Finde ich völlig klar, so zu reagieren. Ich weiß nur nicht, ob Depression das passende Wort ist. Das ist ja eine große Schublade mit vielen Formen, und ich denke, da triffst nichts so präzise.
Es ist nicht mehr als eine psychiatrische Diagnose, und ich finde, das man besser mit eigenen Worten beschreibt, was in einem vorgeht.
Bei mir war das nach der ED so: große Verwirrung, Niedergeschlagenheit, Angst, Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug. Ich habe stramm auf dem Sofa gelegen und an die Decke gestarrt. Und habe ständig gedacht: das darfst du nicht, die Uhr läuft, du musst noch was mit deinem Leben anfangen, du bist noch nicht fertig.
Es ist zu viel, was auf einen einstürmt. Dinge in Ordnung bringen, sich selbst in Ordnung bringen, herausfinden, was man überhaupt für eine Krankheit hat und als wie gefährlich das einzuschätzen ist. Ob man richtig behandelt wird. Wem man es erzählt. Abschied von den Plänen. Keine Ahnung, ob man bis zum nächsten halben Jahr planen kann. Eine völlig neue Situation. Nichts stimmt mehr.
Schockstarre, Duldungsstarre, Wut, Angst, Schuld. Scham. Fluchtimpulse. Und das alles gleichzeitig oder in kurzer Folge wechselnd.
Es dauert, bis sich das sortiert. Man kann nicht erwarten, nach wenigen Wochen wieder "auf normal zu schalten". Und ahnt; normal wird es nicht mehr. Einzelne Fragmente sind noch wie früher. Das Eigentliche ist anders. Und wie anders, weiß man nicht.