Hallo liebe Dine,
eben war ich noch im Chat und hab ein bisschen gelacht und dann schaue ich hier ins Forum und sehe deinen Beitrag, der alles andere als fröhlich ist. :-(
Keine Sorge, es ist völlig in Ordnung. Du darfst auch Mal traurig und schlaffi sein, denn das ist völlig normal und ich finde es toll, dass Du dich uns öffnest..
(Ich schreibe es jetzt einfach Mal aus meinem Bauch heruas ohne alle anderen Antworten zu lesen - also Sorry, wenn ich jemanden wiederholen sollte)
So, wie Du es beschreibst, kommt es mir beinahe vor, als hättest Du meine Situation beschrieben, als ich allmählich aus meiner Selbstüberschätzung "aufwachte". So ca. ein halbes Jahr nach der OP hätte ich Bäume ausreißen können, mal abgesehen von meiner psychosomatischen Verlangsamung von der ich mich damals noch nicht ganz erholt hatte - obwohl ich das dachte!
Ich dachte damals auch, dass ich das alles ganz genauso, wie vorher machen könne, wenn nur erst die Kopfwunde ordentlich verheilt wäre, aber das war/ist ein gewaltiger Irrglaube!
Leider stellte ich das erst sehr viel später fest. Fast 1,5 Jahre habe ich gebraucht, um zu sehen, dass im Grunde nichts mehr so ist, wie es einmal war und mein Neuropsychologe, den ich mir dann auf Grund dessen suchte, "wusch mir auch nochmal anständig den Kopf".
Ich musste mich also an den Gedanken gewöhnen, nicht mehr der Macher zu sein, mir auch mal selbst helfen zu lassen und mir Fehler einzugestehen (mit lezterem hab ich immer noch Probleme), ebenso auch mal Nein zu sagen, wenn mir etwas zu viel wird.
Neinsagen gab es bei mir nie, denn ich wurde früher anders erzogen, da musste man immer, ob man wollte oder nicht oder es einem nicht so gut ging. Die alten Sprüche kennt man vermutlich noch.
Auch ich hab das Problem, dass mir die OP-Narbe schmerzt, wenn ich mir zu viel zugemutet habe. Anfangs fühlte es sich immer an, als würde sich dort unter der Haut Flüssigkeit ansammeln und der Druck im Kopf stieg enorm an, das Blut hämmerte gegen die Schläfen, ich hörte es durch meinen Kopf rauschen. (Hab ich bis heute noch, wenn...!)Dann folgen Schwindel und das nicht mehr Aufnahmefähigsein. Sprich, mein Gehirn machte dicht und ich verfiel/verfalle scheinbar wieder in eine Art der Verlangsamung, in der mein Grips wieder ganz genau filtert(e), was positiv oder negativ wirkt(e).
War es negativ, kam das bei mir nicht mehr an. War es etwas Schönes, dann kam es an, aber zeitlich stark verzögert.
Es war und ist zum Teil immer noch eine schwere Zeit, weil man nach außen hin so gesund und normal wirkt, aber kaum einer sieht, dass unsere Belastungsgrenzen nur noch sehr sehr gering sind.
Wenn ich überlege, was mich heute alles aus meinem Konzept bringt, da hätte ich früher noch mind. das Dreifache wohl draufgelegt.
Liebe Dine, ich kann dir einfach nur den Rat geben, dass Du dir entweder ebenfalls einen Neuropsychologen oder einen Psychologen mit onkologischem Schwerpunkt suchst, der dich unterstützt, deinen neuen Weg zu finden, zu gehen und letztlich zu festigen.
Man muss lernen, dass das Alte jetzt anders ist, schöne Erinnerungen halt und das Neue immer einige Herausforderungen mit sich bringt, welche es unterschiedlich zu meistern gilt. Dabei darf man sich nicht von außen drängeln lassen, denn das macht es einfach nur noch schlimmer.
Hab jetzt einfach ganz viel Mut!
Mut zum Schwachsein und Mut zum Verteilen der Aufgaben, dass Du dir deinen Freiraum zum erholen gönnen kannst/musst. Deswegen bist Du nicht weniger liebenswert. Solche Kopf-OP's sind nunmal keine Kleinigkeiten, auch wenn die Medizin heut zu Tage schon sehr modern ist und es braucht sehr viel Geduld nicht nur von unseren Angehörigen, auch von uns und da manchmal sogar noch mehr. Ist nicht böse oder abwertend gemeint, aber auch unsere Lieben konnten die Situationen nicht vorher üben. Sie müssen genauso lernen wie wir. Das verlangt von allen beteiligten viel Energie und Zeit.
Fühl dich ganz lieb gedrückt, denn ich verstehe dich nur zu gut.
LG von Andrea :-)