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Thema: Die letzten Tage von Mama

Die letzten Tage von Mama
Betty1965
27.02.2014 11:33:45
Ihr Lieben,

ich habe längere Zeit nicht geschrieben, weil es nicht ging. Ich hatte zu Silvester selber einen Zusammenbruch, der es mir nicht ermöglichte.
Da ich mich hier aber sehr gut aufgehoben fühlte, möchte ich diesen Bericht jetzt mit Euch teilen.

Für diejenigen, die meine Geschichte nicht verfolgt haben: bei meiner Mama wurde Ende Juli 2013 ein Glioblastom IV diagnostiziert. Darauf folgte Operation und kombinierte Strahlen/Chemo. Leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Nach einer kurzen Chemopause, bekam sie dann 7 Tage ON/OFF mit Temodal. Außerdem mehrere komplementäre Mittel wie Weihrauch und Vitalpilze.

Das letzte MRT fand am 23.12.2013 statt. Der Tumor war sogar etwas geschrumpft. Die Freude zu Weihnachten war groß!!!

Am 16.Januar 2014 änderte sich das. Wir dachten erst, das es sich um einen "schlechten" Tag handelt. Am 17.Januar feierte sie dann ihren 70sten Geburtstag.

Von da an wurde es zusehendst schlechter. Am 29.Januar hatte sie einen Termin beim Komplementärmediziner. nachmittags habe ich dann versucht mit ihr ein bißchen zu "turnen" (sie durchzubewegen). Sie bekam über einen sehr langen Zeitraum hochdosiertes Cortison, und konnte sich kaum mehr bewegen. Die Bewegungen beim Turnen führte sie aber gut aus.

In der Nacht kam sie nicht mehr aus dem Bett. Sie brach auf dem Weg zur Toilette (mein Vater hatte sie im Arm) zusammen, und konnte den Urin nicht halten. Es folgte eine schreckliche Woche.

Da mein Vater sich weigerte einen Pflegedienst einzuschalten hatten mein Vater und ich die gesamte Pflege zu leisten. Waschen, füttern, wickeln. Aufgrund dieser Ereignisse gab (gibt) es familiär große Unstimmigkeiten.

Der behandelnde Onkologe vermittelte mir ein Palliativteam, welches mein Vater zum Glück(!) akzeptierte. Die kamen 4 mal täglich, und übernahmen auch die komplette Pflege. Meine Mama schlief fast den ganzen Tag. Zum Schluß war sie nicht mehr ansprechbar, und reagierte auch nicht mehr.

Sie aß nicht, trank nicht, und bekam auch geringe Dosen Morphium. Nach 2 Wochen schlief sie einfach ein...

Sie hat mit der Diagnose noch knapp 7 Monate leben dürfen. :,-(

Alles Liebe
Betty
Betty1965
amaryllis62
27.02.2014 11:47:10
Liebe Betty,

mein tiefes Mitgefühl. Ihr habt großes geleistet und ihr den letzten Weg zu Hause ermöglicht. Wie wunderbar für deine Mutter mit so viel Liebe begleitet worden zu sein. Es ist das größte Geschenk was ein Mensch zu geben vermag.
Wie geht es Dir? Habt ihr euch, um in dieser traurigen und schmerzhaften Zeit euch auszutauschen?
Fühle dich umarmt und in deiner Trauer gehalten.
Liebe Grüße
amaryllis62 mit Clara im Herzen
amaryllis62
Nicky
27.02.2014 11:48:23
Liebe Betty,

ersteinmal mein aufrichtiges Beileid.
Es ist gut,daß du wieder in diese Forum zurückgefunden hast,so kannst du deinen Kummer niederschreibenund auch Kräfte bekommen,da man hier so aufgefangen wird.

Ich spreche aus eigener Erfahrung.
Bei meinem Mann fing die Odysee Mitte Juni 2013 an,nach erfolgreicher OP bekam er Bestrahlungen,doch leider wurde dann im Oktober ein Rezidiv festgestellt,das bei der Bestrahlung am 21.11.13 einblutete und mein Mann somit ein Pflegefall war.Ich mag die ganze Story nicht wieder hier ausbreiten,unsere Geschichte steht schon hier im Forum.

Mein starb am 20.02.14 im Hospiz,ohne Schmerzen,ganz friedlich schlief er ein,er hörte einfach auf zu atmen.
Mein Mann lebte mit der Diagnose 8 Monate.

Es ist schrecklich und gemein,wenn wir unsere Lieben wegen dieser tickenden Zeitbombe im Kopf verlieren,doch ist es ein Trost,daß die nicht mehr leiden müssen und das ich meinen Heinz-Willi irgendwann wiedersehen werde.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft ,fühl dich lieb umarmt.

Stille Grüße Nicky,die tief in ihrem Herzen hat,dass ihr Heinz-Willi nur vorausgegangen ist.
Nicky
Betty1965
27.02.2014 12:08:23
Vielen Dank, Ihr Lieben!

Was sich familiär zugetragen hat, möchte ich hier lieber nicht ausbreiten.
Es hat zu einem Bruch der Familie geführt.

Ganz am Anfang ihrer Erkrankung habe ich mit ihr ebenfalls darüber gesprochen in ein Hospiz zu gehen (wenn es soweit ist).
Sie wollte das auch gerne, weil sie uns die Pflege nicht zumuten wollte.

Leider war jedoch mein Vater anderer Ansicht. Als jedoch das Palliativ Team eingeschaltet wurde, wurde es besser.

Ich kann jetzt wirklich sagen, das sie in einer schönen Umgebung in Frieden, bei Kerzenlicht zu Hause eingeschlafen ist. Wenigstens etwas...

Alles Liebe
Betty
Betty1965
Welle2013
27.02.2014 12:14:10
Liebe Betty,
alles war selbstverständlich:
Gemeinsam lachen, miteinander reden, gemeinsam weinen und gemeinsam leben.
Alles war selbstverständlich, nur das Ende nicht.

In der Hoffnung, daß Deine Mutter ein erfülltes Leben hatte, wünsche ich Euch Kraft, Mut, Zeit und Ruhe zum Trauern.

Damit Du irgendwann auch wieder lachen kannst, ganz selbstverständlich...

in stiller Anteilnahme, die Welle

"Was ist wichtiger: Lieben oder geliebt zu werden?" oder anders "Welcher Flügel ist für einen Vogel wichtiger, der rechte oder der linke"
Welle2013
gramyo
28.02.2014 00:30:54
Liebe Betty,

fühle dich sehr lieb umarmt und ich bin so froh, dass du dich hier wieder gemeldet hast und deinen Seelenzustand beschreibst.

Versuche doch bitte , damit DU innerlich Frieden bekommst, die allerletzte Zeit mit deiner Mama anders zu sehen als "wenigstens etwas".

Sie verabschiedete sich von dieser Welt, wie du schreibst in einer schönen Umgebung mit Kerzenlicht. Da, wo sie jetzt ist, hat sie ihren Frieden und ist frei von jeglichen Schmerzen und Einschränkungen.

Jetzt gilt es deinen Frieden zu finden und deine Ruhe. Ich habe sehr gezögert , ob ich dir die nachfolgende tibetische Weisheit ans Herz legen sollte.

Da ich aber finde, dass es dir, aber auch allen Anderen, die einen lieben Menschen im "anderen Sein" haben,doch weiterhelfen könnte, habe ich mich dazu entschlossen.
Auch ich fühle mich damit angesprochen und habe durchaus auch meine Schwachpunkte darin gesehen....
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"Wahre Liebe bedeutet Weisheit.
Man liebt einen anderen,
aber am Ende geht oder stirbt der geliebte Mensch....

Dann wehzuklagen und voller Sehnsucht an den Gegangenen zu denken,
nach dem zu greifen, was sich verändert hat,
ist leiden, nicht lieben.

Wenn wir mit dieser Wahrheit ganz eins sind,
nicht mehr verlangen,
wird die Weisheit oder wahre Liebe ,
die über das verlangen hinausgewachsen ist,
unsere Welt erfüllen.
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Ich denke wir sind alle gefühlsmäßig irgendwo auf diesem Weg, der uns ja wirklich Ruhe und Frieden und auch Kraft und Freude schenken kann. Die, die meiner Meinung nach "ins Licht " gegangen sind, wollen nicht das wir unglücklich und hadernd durch unser Leben gehen. Wie Amaryllis schon schreibt und ich auch denke: "ihr habt Großartiges geleistet".
So jetzt noch eine tibetische Weisheit, die ich für sehr bemerkenswert halte
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"Wenn das stete Entstehen und Vergehen
alles Körperlichen und Geistigen gesehen wird,
entsteht wahre Freude.

Hier liegt das Reich der Todlosen".
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Fühle dich herzlichst umarmt und ich hoffe sehr, dass wir uns einfach mal "real" sehen , uns in die Arme nehmen können und unserer Lieben in Friede und Ruhe und auch in Freude gedenken können.

Liebe, verständnissvolle Grüße
von deiner Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
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