Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

ML1992

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und habe es jetzt endlich gewagt, Kontakt zu anderen Betroffenen aufzunehmen.

Ich heiße Mona und bin 28 Jahre alt.

Bei mir wurde Februar 2019 ein niedriggradiger, hirneigener Tumor diagnostiziert. Hierbei handelte es sich um einen reinen Zufallsbefund.

Ich leide seit vielen Jahren unter immer wieder kehrenden Ohrenrauschen (rechtes Ohr). Im Jahr 2015 wurde ein MRT vom Kopf durchgeführt aber es wurde nichts festgestellt.

Im Jahr 2019 habe ich erneut einen Neurologen kontaktiert und er meinte, wir sollten ein neues MRT durchführen lassen und danach habe ich diese Diagnose erhalten.

Es wurden daraufhin die MRT Bilder vom Jahr 2015 und 2019 verglichen und man hat festgestellt, dass der Tumor schon damals zu sehen war, d.h. Die Ärzte hätten es damals schon sehen müssen, da laut meinem neuen Arzt es nicht zu übersehen sei (Größe des Tumors 3,4x1,8x2,5 cm) linke Seite. Das immer wieder kehrende Ohrenrauschen auf der rechten Seite, hat aber laut den Ärzten nichts mit dem Zufallsbefund "Hirntumor" zu tun.

Die Größe des Tumors hat sich zum Glück nicht verändert bzw. ist zum Glück nicht gewachsen aber dennoch muss man in einer ständigen Angst leben.

Ich habe daraufhin verschiedene Meinungen in unterschiedlichen Kliniken eingeholt und mir wurden 4 verschiedene Behandlungsmethoden vorgeschlagen.

In H. wurde mir mitgeteilt, dass die MRT Kontrollen halbjährlich stattfinden sollen aber da es nicht wächst, eine OP nicht zwingend notwendig sei, dennoch ist Heidelberg der Meinung, dass der Tumor irgendwann noch wachsen wird aber wann es soweit sein wird, kann mir natürlich keiner beantworten.

In M. wurde mir geraten höchstens eine Biopsie durchzuführen, da das OP Risiko hoch ist und momentan noch keine Notwendigkeit besteht, ich sollte auf Alkoholkonsum komplett verzichten, da Alkohol das Zellenwachstum fördert.

In E. wurde mir dringend geraten die OP durchzuführen, da sich der Tumor verändert und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Tumor mehr Schäden anrichtet. E. wollte auch direkt nach der Besprechung ein OP Termin vereinbaren, allerdings war ich dort in der Privatsprechstunde und habe die Kosten für die Einschätzung selbst getragen (ich weiss nicht, ob das eine Rolle spielt, will um Gottes Willen, keinem etwas unterstellen).

Die vierte Meinung habe ich mir in T. eingeholt, hier wurde mir das gleiche wie in H. mitgeteilt, allerdings sollen die MRT Kontrollen jährlich erfolgen. Halbjährliche Kontrollen seien nicht notwendig laut T, da der Tumor seit 2015 nicht gewachsen ist aber ich sollte lieber nicht Schwanger werden, da erfahrungsgemäß Tumore aufgrund von hormonellen Umstellungen wachsen können.

Es ist zwar immer gut mehrere Meinungen einzuholen aber in meinem Fall hat es leider nicht sehr viel gebracht, da man immer wieder doch verschiedenes gehört hat und dadurch erschwert sich natürlich eine Entscheidungsfindung.

Mir geht es soweit gut und ich habe zum Glück auch keinerlei Symptome aber ich habe natürlich Angst, da ich nicht weiss, wie lange es gut gehen wird. Ich habe halt auch Angst davor, irgendwann sagen zu müssen "hättest bloß doch früher operieren lassen, da es z.b. damals noch besser zu operieren war bzw noch reparabel gewesen ist".

Wiederum denke ich mir, es könnte auch gut ausgehen und wächst erst wenn ich sehr alt bin oder wächst während meiner zur normal erwarteten Lebenszeit gar nicht mehr!.

Mein letztes, halbjährliches MRT wurde vorgestern durchgeführt und heute hatte ich die Besprechung. Es ist weiterhin unverändert und ich soll in einem halben Jahr erneut erscheinen

Geht es oder ging es irgendwem genauso oder ähnlich wie mir? Würdet ihr an meiner Stelle bei einer solchen Diagnose auch erstmal abwarten und einfach halbjährliche Kontrollen durchführen?

Danke vorab für eure Unterstützung

Sile

Liebe ML 1992
Unssr Sohn hatte 2001 auch per Zufallsbefund die Diagnose Gliom mit Verdacht auf ein Astrozytom Grad ll. Da war er 27 Jahre alt. Eine Biopsie wurde nicht gemacht
Er war 6 Jahre lang zuerst 1/2 jährlich, später 1x im Jahr zur MRT-Bildgebung. Nach der Diagnose haben wir verschiedene Ärzte konsultiert mit ebenso verschiedenen Meinungen. Unser Sohn hat nach diesen 6 Jahren für sich entschieden keine MRT - Kontrollen mehr machen zulassen. Er hatte 17Jahre keine Beschwerden. Dann war der Tumor zum Glioblastom mutiert und er musste notoperiert werden. Die Histologie ergab einen Mischtumor-ein sogenanntes Oligoastrozytom. Diese Art von Gliom wurde 2016 aus der WHO Liste gestrichen weil die Einteilung ab da auf speziellen Mutationen beruht und man die Tumorarten so besser zuordnen kann. Entsprechend ist die Therapieentscheidung. Das ist unsere Geschichte.

ML1992

Hallo Sile,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort, ich glaube der Austausch mit Betroffenen und Angehörigen wird mir gut tun, da ich sonst niemanden kenne, der eine solche Diagnose gestellt bekommen hat.

Darf ich fragen wie es deinem Sohn nach der OP ergangen ist? und ich hoffe ich stelle nicht irgendwelche unnötigen oder verletzenden Fragen, aber was ist danach aus deinem Sohn geworden? Wenn du auf meine Fragen nicht antworten möchtest, ist es total in Ordnung und verständlich.

Danke nochmal

Laireme

Hallo Mona,
Ich bin fast so alt wie du und habe im November letzten Jahres den selben Zufallsbefund erhalten. Im Mai war dann nach einem halben Jahr meine erste MRT-Kontrolle nach diesem Befund und es konnte ebenfalls kein Wachstum festgestellt werden. Ich war zwar nur bei einem Neurochirugen ( Uniklinik Göttingen ) und habe keine weiteren Meinungen erholt, aber er wirkte trotz Professionalität gelassen. Er meinte er könnte operieren aufgrund der "guten" Lage, aber es müsste nicht sein und wäre auch in Ordnung, wenn ich mich irgendwann später dazu entscheide. Ich habe mich dagegen entschieden und lasse den Tumor jetzt halbjährlich kontrollieren. Habe durch Bekannte auch von anderen Fällen gehört, die es so handhaben. Versuch einfach gesund und bewusst zu leben und nicht so viel darüber nachzudenken. Die Psyche ist m.M.n auch sehr wichtig.

ML1992

Hallo Laireme,

vielen Dank für deine Antwort. Es ist in der Tat eher die psychische Belastung die einen eher fertig macht und natürlich die Ungewissheit. Ich habe es jetzt einfach länger verdrängt und kann es irgendwie immer noch nicht ganz glauben. Ich glaube wenn man keinerlei Symptome bzw. Schmerzen verspürt, ist es schwieriger dem ganzen Glauben zu schenken. Es läuft eigentlich immer im gleichen Zyklus bei mir ab. Ein Monat vor und nach dem MRT bin ich total unruhig und denke viel darüber nach und die restlichen 4 Monate komme ich ganz gut damit klar.

Ich glaube ich muss mich einfach damit konfrontieren und einen Weg finden damit zu leben. Manchmal habe ich das Gefühl ich spiele Roulette mit meinem Leben, wenn ich es nicht entfernen lasse aber wiederum ist das Risiko einer OP einfach zu hoch. Ich glaube es gibt hier kein richtig oder falsch, da es bei jedem anders verlaufen kann.

Ich danke dir nochmal für deine Worte und werde versuchen das Beste aus der Situation zu machen und so gesund und bewusst wie möglich meinen Alltag zu gestalten.

Falls du mal jemanden zum zuhören brauchst, kannst mich gerne jederzeit privat kontaktieren.

Ich wünsche dir das Beste.

Laireme

Hallo Mona,
Man hätte es nicht besser in Worte fassen können! - Genau die gleichen Gedanken gehen mir auch durch den Kopf. Erst war ich natürlich schockiert, aber dann habe ich es angefangen zu verdrängen und komme auch ganz gut damit klar. Kurz vor dem MRT letztens war ich natürlich auch sehr nervös und hatte Angst, aber jetzt ist es wieder gut.
Ich denke wir spielen kein Roulette und hatten Glück im Unglück, welches hoffentlich noch lange so bleibt...
Wir können uns gerne kontaktieren, dir auch alles Gute!

Mirli

Liebe ML1992,
meiner bescheidenen Laienmeinung nach, solltest du weiterhin halbjährlich oder jährlich kontrollieren lassen. Unter dieser Beobachtung kannst du noch jahrelang zubringen, so wie du schreibst: "Mir geht es soweit gut und ich habe zum Glück auch keinerlei Symptome..."
Genieße dein junges Leben! Kinder kannst du in 10 Jahren auch noch bekommen:-)

Wohingegen ich darauf nicht zählen würde: "Wiederum denke ich mir, es könnte auch gut ausgehen und wächst erst wenn ich sehr alt bin..."

Du bist erst in fünfzig! Jahren sehr alt, bis dahin wird dein Untermieter nicht die Füße stillhalten.
Ich schließe mich der Meinung H. bzw. T. an.
Gruß Mirli

ML1992

Hallo Mirli,

für einen Laien hast du dennoch die richtigen Worte finden können und besser zum Ausdruck gebracht als mancher Arzt :).

Ich werde weiter kämpfen und mich nicht so schnell unterkriegen lassen. Es ist zwar einfacher gesagt als getan aber immerhin ein Anfang.

Vielen Dank

yorgo2.

Hi ,

ich bin 19 Jahre alt und bei mir wurde im Oktober 2019 auch ein Astrozytom 2 diagnostiziert. Anschließend war ich in NCT Heidelberg und die Ärzte meinten , man kann es beobachten . Im Dezember 2019 holte ich mir noch eine Zweitmeinung ein und der Neurochirug meinte man könne es operieren und wahrscheinlich sogar komplett entfernen. Im Januar hatte ich meine Operation und mir geht es aktuell sehr gut. Ich hab mich zu einer Operation entschieden, weil es für mich psychisch sehr schwierig war mit einem Tumor zu leben ohne körperliche Einschränkungen zu haben.
Liebe Grüße

ML1992

Hi Yorgo,

kann ich komplett nachvollziehen und Respekt für deinen Mut. Es war bestimmt nicht einfach eine solche Entscheidung zu treffen und es freut mich zu hören, dass es dir gut geht.

Im NCT in HD bin ich auch derzeit in Behandlung und lasse dort die Kontrollen durchführen.

Mir wurde allerdings mitgeteilt, dass der Tumor bei mir nicht so leicht zu entfernen sei und ich nach der OP wahrscheinlich mit Lähmungen oder Sprachstörungen rechnen muss und deshalb wurde von den meisten Ärzten eher von einer OP erstmal abgeraten.

Danke nochmal für deinen Beitrag.

Ich wünsche dir alles Gute!

Meryem

Hallo liebe Mona auch ich habe demnächst einen Termin in HB NCT ,sollte es mir zu treffen, wo machst du deine Kontrolle mit MRT und Befund Besprechung alles auch in HB in halb jährliche Abständen?
Lg Meryem

Georg87

Hab sehr ähnliche Geschichte. Vor 4 Jahren wo ich 29 war MRT Knopf wegen eine Harmlose Sache die nichts mit Tumor zutun hat > reinen Zufallsfund > Schock, Verzweiflung, Angst > Nach 3 Monaten, dann nach 6 Monaten, dann Jährliche MRT > alles unverändert. Letzte war März 2020 es wurde sogar letztes Mal auf Kontrastmittel gabe verzichtet da das Ding nie aufgenommen bis jetzt hat. Jetzt muss ich nun alle 2 Jahre hin. Symptome hatte und hab ich keine. So soll es auch bleiben :)
Hab Meine Bilder nach Bayern geschickt um 2te Meinung zu holen. Beide waren und sind gegen OP und für Wait and see.
Bei mir wird Gangliogliom oder DNET vermutet (beide ziemlich gutartige Tumore die kaum /garnicht wachsen). Ist auch in Raum gefallen das dies seit Geburt da sein könnte. Ganz genau was das ist weißt aber keiner und keiner kann hier nichts Garantieren, hab auch Glück in Unglück Aussage gehört.
Ganz viel hängt natürlich ab on Tumor Kontrastmittel aufnimmt, seine Form, Lage und Struktur....

War auch ersten JAHR unter Schock und bis zur 10 Mal pro Stunde darüber nachgedacht wie es weiter geht. Belesen ohne Ende. 2tes Jahr war besser aber auch stressig. 3te Jahr war ich schon fast locker und jetzt bin komplett entspannt und wünsche euch das ihr das auch mal so sein werden (am Anfang war das bei mir unmöglich). Heute erinnere ich mich das ich da was habe nur 3-5 pro Monat, sonst lebe normale Leben wie vorher...

Kann nur sagen das Zufallsfunde wirklich Zufallsfunde und nicht "durch den Anfall wurde bei mir Zufällig Tumor entdeckt" fallen unter keine Statistik! Wieviel Menschen werden damit geboren und Sterben in tiefen Alter von Herzinfarkt ohne dabei zu wissen was da alles in Kopf sich versteckt hat...

Bleibt Gesund, Georg

ML1992

Hallo Georg,

vielen Dank für deine Nachricht. Dein Beitrag hat mir Mut gemacht und mir Hoffnung gegeben :).

Ich wünsche Dir alles Gute :)

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.