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Thema: Diagnose Glioblastom - Biopsie das Richtige? Und wie weiter?

Diagnose Glioblastom - Biopsie das Richtige? Und wie weiter?
ceschneider
09.01.2018 18:31:49
Liebes Forum,
mein Vater erhielt heute folgende Diagnose:
"maligner Hirntumor links temporal dd Glioblastom IV, dd Metastase, rezidivierende Synkopen seit 11/2017 - wahrscheinlich komplexe fokale epileptische Anfälle", mittels Schädel - MRT nachgewiesen, CT Thorax und Abdomen ergaben keinen Hinweis auf Primärtumor, differentialdiagnostisch kommen Glioblastom oder Metastasen in Frage.
Ich habe folgende Fragen:
1. Für die Differentialdiagnostik soll der Tumor biopsiert werden. Erhöht man damit das Risiko der Streuung? Wenn ja, gibt es Alternativen?
2. Wie schätzen Sie diesen Befund inklusive nächste Schritte für Therapie ein?
3. Was sollten wir unbedingt klären/fragen?
Vielen Dank für die Hilfe
ceschneider
TabeaK
09.01.2018 19:20:18
Es gibt keine wirkliche Alternative zur Biopsie/Entfernung um festzustellen, was der Tumor denn tatsaechlich ist.

Ihr solltet Euch nach der Operabilitaet des Tumors erkundigen - soll er komplett entfernt oder nur biopsiert werden?

Die Standardtherapie fuer Glioblastome beinhaltet eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie (6 Wochen), gefolgt von einer 6 monatigen Chemotherapie. Varianten hiervon sind - je nach Tumortyp und behandelnder Klinik - moeglich.
TabeaK
ceschneider
09.01.2018 20:11:47
Vielen Dank, wir werden fragen, ob er operiert, d.h. komplett entfernt werden soll
ceschneider
alma
09.01.2018 21:09:13
Eine Metastase dagegen würde man stereotaktisch bestrahlen und nach dem Primärtumor suchen.
Zwei unterschiedliche Wege.
Ich bin aber nicht sicher, ob es nicht möglich ist, den Tumor - Gliom oder Metastase - zu operieren, statt ihn zu biopsieren. Das wäre insofern günstiger, als man sich damit einen Eingriff in das Hirn erspart.

Gruß, Alma.
alma
Grünes Haus
09.01.2018 22:19:14
Hallo ceschneider.. Muss alma recht geben, ein gesparter Eingriff ins Hirn ist natürlich günstiger.Seit 11/2017 gab es wiederkehrende Anfälle. Wann gab's denn den allerersten und jetzt den letzten? Es ist seither bereits eine Zeit vergangen(warum?) und mit jedem Tag wird auch eine OP nicht einfacher.Welche Medikamente sind aktuell im Spiel? Alles Gute wünsche ich
Grünes Haus
ceschneider
10.01.2018 05:28:44
Danke Alma und grünes Haus für Ihre Antworten. Der erste Ausfall war am 19.11.2017. Mein Vater kam für eine Woche ins Krankenhaus, dort hat man vorrangig auf Herz untersucht, nichts gefunden und ihn wieder entlassen. Am 30.12.2017 ist er dann wieder mehrfach bewusstlos geworden. Da erst hat man begonnen, auch den Kopf anzuschauen. Und am 3.1.2018 stand dann das erste Mal die Diagnose im Raum. Die Biopsie ist nicht dazu gedacht, den Tumor zu entfernen, sondern erst Mal, um Gewebe zu entnehmen um herauszufinden, um was es sich handelt. Viele sagen aber, das würde einen Kanal öffnen und dann könnten die Krebszellen erst recht streuen. Das macht uns Sorgen. Deshalb fragte ich nach Alternativen. Er nimmt etliche Medikamente, der Krampfneigung vorbeugend und hirndruckreduzierend, welche genau weiß ich nicht.
ceschneider
alma
10.01.2018 11:54:07
Man muss noch dazu sagen, dass eine Hirntumordiagnose mit Angabe des Grads nur eine Vermutung sein kann, also V.a. Gesichert wird das erst durch den histologischen Befund.
Ich hatte eine Biopsie. Es fühlt sich in etwa genau so an wie eine OP. Und danach gab es drei unklare Diagnosen, die alle falsch waren. Das darf man natürlich nicht verallgemeinern.
Die Vorstellung, dass durch eine Biopsie der Tumor erst recht wild wird, ist falsch und bezieht sich eher auf andere Krebsoperationen in stark durchblutetem Gewebe. Eine Hirntumor-OP läuft absichtlich relativ unblutig ab, denn durch auslaufendes Blut wird das Gehirn geschädigt.
Was im MRT sichtbar ist, ist eh nur ein Teil, unabhängig vom Grad. Aber im Umfeld sind weitere Tumorzellen verstreut. Die kann man weder mit Biopsie noch mit OP erreichen. Nicht die weiter entfernten, sondern die neben dem Rand der Resektionshöhle sind i.d.R. der Ausgangspunkt für neues Tumorwachstum. Was das Wachstum anstößt, weiß man nicht. Auf jeden Fall ist es kein mechanischer Eingriff, denn das würde bei der OP-Aufklärung dazu gehören.
Außerdem ist es sicherer, wenn man den Tumor im Ganzen histologisch untersucht, statt sich den unter dem Elektronenmikroskop sich den offenbar am meisten entarteten Teil für den Einstich der Nadel auszusuchen.
Da Klinikärzte nicht immer zum Wohle der Patienten entscheiden, sondern auch zum wirtschaftlichen Wohl des Krankenhauses, würde ich meine Bedenken noch einmal vortragen und mir außerdem eine Zweitmeinung holen.
Dafür bitte eine eigene Krankenakte mit allen Befunden anlegen.

Gruß, Alma.
alma
ceschneider
10.01.2018 11:57:53
Ok, danke, liebe Alma, dann hoffen wir jetzt mal auf eine klare Diagnose, was immer sie mit sich bringt.
ceschneider
Grünes Haus
10.01.2018 14:14:29
Ein wenig stellt sich mir immer noch die Frage, warum hier so auf Zeit gespielt wird..Oder kommt mir das nur so vor?Ich bin zwar kein Fan von Zweitmeinungen,aber in dem Falle könnte das schon helfen.Das mit euren Sorgen ist echt nicht angebracht,das stimmt voll und ganz was alma sagt.Genau wie das mit der Einstichnadel,mit der nie alle charakteristischen Merkmale des Tumors ans Tageslicht kommen.Viel Erfolg euch und ne baldige Diagnose in Verbindung mit der dazu passenden Behandlung!
Grünes Haus
fasulia
10.01.2018 19:00:21
Die Seite des Krebsinformationsdienst erläutert , wie ich finde, seriös und verständlich eure Bedenken und Fragen bezüglich "Streuung"-
demnach sollte insbesondere das kleinzellige Bronchialkarzinom vor der Biopsie ausgeschlossen worden sein-
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/metastasen/hirnmetastasen2.php
fasulia
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