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Thema: Diagnose: Glioblastom lV, was nun??

Diagnose: Glioblastom lV, was nun??
Heiko[a]
01.08.2005 18:51:07
Meine Mutter (55) hatte zeitweise Schmerzen im rechten Arm. Zweimal hatten Sie auch Schwierigkeiten die Finger zu kontrollieren. Darauf hin ging sie zum Arzt, der empfahl Ihr eine MRT (das war vor 2 Wochen). Diese zeige deutlich einen ziemlich definierten (abgegrenzten) weissen Fleck am Schädelrand. Ca 2x1,5x1mm gross, dieser wurde von Doktor als Hirntumor bewertet. Bei der OP, letzte Woche, wurde Dieser entfernt und zur Untersuchung eingeschickt. Jetzt nach der OP geht es Ihr gut.
In dem Befund steht nun: Ähnlichkeit mit einem Glioblastom.
- Nach meinen Recherchen ist dieser aber infiltrierend, das heißt nicht definiert / abgegrenzt von anderem Gewebe, stimmt das?
- Gibt es verschieden Arten von Glioblastomen?
- Macht es Sinn den Befund nochmal von einem Zweiten untersuchen zu lassen?
- Wie schnell kann man nach der OP mit Therapien starten?
- Was gibt es für möglichen Therapien?

Bitte helft mir die Situation besser einzuschätzen. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie kurz eigene Erfahrungen schildern können.
Vielen Dank
Heiko[a]
Besucher[a]
02.08.2005 01:01:12
das mit dem infiltrieren is genau das problem...
Besucher[a]
Gabriele[a]
02.08.2005 21:57:15
Hallo Heiko,

Bezügliche des Befundes könnt ihr den histologischen Befund aus der Pathologie anfordern. Üblicherweise wird bereits während der OP eine Schnellschnittdiagnose gemacht. Diese ist normalerweise im OP-Bericht genannt. Diesen würde ich ebenfalls beim operierenden Arzt anfordern (der Patient hat Anspruch auf Beides). Der in der Pathologie gemachte Befund wird nochmals durch ein Referenzlabor gesichert und dort aufbewahrt. Ein hirneigener Tumor der von den Gliazellen ausgeht wird als Astrozytom bezeichnet. Diesen gibt es in verschiedenen Ausprägungen von Astro I bis IV. Der Astro 4. Grades wird als Glioblastom (GBM) bezeichnet. Es wird zwar nur diese Art von Tumor als GBM bezeichnet, er kann aber durchaus von Patient zu Patient unterschiedlich sein bezüglich Zelldichte, Gefäßproliferation (Ausbildung einer eigenen Blutversorgung), bestehenden Nekrosen oder Einblutungen. Astrozytome II bis IV haben leider immer die Eigenschaften, dass sie infiltrierend wachsen, beim GBM am ausgeprägtesten und daher, auch wenn sie bildgebend abgegrenzt erscheinen, bei einer OP in der Regel nicht vollständig entfernt werden können. Mit einer Therapie sollte beim GBM zeitnah begonnen werden. In der Regel, wenn die Wundheilung abgeschlossen ist, d.h. nach ca. 3 Wochen. Die Therapie erster Wahl ist üblicherweise die perkutane (von aussen) Bestrahlung und / oder Chemotherapie. In letzter Zeit wird mit guten Ansprechraten die Bestrahlung zeitgleich mit einer Temodal-Therapie (Chemo) angeboten, diese Komb. soll die rezidivfreie Zeit erfolgreich verlängern. Weitere Standardtherapien als sog. first- oder secondline Therapien sind die Chemotherapien, die mit einem Nitrosoharnstoff kombiniert sind. In Deutschland in der Regel PCV oder ACNU/VM 26.
Zweitere ist etwas verträglicher als Erstere bei gleich guter Ansprechrate. Beide haben in der Regel Auswirkungen auf das Blutbild (auch o.g. Temodal). Desweiteren gibt es derzeit einige interessante Studien, diese sind aber eher nicht als first- und secondline Therapien vorgesehen.
Hier einfach einpaar als Stichwort zur weiteren Recherche.
Radioimmuntherapie
Photodynamische Therapie
Antisensestudie
Taxolstudie (intratumorale Chemo)
Gliasite (nur in Verb. mit OP)
Gleevec/Litalir
Thalidomid (Contergan)

Die Therapie, die ggf. bei einem gut abgegrenzten GBM noch sehr interessant wäre ist die derzeit in Berlin im Rahmen einer Studie angebotene Magnetresonanz Hyperthermie (Prof. Maier- Hauff).
Die kommt nur in Frage wenn der Tumor bzw. Resttumor oder Rezidiv eine bestimmte Größe nicht überschreitet und nicht mehrere Tumorherde erkennbar sind, d.h. eher am Beginn dieser Erkrankung. Hier genügt es einen Satz Bilder mit dem Entlassungsbrief mit der Bitte um Beurteilung ob die Voraussetzungen vorliegen dorthin zu senden. Am besten vorher im Sekretariat (Bundeswehrkrankenhaus Berlin) nachfragen.

Alles Gute

Gabriele
Gabriele[a]
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