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Thema: Die Entscheidung

Die Entscheidung
Karsten
10.12.2011 20:33:19
Hallo, mein Name ist Karsten.
Vor rund elf Jahren wurde mir ein anaplastisches Astrozytom Grad III entfernt.
Obwohl der Tumor nahe des Sprachzentrums lag, war er gut zu operieren. Seit dem werden alle vier Monate MRT Kontrollen durchgeführt.
Nach der OP folgte eine Strahlentherapie. Eine Chemo hatte ich damals abgelehnt.
Bei den aufeinanderfolgenden Untersuchungen wurden in den Jahren zum Vergleich der Voruntersuchung (im vier Monats Rhythmus) keine Veränderungen festgestellt.

Aber der Langzeitvergleich….

Der zeigt selbst mir als ärztlichen Laien eine Veränderung: Er wächst – langsam aber er wächst. Mittlerweile ist der „Störenfried“ 1,5, x 3 cm groß.
Kontrastmittel nimmt er jedoch nicht auf.

Vor knapp drei Wochen ist, bei einem MRT-Auswertungsgespräch, nach 11 Jahren wieder das Wort „OP“ gefallen. Mein „Fall“ wurde daraufhin im neuroonkologischen Konzil beraten, mit der Empfehlung: erneute OP und Chemo. Die unblutige „Cyber-Knife-Methode“ kommt bei mir – warum auch immer – nicht in Frage.
Es ist zwar keine Hektik angesagt, dennoch muss ich mich früher oder später entscheiden, spätestens zum nächsten Termin Anfang Januar.

Was nun?

Wieder operieren lassen - mit allen Risiken, oder doch nur auf die Temozolomid Chemo setzen um u.U. das Wachstum aufzuhalten. Vielleicht sollte ich noch warten und nichts machen, mir geht´s schließlich gut.
Mein Bauchgefühl rät mit zur zweiten Variante: nur Chemo.

Gibt es noch weitere Alternativen oder stand jemand von Ihnen vor derselben Situation/ Entscheidung?

Eins noch: Ich arbeite seit 20 Jahren (man sagt erfolgreich) in der Kinder- und Jugendarbeit und wechsele am 1.1. in ein neues Aufgabengebiet – dafür habe ich viele Jahre (hart) gearbeitet.
Karsten
Eyüpoglu
18.12.2011 21:23:54
Die aktuellsten Studienergebnisse zeigen sehr klar, daß eine Radio- bzw. Chemotherapie "besser" wirkt, umso kleiner die Tumormasse ist. Wenn Ihre behandelnden Ärzte meinen, daß eine Operation mit einem vertretbaren Risiko möglich ist, dann ist das die sinnvollste Alternative. Das Cyber- oder Gamma-Knife ist in diesem Fall keine Therapieoption: a) das zu bestrahlende Volumen ist zu groß, b) der Tumor bleibt im Schädel - also der raumfordernde Effekt bleibt unverändert. Eine reine Chemotherapie ist zwar möglich, ist aber unklug wenn der Tumor operabel ist - aus den oben genannten Gründen.

PD Dr. med. I.Y. Eyüpoglu
Leiter der AG Neuroonkologie
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklinikum Erlangen
Eyüpoglu
Karsten
20.12.2011 17:14:28
Herr Dr. med. I.Y. Eyüpoglu, vielen Dank für Ihre Bewertung.
Ich denke, ich werde mich für die OP- Alternative entscheiden.

Nur eines ist mir noch nicht ganz klar: Mein Tumor nimmt wie beschrieben KEIN Kontrastmittel auf.Nach meinem Verständnis muss es demnach einen (postiven) Unterschied zu denen geben, die Kontrastmittel aufnehmen.

Ich würde mich freuen noch einmal von Ihnen zu lesen. Den nächsten Termin zum Thema habe ich erst am 3.1. im Klinikum Neubrandenburg.

Beste Grüße
Karsten

Karsten
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