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Andi

Hallo, ich habe hier im Forum bereits vor knapp 3 Jahren geschrieben. Zu dieser Zeit wurde bei meinem Neffen die schreckliche Diagnose gestellt.
Nachdem mein Neffe sich außerordentlich gut von der OP und von der Therapie erholt hatte, die Nachsorgetermine unauffällig und damit doch erfreulich waren, befindet er sich seit April d.J. im Hospiz. Dort ging es ihm zwischenzeitlich so gut, dass er das Hospiz wieder verlassen musste, weil die Krankenkasse nicht weiter bezahlen wollte. Er war 2 Wochen zu Hause und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich dramatisch; Folge: zurück ins Hospiz (die Krankenkasse zahlte ja jetzt wieder). Demnach war er zu gesund um zu sterben! Trotz der tollen Einrichtung und den Betreuern hat sich sein Gesundheitszustand nach und nach immer mehr verschlechtert; extreme Gehstörungen, Übelkeit, Inkontinenz, schwaches Kurzzeitgedächtnis usw. Aber am meisten sind wir als Angehörige sehr irritiert über sein aggresives Verhalten. Es ist kaum noch ein Gespräch möglich. Wenn wir etwas fragen, reagiert er laut und aggressiv, so, als wenn er einfach seine Ruhe haben will. Wir haben schon Angst, dass er vielleicht deswegen das Hospiz wieder verlassen muss, obwohl es hier nicht um körperliche Aggresivität geht. Kennt jemand dieses Phänomen? Mein Neffe war bislang ein sehr ruhiger Geselle, der nicht unbedingt der Partylöwe sondern eher stiller Zuhörer war. Er ist für uns beinahe ein anderer Mensch (obwohl seine Lage ihn natürlich dazu gemacht hat). Wir haben schon so viel versucht: den Besuch aufzuteilen, damit nicht zu viele da sind; einfach bei ihm zu sitzen und nur wenig, das Nötigste, zu sagen u. eine Freude machen wir ins Kino (dass ging bis vor kurzem noch) oder zu Mc. Donald. Es bricht uns das Herz zu sehen, wie er sich immer mehr entfernt. Der Körper lebt noch, aber die Seele ist schon gestorben. So fühlt es sich an.

Nicky

Hallo Andi,

das was ich von deinem Neffen lese,lässt mich in die Krankheitszeit meines Mannes zurückreisen.

Das aggressive Verhalten ist die Wesensveränderung,die durch diesen Tumor eintritt,unsere Psychoonkologin erklärte und das damals ,daß aus einem lieben,ruhigen Menschen ein aggressiver Mensch werden kann und aus einem cholrischen Menschen,ein stiller ,ruhiger Mensch....de facto ein Umkehrschluss.

Mein Mann litt zudem noch an HOPS durch eine Einblutung und es gab auch Situationen,da rief er mich an und war aggressiv,schrie mich einmal an,was er vorher nie getan hatte ,dann war er widerrum verzweifelt und total verwirrt und ein paar Minuten später wieder ganz klar und fragte,was mit ihm los sein,das wäre doch nicht er.

Was wir Angehörige in dem Fall tun können,nicht widersprechen ,sondern auf die Situation und den Betroffenen eingehen..einfühlsam sein ,das bleibt uns übrig und so wie ihr das macht,macht ihr das ganz toll und die Beusche aufzuteilen ist auch eine gute Idee,so sind nicht alle aufeinmal da ,dein Neffe bekommt den Besuch dann über den Tag verteilt und das ist gut so...fragt ihn auch einfach,was er mitgebracht haben möchte,ob es sein Lieblingsessen ist,vielleicht auch ein Spiel zusammen spielen,das haben wir auch gemacht,da gibt es so viele Möglichkeiten,gerade im Hospiz.

Ja,das sie sich entfernen ist auch ein Stück Weg bei dieser Krankheit,leider ein Anschied auf Raten,aber wir können es ihnen trotzdem schön machen,solange es geht.

Ich wünsche euch dazu ganz viel Kraft und macht weiter so,ihr macht es richtig.

LG Nicole,die ganz tief in ihrem Herzen weiß,daß ihr Heinz-Willi nur vorausgegangen ist.

Welle2013

Lieber Andi, bei uns war es ganz ähnlich wie von Euch beiden beschrieben. Mein Sonnenschein war ein echter Sonnenschein. Und das schlimmste war, daß er sich teilweise sehr genau an seine "Anfälle" erinnern konnte und sich entschuldigte. Ich kann nicht sagen, was ich schlimmer fand. Meinem Mann hat es geholfen, wenn die Agressionen oder Panikanfälle kamen, von 100 rückwärts zu zählen. Das gibt in der innen Unruhe Bewußtsein und Vertrauen und Ruhe. War ein Tip von der Psychologin.
Auch ich wünsche Eurer Familie viel Kraft, weil eines wisst ihr: Er kann es kaum bis gar nicht beeinflussen...


LG, die Welle

"Was ist wichtiger: Lieben oder geliebt zu werden?" oder anders "Welcher Flügel ist für einen Vogel wichtiger, der rechte oder der linke"

bridget

Hallo Andi,

ihr müsst euch keine Sorgen machen...dein Neffe muss ganz sicher das Hospiz nicht verlassen...seine Aggressivität ist ja krankheitsbedingt.

Dass die Situation für euch, für dich sehr schwierig ist kann ich gut verstehen.
Dein Neffe ist noch da...und irgendwie auch schon nicht mehr.
Die Zeit mit ihm ist ja eh schon zu knapp...und du kannst die nicht so gestalten, wie es vor der Wesensveränderung möglich gewesen wäre.

Du kannst weiterhin nur das tun ,wo du denkst, dass es ihn freut....mal wieder seinen Lieblings-Burger;,Musik oder ein Hörbuch.....mitbringen.

Du und die ganze Familie bemüht euch das Beste für deinen Neffen zu tun.
Und mehr geht einfach nicht !!!

Behalte deinen Neffen so in Erinnerung wie er war....und denke viel mehr an die schönen Momente, die du mit ihm hattest.

Andi...ich wünsche dir ganz viel Kraft !!

Liebe Grüsse
Bridget

Andi

Vielen Dank für die lieben Worte.
Wir haben am 09.09. den Geburtstag meines Neffen im Hospiz "gefeiert".
Die ganze Familie war da und mein Neffe fand das wohl auch ganz toll, alle um sich zu haben. HIn- u. wieder gab´s dann zwar mal eine verbale aggressive "Entgleisung", die wir aber so weit es ging mit Humor nehmen konnten (wie soll man sonst auch damit umgehen). Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen Betroffenen so ist, aber mein Neffe will sich absolut nicht helfen lassen. Weder beim Aufstehen vom dem Stuhl, Festhalten des Rollators oder Auspacken seiner Geschenke (was ich ja verstehen kann:)
Wir sassen mit ihm auf der Terrasse und da er nur sehr schwer vom Stuhl hochkommt, mussten wir fast 1 Stunde warten, bis er wieder im Zimmer war. Wir wollten ja längst losgefahren sein, wollten ihn aber nicht alleine auf der Terrasse lassen. Letztendlich mussten wir doch lachen und haben so unsere Scherze gemacht. Das alles zeigt uns, wie wichtig der "normale" Umgang mit Betroffenen ist und wie wertvoll ein Lachen in einer derartigen Situation sein kann. Eine traurige Mine versetzt nicht nur dem Betroffenen einen Stich ins Herz. Vieles muss man halt im Stillen und alleine an Gefühlen herauslassen.
Herzliche Grüße u. mit einem Lächeln im Gesicht
Andi

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