagnose mitgeteilt wurde (eigentlich eher mir, da meine Lebensgefährtin nicht wirklich aufnahmefähig war), hat der Arzt wenigstens leise gesprochen.

Was den Sozial- und Rehadienst anbelangt: Ich habe zunächst auf eine Meldung an den Landesdatenschutzbeauftragten verzichtet und statt dessen eine Beschwerde bei der Krankenhausverwaltung eingereicht. Diese hat sich entschuldigt und mir zugesichert, in Zukunft die Verfahrensweise zu ändern.

Viele Grüße
Josh

Amnatou

mein Neurochirurge hat 'aus Versehen' den Austrittsbericht nach der Op an meinen Arbeitgeber geschickt. Eine Sekretärin hat den Bericht auch noch eingescannt, so dass alle 90 Mitarbeiter per Computer Zugang dazu hatten... ein 'uups sorry,' dann war die Sache für sie erledigt.
die Op ist super verlaufen und der Bericht zum Glück nicht sehr detailliert, deshalb habe ich es zähneknirschend akzeptiert und so belassen... aber es stresst mich immer noch wenn ich daran denke obwohl alles längst gelöscht ist...
Den Datenschutz immer korrekt umzusetzen erfordert von allen Beteiligten ein hohes und ständiges Bewusstsein, das ist im Stress nicht immer einfach und es passieren schnell Fehler, anderen ist es schlicht egal weil sie selbst nicht betroffen sind... leider

sunflower

Schlimm was Euch da passiert ist, vor Allem weil das was gesagt oder veröffentlicht wurde heute ja meist gleich viele Menschen auf einmal erreicht (Scan/Mail/Intranet)

Das ist alles so schwierig mit dem Datenschutz.

Jeder Mitarbeiter im Krankenhaus, von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt müssen Datenschutzdokumente unterschreiben. Alles was man darf und nicht darf wird darin beschrieben. Alles sicher mit den richtigen Sinn.
Allerdings sind viele zeitlich, räumlich oder menschlich nicht immer zu berücksichtigen oder umsetzbar.
Alle Mitarbeiter werden geschult und auf den Datenschutz ständig hingewiesen und Ärzte machen in Mehrbettzimmer Visite (oft mit Diskussionen untereinander am Patientenbett im Beisein von anderen Patienten) und der Patient traut sich oft nichts Genaueres zu fragen aus Scham, dass noch mehr Antworten in fremde Ohren gelangen.
Leider haben die Ärzte meist gar keine andere Möglichkeit., weil eine Einzelvisite oft nicht umsetzbar ist.
Ein sehr, sehr schwieriges Thema, das -aus meiner Sicht- kaum lösbar ist....

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.