Thema: Der Wille des Erkrankten

Ich finde es erstaunlich, wie wenig der Wille des Erkrankten von ihren Angehörigen berücksichtigt wird.

Wenn die Betroffenen Nahrungsergänzungsmittel oder homoöpathische Präparate zu sich nehmen wollen, dann sollten sie sich selbst fragen.

Liebe LunaFarm

Wie kommst Du denn darauf, dass der Wille von Erkrankten nicht berücksichtigt würde? Ich glaube kaum, dass jemand gezwungen wird, etwas einzunehmen. Und zwar weder Medizin noch Ergänzungsmittel. Und soweit für mich ersichtlich, wollen die meisten Erkrankten alle Möglichkeiten ausschöpfen, um möglichst lange bei guter Lebensqualität zu bleiben.
Ich finde es schade, dass häufig der Anschein erweckt wird, es gehe um Schulmedizin gegen alternative Ansätze. Der gut informierte Patient nutzt von beidem das Beste. Also kein entweder oder sondern ein UND.

Liebe LunaFarm,

vielleicht ist dieser Eindruck bei Dir entstanden, da es hier so viele engagierte Angehörige gibt, die für ihre Lieben aktiv werden.

Ich denke, dass sich viele Erkrankte nach der Diagnose erst einmal in Schockstarre befinden und völlig überfordert sind. Sie sind gar nicht in der Lage nach geeigneten Therapien zu suchen und dankbar, wenn dies die Angehörigen in ihrem Sinne tun.

Mein Vater nimmt neben Medikamenten, die die Stoffwechselwege des Krebses blockieren sollen, noch etliche Nahrungsergänzungsmittel ein. Diese verträgt er sehr gut und sein Allgemeinbefinden hat sich dadurch deutlich verbessert. Er ist froh, dass er sich nicht anderen Therapien unterziehen muss, die wesentlich belastetender wären und dankbar, dass ich diesen Weg für ihn gefunden habe.
Und bisher ist noch kein Rezidiv aufgetreten.

Ich glaube eine andere Sache ist das es auf einen Kranken mehrere Angehoerige und Freunde usw kommen. Das andere was mich im Moment nervt viele wollen mir Ratschlaege geben, davon viele gut gemeint aber ich will weiterhin mein Leben selber in die hand nehmen und das ist nicht so einfach. Und selbst mir geht es so, ich vertraue meinen Aerzten aber meine Eltern und Freunde nerven was die irgendwo irgendwannn gelesen haben das irgendjemand irgendwo irgendwas geholfen hat. was ich im Moment brauche ist eine Tasse heissen Tee mit Kuchen und eine Decke ueber meine Beine mit einem Buch und guter Musik. Und ich habe keine Lust und Zeit um stundenlang im Internet Dinge zu suchen.

Hallo Huhn,
" was ich im Moment brauche ist eine Tasse heissen Tee mit Kuchen und eine Decke ueber meine Beine mit einem Buch und guter Musik. Und ich habe keine Lust und Zeit um stundenlang im Internet Dinge zu suchen."

Das ist mit Sicherheit eine sehr gesunde Einstellung, die ich auch zuweilen praktiziere.

@LunaFarm
Ich bin unbedingt dafür, dass ein Patient, solange er noch klar bei Sinnen ist, über sein eigenes Leben in aller Breite, selbst bestimmen kann. Das sollte auf jeden Menschen zutreffen, immer, und muss von seinem Gegenüber akzeptiert und respektiert werden, so bitter es manchmal auch kommt.

Gruß Mirli

Hallo ihr alle,
Meiner Mutter ging es bis Jahresende recht gut. Da konnte sie auch klar äußern, was sie möchte und was besser nicht.
Nun sind wir in dem Status, wo sie nicht mehr kommunizieren kann, bettlägerig ist und wir eigentlich ziemlich überfordert sind mit der Situation, denn eigentlich wollte sie eines nicht leiden...

Nur welche Entscheidung treffen wir, die richtig ist? Wir standen letztens vor schweren Entscheidungen, da meine Mutter auch die ganze Zeit schreit, weint,... Da müssen wir als Angehörige entscheiden....und das bricht einem das Herz. Das Problem, jede Aufregung löst Anfälle aus, also ruhigstellen,...

Es ist in dieser Phase für mich sehr schwer, vorallem, da ich Sie nur alle 2 Wochen erlebe, ich aber immer die großen Veränderungen mitbekomme...

Ein absolutes Dilemma....

Hallo Katrin.Aut,
es tut mir leid für deine Mutter und dich, vor allem auch, dass du so weit entfernt bist, die meiste Zeit. Niemand möchte leiden, ganz klar. Habt ihr keine Patientenverfügung worin ihr Wille festgehalten wurde, für diesen Ernstfall.
In ihrem Zustand ist vermutlich das Hospiz der beste Ort. Dort wird sie lieb umsorgt und es wird ihr geholfen. Auf keinen Fall sollte sie leiden müssen, da sie die ganze Zeit schreit und weint, wie du schreibst, befindet sie sich womöglich bereits in diesem Zustand. Und das alles, während dieser blöden Coronazeit.
Wenn ich das gerade richtig in Erinnerung habe, liegt sie zurzeit im Krankenhaus, bist du als Tochter explizit gefragt worden, nach einer Entscheidung? Die würde ich nur in Kenntnis und Erfüllung ihres Willens treffen. Ansonsten wird sie ärztlich betreut und notfalls sediert.
Es ist aber nur meine Meinung, wie ich es denken würde, wäre es meine Mutter, die aber vor langer Zeit schon ganz plötzlich verstarb.
Alles Gute!
Gruß Mirli

Hallo Mirli,
Ich fange mal hinten an, meine Mutter und mein Vater sind zusammen in einer Pflegeeinrichtung. Meine Schwester tagtäglichen Zugang und bekommt also alles anders mit.
Ja und eine Patientenverfügung haben wir auch... das ist das Hauptdilemma.
Wir haben uns jetzt für die Erhöhung der täglichen Spritzen entschieden.
Mein Vater kann sich leider aufgrund globaler Aphasie nicht dazu äußern...das macht es nicht leichter.

Und ja...wir sind gefragt worden...3 Optionen wurden uns vorgestellt... für die erste haben wir uns nun entschieden....die restlichen 2 kämen nicht in Frage, da wir dies mit unserem Gewissen nicht hätten vereinbaren können. Zumindest in der derzeitigen Situation...

Ich wohne in Österreich, meine Eltern und Schwester in Deutschland. Corona macht es nicht leichter, aber diese Probleme haben andere...oder bauschen sie auf...
Das ist das andere, dass da keiner mit kann und ich mit meiner Situation absolute Ausnahme bin... tja...Aliendasein

LG vom Planten Austrianien...sorry...Galgenhumor....sonst wäre Schule und alles andere rundherum nicht zu ertragen.....