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Rubysmum

Ich bete ja zutiefst, dass ich für diesen Beitrag nicht gesteinigt werde. Ich weiß einfach manchmal nicht mehr wie ich mit manchen Situationen umgehen soll. Eigentlich ist es ja mein eigenes Problem und ich bin "nur" Angehörige. Also kurz zu meinem Thema. Mein Mann hat seit dem 10.09.19 die Diagnose Hirntumor (Astrozytom Grad II), 30% konnten entfernt werden, der Rest wird aktuell mit Bestrahlung und Chemotherapie behandelt. Wir haben eine kleine Tochter (3 Jahre alt), er geht nicht mehr arbeiten (geht auch nicht mehr, da begleitend Epilepsie mit täglichen fokalen Anfällen, trotz Medikamenten) und ich arbeite im 3-Schichtsystem in einem Kinder- und Jugendheim für Kinder mit Behinderung. Noch dazu haben wir uns kurz vor Diagnose ein Haus gekauft. Unser Leben hat sich natürlich um 180 Grad gedreht, genau wie bei vielen hier sicher. Es geht mir bei diesen Beitrag weniger um ihn, als viel mehr um mich. Ich würde gern wissen, wie andere Betroffene mit dieser Belastung umgehen. Mal abgesehen davon, dass die ganze finanzielle Last jetzt hauptsächlich auf meinen Schultern liegt, genau wie die Sicherstellung der Betreuung unseres Kindes, weil er nicht immer so kann, wie er gern will. Ich fühle mich so überschattet, ich weiß nicht wie ich das anders ausdrücken soll. All unsere Familienmitglieder Fragen nur nach ihm, schreiben mir nur um zu wissen wie es ihm geht, reden wenn sie da sind fast nur noch mit ihm. Versteht mich nicht falsch, es ist für mich absolut nachvollziehbar, aber ich bin genauso betroffen von der Krankheit. Auch mein Leben hat sich geändert, meine Sorgen, meine Pläne für die Zukunft, einfach alles. Ich würde mir so sehr wünschen, dass auch mal jemand fragt wie es mir geht. Ich hoffe ihr empfindet das nicht als Egoismus, das ist es nicht. Es dreht sich nur alles nur noch um ihn und seinen Tumor. Ich hab das Gefühl dieser Tumor frisst mein Dasein auf, die Aufmerksamkeit auf unsere Tochter und mich, die wir ja auch zur Familie gehören und auch ein Recht haben nach unserem Befinden gefragt zu werden. Gibt es vielleicht jemanden hier, der mich verstehen kann, der schonmal ähnlich gefühlt hat oder fühlt? Mega Text, danke für jeden der es liest. Es belastet mich so sehr. ;(

Efeu

Liebe Rubysmum,

ich bin zwar Betroffene, aber auch Angehörige eines schwer erkrankten Sohnes, kenne also beide Seiten.

Ja! Jeder ist so schockiert, so hilflos und überfordert mit den eigenen Gefühlen, dass er nur auf den Patienten fokusiert.
Das ist eine Erklärung und keine Legitimation oder Entschuldigung.
Denn, es ist erbärmlich (entschuldigt das harte Wort, aber ich empfinde es so). Es ist traurig.
Damals, als mein Sohn 6 Wochen im Koma lag und die Ärzte unsicher waren, ob er überleben würde - ich habe alles koordiniert, mit den Ärzten besprochen, entschieden.....mich hat nie jemand gefragt, wie es mir geht. Da war ich aber schon HT-Patientin....

Es muss entsetzlich schwer für dich sein, wenn ich deine, eure Situation lese.
Es bleibt nur: Sorge du für dich! Nimm dich selbst an der Hand, sei dir wie eine weise, gütige Freundin, und nimm dir, was geht, für dich, und euer Kind.

Hol dir Unterstützung, im Alltag, für dich. Vielleicht ist eine Weile Psychotherapie gut? Einfach dass Jemand ganz für dich alleine da ist, dir zuhört, dir Rat geben kann.
Die Gefahr ist gross, dass du ausbrennst, keiner weiss, was noch kommt. Baue vor, schaff Sicherheitsnetze auf allen Ebenen.
Es liegt so viel auf deinen Schultern. Forder auch von anderen was ein, verteile die Bürde.

Mit einem lieben Gruss,
Efeu

Rubysmum

Efeu, danke. Ich hatte jetzt echt Tränen in den Augen, weil es so unendlich gut tut, deine Zeilen zu lesen. Du hast es so gut auf den Punkt gebracht. Und es tut gut zu wissen, dass es anderen auch so geht. Die ganzen Arztgespräche und Koordination, wie du es so schön schreibst. Das habe ich ihm auch abgenommen bzw ihn begleitet und in seinem Interesse fragen gestellt. Er versteht das medizinische nicht so gut, ich komme vom Fach und habe ihm daher viel abgenommen. Allerdings ist auch dieses medizinische Verständnis ein Fluch, es ist nicht immer gut, wenn man alles versteht. Er ist dadurch freier im Geist, als ich, die weiß was kommen kann. Ich habe auch schon an eine Psychotherapie gedacht. Und dann sehe ich im Gegensatz die Zeit, die mir fehlt. Mein Körper rebelliert gegen alles, mir musste ein Zahn gezogen werden und jetzt ist alles im Oberkiefer entzündet. Ich hab sehr stressempfindliche Zähne und das macht es alles nicht besser, wenn man dann selber Schmerzen hat. Aber man darf sich ja nicht so anstellen, denn es ist ja nur ein Zahn und kein Tumor. Man traut sich ja nicht mal zu "jammern", weil man ja froh sein kann, dass man keinen Tumor hat. Ich habe das Gefühl, mir wird es nicht zugestanden, dass ich auch krank werden kann. Denn ich muss ja jetzt die Starke sein, ich muss alles aufrecht erhalten (alles Zitate meiner Angehörigen!).
Ich kann die Last förmlich spüren auf meinen Schultern, ich habe das Gefühl jemand sitzt auf meinen Schultern und drückt mich zu Boden. Es gibt ein Glück auch noch viele Tage, an denen es mir gut geht soweit und wo ich meinen inneren Frieden habe. Aber mir fehlt das Verständnis um mich herum. Ich bin und bleibe auch nur ein Mensch, das ändert sich nicht, weil mein Partner krank ist.
Liebe Efeu, was muss es für eine Belastung für dich gewesen sein, die eigene Erkrankung und dann auch noch das eigene Kind schwer krank. Ich möchte es mir gar nicht ausmalen, wie du dich gefühlt haben musst. Ich hoffe deinem Sohn geht es wieder besser und dir auch soweit es die Erkrankung zulässt. Viel Kraft weiterhin für dich!

KaSy

Liebe Rubysmum,
ich bin selbst seit vielen Jahren immer wieder von Hirntumoren betroffen und weiß, dass Angehörige auch, auf andere Weise, betroffen sind.

Dein Mann muss sich mit dem Tumor auseinandersetzen und er tut das auf seine Art.

Du musst nicht mehr betroffen sein als Dein Mann, denn Du hast jetzt nicht "einfach" nur die Aufgabe, alles für Deinen Mann zu organisieren.
Du hast Angehörige, die Du einbeziehen solltest.
Wenn sie Dir sagen und Du es für Dich annimmst, dass Du stark sein musst, dass Du nicht jammern darfst, dass Du jetzt alles aufrecht erhalten musst, dass Du alle Arzttermine organisieren und koordinieren musst, dass Du Dich allein um Deine Tochter kümmern musst, dass das Haus nun Deine Angelegenheit ist, ... ...
dann darfst und musst Du sie direkt um Hilfe bitten!!

Du musst jetzt darüber nachdenken, wo Du Hilfe brauchst und wer von Deinen Leuten sie leisten kann.

Mach ihnen sehr deutlich klar, dass Du ihre Hilfe brauchst, denn wenn Du Dich über die Maßen belastest, dann bist Du für Deinen Mann nicht mehr ausreichend da!

Auf Dir bleibt der größte Teil der Last, aber Du darfst Dich nicht so sehr aufopfern, dass Du für Deinen Mann keine Hilfe mehr sein kannst!

Auch Dein Tag hat nur 24 Stunden.

Wenn die Angehörigen zu Besuch kommen und nur Deinem Mann ihre Aufmerksamkeit widmen wollen, dann gib ihnen sofort Aufgaben, die Dich jetzt oder etwas später ein wenig entlasten. Jeder Besuch ist ja auch für Dich belastend - das musst Du so umkehren, dass Du in dieser Zeit etwas für Dich tun kannst, allein sein darfst oder mit der Kleinen zu Spielplatz gehst.

Manche Menschen sind im Umgang mit dieser Krankheit einfach unsicher, sie haben Angst, sie kommen, um ihre Betroffenheit oder ihr Mitleid zu bekunden. Sie wissen nicht, dass und wie sie helfen können. Du weißt es am besten und Du musst es ihnen ganz konkret sagen.

Das können solche elementaren Dinge sein, wie die Hilfe im Haushalt, das Einkaufen schwerer Sachen, das Fahren Deines Mannes zum Arzt und zurück, das Spielen Eurer Tochter bei anderen Eltern, ... ...

Du musst auch mal raus, um mit einer Freundin zu schwatzen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Das musst Du für Dich organisieren, denn es hilft dann auch Deinem Mann, wenn er Dich dringend braucht.

Es ist eine schwere Zeit für Euch alle, aber versuche, sie durch Unterstützung von außen ein wenig zu erleichtern - für Euch alle.

Ich wünsche Dir Kraft und Mut für diese Zeit!
KaSy

Toffifee

KaSy, welch wahren Worte! Das sollte man eigentlich, wenn es ginge zur Pflichtlektüre für Angehörige und Betroffene machen. Und nicht nur überfliegen und abhaken sondern darüber nachdenken und mehrfach lesen. Es stürzt soviel auf einen ein, man könnte sich dreiteilen und die Zeit reicht dennoch nicht für alles. Dazu sollte man zwischendrin zur Ruhe kommen, dass man Burnout vermeidet. Da braucht man schon gute, hilfsbereite Personen um sich rum: Familie, Verwandschaft, Freunde, Nachbarn, Leute in der Arbeit oder im Verein.
Und dazu die Frage: Wem kann ich was erzählen?
oder sind die Personen mit dem "Thema" überfordert oder können damit gar nichts anfangen.

Liebe Rubysmum ich wünsche Ihnen und Ihrem Mann alles Gute und auch ein verbessertes Umfeld mit einigen Helfern und Unterstützern
Toffifee

Rubysmum

Danke für deine ausführliche Antwort KaSy, ich werde es mir zu Herzen nehmen.
Toffifee, danke für die lieben Wünsche.
Ich ziehe ernsthaft psychologische Betreuung in Erwägung, damit ich weiterhin genügend Kraft für alles habe. Danke euch allen für die Denkanstöße! Fühlt euch gedrückt und euch allen für eure persönlichen Wege viel Kraft und Glück

Aziraphale

Als mein Mann 2015 die Diagnose bekam, war das eine ganz harte Zeit. Wir waren gerade ein halbes Jahr verheiratet, ich hatte eine Wohnung gekauft und wir waren am renovieren. Danach kamen so viele unerwartete Aufgaben, die Wohnungsauflösung meines Mannes, 2017 die Insolvenz und noch so vieles mehr. Termine organisieren, meinen Mann dahin bringen, arbeiten gehen, die Familie versorgen. Bis letztes Jahr konnte er mich zumindest noch im Haushalt sehr gut unterstützen. Durch die halbseitige Lähmung ist das vorbei, jetzt muss ich fast alles selbst machen. Anerkennung? Ja, komischerweise meistens von meiner Schwiegermutter (was das innerhalb meiner Familie angeht), meine Mutter sieht nur, was ich nicht schaffe. Die Freunde meines Mannes, die, die noch da sind, sehen und anerkennen, was ich leiste, das tut gut, das ist wichtig. Die, die das nicht getan haben, existieren für mich einfach nicht mehr. Man muss aussortieren, um nicht kaputt zu gehen.

Naomi 66

Hallo Aziraphale,

wie alt seit ihr? - Ich finde es erstaunlich, was einige hier leisten. Aber, wem nutzt das, wenn man schließlich selbst kapituliert. - Ich habe jetzt einen Bandscheibenvorfall, kann nur wenige Meter laufen. Mein Mann jetzt Pflege 3, er kann noch laufen, essen. Aber alles schwierig eben. Kaum oder wenig so gut wie keine Unterhaltung und nur auf sich selbst fixiert. Ich bin ganz alleine, hab nur ein Kind , sie aber leider 30km entfernt wohnt und auch psychisch nicht gesund ist. -
Ich weiß, dass ich meinen Mann in ein Hospiz bringen muss, weil ich mir ehrlich eingestehen muss, dass ich das kaum noch aushalte.

Traurige Grüße,
Naomi

Rubysmum

Liebe Aziraphale,

Ich kann es dir nachfühlen. Wir waren gerade in unser neues Haus gezogen, als mein Mann die Diagnose bekam und kurz darauf operiert wurde. Am Tag nach der OP wurde ich genötigt die Kisten, die wir uns geliehen hatten doch bitte endlich auszupacken, da es ihm ja jetzt besser geht. EIN Tag nach der OP, ich war völlig sprachlos. Und das kam auch aus unseren Familienkreis, diese Ansage. Mein Schwiegervater hat sich bei meinem Schwager aufgeregt, was ich denn den ganzen Tag im KH machen würde, selbiges am Tag nach der OP. Ich war mehr als geschockt und sprachlos und habe seitdem Null Kontakt zu diesen Menschen. Unglaublich was diese Umstände auch mit dem eigenen Umfeld anrichten.

Liebe Naomi66,

Zu deiner Frage, mein Mann und ich sind 31 Jahre alt. Bei dir klingt es aber auch sehr nach Leistung und vor allem, dass ihr nun beide Hilfe und Unterstützung benötigt. Mein Gott, ich drücke dir alle Daumen, dass du die richtige Entscheidung für dich treffen kannst.

Liebe Grüße an alle.

Aziraphale

@naomi

mein Mann ist 50, ich bin 48, unser Sohn ist 10. Mein Mann hat Pflege 2, zur 3 reicht es nicht, obwohl er nicht alleine essen kann (außer wenn es mit einer Hand geht). Auch Körperpflege muss ich teilweise übernehmen (rasieren). Das Wechseln der TT-F-Arrays wird leider nicht anerkannt als Pflegeleistung.

Ich kläre jetzt mit einer Freundin, ob Sie mich nicht unterstützen kann.Ich brauche halt jemanden, auf den ich mich verlassen kann, meine Mutter ist das halt oft leider nicht.

Schlimm sind immer die Versprechungen, die gerade meine Mutter uns macht. "Ich komme jeden Tag hoch und schüre den Ofen an." Gestern kam ich nach Hause, Bude kalt, kein Holz da. Um halb 8 abends (da warten wir dann endlich mit dem Tag am Ende) brauch ich auch keins mehr holen und anschüren. Heute morgen hab ich zumindest den einen Heizkörper im Wohnzimmer aufgedreht, damit mein Mann nicht friert. Das frustriert mich am allermeisten, diese Lippenbekenntnisse, die zu nichts führen. Und da darf man dann noch nicht mal sich beschweren, ist ja alles freiwillig.

Oder Montag morgen. Es ist ja nicht so, dass meine Mutter nicht weiß, dass mein Sohn um halb 8 zum Bus muss. 2min vor halb fährt sie mit dem Auto los in die Werkstatt. 2min später ich dann selbst (wegen 1km) meinen Sohn zum Bus. Ich dachte, ich falle vom Glauben ab. Macht Sinn, oder?

Aziraphale

@Rubysmum

Das ist zumindest etwas, was ich nie zu hören bekam. Ich war oft 2x am Tag im KH bei meinem Mann. Das war ok für alle.

Ihr seid noch so jung und ich hoffe, Dein Mann ist gut versichert. Ein HT ist ein sehr hartes Los. Wegen der Epilepsie würde ich mich mal ein ein Epi-Zentrum wenden, damit Dein Mann gut eingestellt wird. Meiner war da nach seinem 2. großen Anfall über eine Woche, bis er überhaupt aufgehört hat zu krampfen. Und selbst dann hat das noch einige Zeit gedauert (knapp über ein Jahr), bis er dann gar keine Anfälle mehr hatte.

der Meister

Hallo zusammen,
da ist was dran, jeder schaut auf meine Erkrankung.
Aber keiner fragt, wie meine Frau und der Rest der Familie damit zurecht kommt.
Und meine Frau musst schon viel mitmachen, vor allem am Anfang.
Nix ist mehr wie vorher.


Wir sind jetzt 30 Jahre verheiratet, doch die letzten 1,5 Jahre waren für meine Frau schwierig. Wobei ich ja auch mein Bestes gebe.
Respekt und Hut ab ...


Liebe Grüße Klaus

Mareike

Hallo Rumysmum,

auch ich bin Angehörige / Freundin eines HT-Patienten.
Ich kann deine Sorgen, Ängste und vorallem wie du dich fühlst nur zu gut nachempfinden - mir geht es ähnlich.

In den 1,5 Jahren seit der Diagnose meines Freundes, ist alles anders.
Habe selber für mich auch noch keinen Weg gefunden um damit besser "klar" zukommen. Es ist sehr hart, immer (sorry, auch wenn es wirklich doof klingt) "nur noch die zweite Geige" zu sein.
Ich habe für mich meine Pferde und meinen Job die mich erfüllen und mir Kraft geben, vieles zu ertragen - versuche dir Freiräume zu schaffen, wo nur du entscheidest was auf dem "Plan" steht. Vorallem ist eine Zeit für dich alleine sehr wichtig.

ich drücke dir ganz fest die Daumen!
Lass dich nicht unterkriegen.

Viele Grüße

alex90

Hallo zusammen,

ich selbst bin Angehöriger. Bei meinem Papa wurde im April 2018 ein Glioblastom diagnostiziert, im November 2018 verstarb er.

Meine Mama war nicht auf sich alleine gestellt, wir hatten sehr große Unterstützung durch Papas Schwester. Aber das war es dann auch schon. Teilweise haben sich Freunde und Bekannte von uns abgewendet - ich vermute, sie wissen nicht, wie sie mit uns bzw. unserer Situation umgehen sollen. Das finde ich sehr traurig, auch heute, ein Jahr nach Papas Tod haben wir zu vielen noch immer keinen Kontakt...

Meine Mama ist während der Krankheit in den "Funktioniermodus" gefallen, hat sich aufgeopfert, ohne für sich selbst zu sorgen. Das macht dich körperlich und seelisch kaputt.

Aber es ist leider wirklich so, wie ihr schreibt - nach uns Angehörigen frägt niemand, immer bekommt man nur den Satz "Wir wünschen euch viel Kraft" zu hören... Es ist für uns wichtig, mit jemandem über die Situation sprechen zu können. Deshalb sind sowohl meine Mama als auch ich in ambulanter Psychotherapie. Das hilft uns beiden sehr.

Es ist schwierig, ein "gesundes" Gleichgewicht zwischen der Pflege des Patienten und der eigenen Selbstfürsorge hinzubekommen.

Denk daran - Dein Leben geht weiter, du musst auch nach dir selbst schauen (auch wenn es schwierig ist).

Liebe Grüße
Alex

juli18

Hallo zusammen,
wie Recht ihr alle habt. Und dann wird man noch kritisiert warum man diese oder jene Medikamente gibt und meine Mutter deshalb viel schläft.
Auch als es ihr zunehmend schlechter ging, obwohl sie nur noch wenige Tage zu Leben hatte und sich nicht mehr mitteilen konnte.
Vorher wurde sie aber nur einmal die Woche besucht. Dann sollte derjenige doch froh sein das ich mich gekümmert habe, aber dann nicht noch kritisieren. Denn eigentlich wäre es Aufgabe aller Kinder gewesen sich um die Pflege usw. zu kümmern.
Liebe Grüße

Rubysmum

Hallo ihr vielen Lieben,
Es tut gut zu hören, dass man nicht alleine ist. Wir sind jetzt bei einem Psychoonkologen, der uns begleitet durch diese Zeit. Ich hoffe es hilft und bringt was. Ansonsten versuche ich mich von denen, die mir nicht gut tun zu distanzieren. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Und wenn es schon unsere Angehörigen nicht tun, dann frage ich euch gern an ihrer statt: Wie geht es euch? Wie geht es euch wirklich? Ich empfinde sehr viel Wut und Trauer über die ganze Situation. Vielleicht können die, die es wünschen und denen es helfen würde einfach einmal die Woche oder so oft ihr wollt, ein Gefühlsupdate posten. Wie eine Art Tagebuch. Oder wir gründen eine private Selbsthilfe-WhatsApp-Gruppe. Wenn jemand Interesse hat, dann schreibt mir einfach hier eine Nachricht und ich würde das in die Wege leiten. Viele liebe Grüße an euch alle!

ekmI.1

Liebe Rubismum,
mein Mann hat die Diagnose Glioblastom im Sept. 2012 erhalten. Leider ist er im April 2015 verstorben. Die ganze Zeit über habe ich keine Unterstützung von seiner Familie/Geschwister erhalten. Ich habe mir rechtzeitig psychotherapeutische Hilfe geholt und ich war bei der Krebsgesellschaft. Einmal im Monat fanden dort Gespräche nur für Angehörige statt. Das hat mir sehr geholfen. Ganz wichtig bei dieser Diagnose ist, auf sich zu achten.Ich bin Krankenschwester und wusste, was auf mich zukommen kann. Später, als es meinem Mann immer schlechter ging, konnte ich es psychisch nicht mehr alles alleine schaffen. Es war für mich und meinem Mann die beste Entscheidung, dass er in einem Hospiz bei liebevoller Betreuung friedlich gestorben ist. Ich wünsche dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit.
Lg

Aziraphale

@alex90

Die Angst vor dem eigenen Tod ist es, die dazu führt, dass Leute sich abwenden. Dabei gehen wir alle irgendwann diesen Weg, alles, was lebt, muss auch irgendwann aus dem Leben scheiden.

Bei uns wird die familiäre Situation zur Zeit immer schlimmer. Meine Mutter redet seit 2 Wochen nicht mehr mit mir, es gab einen Streit um eine finanzielle Angelegenheit mit meinem Bruder, die ich endlich lösen wollte. Sie kam zu uns in die Wohnung und hat meinem Mann unterstellt, er würde herumspionieren (was er nicht tat) und er hätte überhaupt kein Recht dazu (ja sicher, hat er aber auch nicht getan). Meine Mutter ist mittlerweile so abseits der Realität angelangt, dass es schon körperlich weh tut. Alles zum Wohl ihres geliebten Sohnes, der nichts kann, außer Probleme verursachen. Jeder muss sich fügen, Verständnis für unsere Situation und dass ich nicht mehr gewillt bin, die Verantwortung für seine finanziellen Verpflichtungen zu tragen? Null. Ich will nur Ärger machen sagt sie.

Das Beste wäre, hier weg zu gehen. Aber das geht leider nicht, die Angelegenheit mit meinem Bruder wäre immer noch nicht geklärt und ich hätte einen immensen finanziellen Schaden, der mich sogar ruinieren könnte.

der Meister

Hallo Aziphale,
einerseits ist es schön, wenn man Geschwister, Eltern um sich hat.
Natürlich besteht auch immer die Gefahr, dass es zu Streit kommt.
Wenn dann noch eine schwere Erkrankung ins Spiel kommt kann das schnell schwierig werden. Ich hoffe, dass sich die Angelegenheit regelt.
Dir alles Gute.



Gruß Klaus

GMT

Zitat @Azirahaele:
"Die Angst vor dem eigenen Tod ist es, die dazu führt, dass Leute sich abwenden. Dabei gehen wir alle irgendwann diesen Weg, alles, was lebt, muss auch irgendwann aus dem Leben scheiden."

Genau DAS ist der eigentliche "Beweggrund" der Menschen, die dann z.B. gerne "auf Krawall gebürstet" Streit vom Zaun brechen um "Abstand" für sich zu dieser Situation zu schaffen um sich selber nicht aus der Komfortzone bewegen zu müssen - ist ja auch praktisch denn dann bist 'DU' ja diejenige, die "schuld" hat.
Einerseits ist so etwas eine Charakterfrage andererseits ist diese Gesellschaft weit weg davon mit der Vergänglichkeit des Lebens umzugehen.
Was vor vielen hundert Jahren noch bewusst dazu gehörte will man sich heute nicht mehr eingestehen....ich weiß nicht ob das was zu tun hat mit einer Wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft - kommt mir leider so vor - denn es sind so viele, die sich so oberflächlich verhalten.

Aber liebe Aziraphaele, erstaunlich ist doch, dass man in solchen Zeiten dann auf echte "Diamanten" des Lebens stößt - zumindest ging es mir so - ich habe Menschen getroffen, die großartig reagiert haben und tatsächlich dann keine Dummschwätzer waren sondern echte Macher!
Es gibt sie, leider häufig außerhalb der Familie.....aber wahrscheinlich sind es die Leute, die von ihren guten Eigenschaften nicht viel Aufhebens machen, deshalb fallen sie weniger auf.

Lass Dich nicht unterkriegen und vielleicht ist Abstand für dich zu diesen Leuten, die dich nur einmal mehr belasten, das Beste, was passieren kann...denn noch mehr negativen Stress braucht man in solch einer Situation nicht, es raubt die Kraft, die dringend nötig ist!

Aziraphale

Ja genau. Auch wir haben solche Diamanten gefunden und auch bei uns liegen sie außerhalb unserer Familie.

Unterkriegen ist ja eh kein Thema. Wir rücken als Familie enger zusammen. Es ist ja nicht so, dass es vor dem Streit viel besser war. Lippenbekenntnisse, denen keine hilfreiche Taten folgten, haben mich ebenso zermürbt wie das ständige Ignorieren von Bitten bezüglich des Schulweges meines Sohnes. Dazu kommt ein: "das geht Dich nichts an." an mich gerichtet, wenn ich zu einem Thema meine Meinung sage, umgekehrt aber, wenn ich sage: "Das geht Dich nichts an" beleidigt sein und dann: "Ich/wir meine/n es ja nur gut." Ja, der Weg zur Hölle ist gepflastert mit Menschen, die es "nur gut" meinten.

Sorry ich bin zur Zeit etwas genervt von dieser Angelegenheit.

Marsupilami

Liebe Foris,

das finde ich hier spannend.

Azira, ich finde , dass deine Genevrtheit durchscheint, aber alles andere wäre übermenschlich. Wie willst du in deiner Situation noch Mensch bleiben, wenn du das Überdruckventil nicht mal ein wenig ablassen kannst.

Diese "persönliche Betroffenheit" mit den ganzen Vermeidungen, oft pseudo-optimistisch, oft aggressiv, betrifft das vollständige soziale Umfeld.
das Gefühl der persönlichen Bedrohung geht schon bei Erkrankung und bleibender Behinderung nach Erkrankung los.

Ich finde nicht, dass das ein Zeichen von Verrohung unserer Gesellschaft ist , sondern davon, dass unsere Ansprüche (immer glücklich, schlank und zufrieden) völlig unrealistisch geworden sind.

Vom Mutterleib an wird auf Leistungsoptimierung getrimmt, und plötlich....nichts mehr mit schnell, schnell.

Ich weiss nicht , wie ihr das schafft und wünsche Euch alles erdenkliche Gute
Respekt, dass ihr euren Weg mit den "Betroffenen" geht, passt ruhig (bzw bittebitte) auf, dass ihr eure Akkus manchmal irgendwie laden könnt, den Druck ablassen, oder welches Bild euch am stimmingsten ist

Gruß vom Marsupilami

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