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tami

Hallo,

ich bin neu hier und versuche irgendwie Hilfe zu bekommen.
Mein Verlobter hat vor einigen Monaten im alter von 25 Jahren den Kampf gegen den Krebs (Glioblastrom) verloren. Wir haben 10 Monate gekämpft und gehofft.

Alles begann mit starken Kopfschmerzen und Müdigkeit. Im Ärztlichen Bereitschaftsdienst wurden wir mit ,,Migräne und Verspannungen´´ wieder nachhause geschickt. Doch die Schmerztabletten wirkten nicht und kurze Zeit darauf begann er sich ständig zu übergeben und das linke Auge schmerzte. Wir suchten ein anders Krankenhaus auf wo sofort ein MRT gemacht wurde. Diagnose 7 cm Tumor im Stirnhirn mit verdacht auf ein Glioblastrom. 3 Tage darauf wurde er Operiert aber es konnte nicht alles entfernt werden. Nach Tagelangem warten und hoffen auf vielleicht doch eine gute Nachricht, kam dann das Ergebnis. Der Verdacht auf ein Gliblastrom bestätigte sich und unsere Welt zerbrach. Es wurde alles mögliche Versucht um sein junges Leben zu verlängern und so angenehm wie möglich zu machen. Chemotherapie, Bestrahlung und Schwarzkümmelöl. 2 Monate danach bildete sich zu viel Hirnwasser und ein Shunt wurde gesetzt. 4 mal musste er insgesamt operiert werden aber es ging ihm gut und er war zu jederzeit Glücklich und bereit für sein Leben zu kämpfen. Im Dezember 2014 kurz vor Weihnachten wies er sehr starke Wesensveränderungen auf und auch die Vergesslichkeit kehrte zurück. Bei einem weiteren MRT wurde dann festgestellt, dass der Tumor wieder wächst und sich Metastasen im Rückenmark/Wirbelsäule gebildet haben. Dank einer Avastin Therapie wurden uns weitere meist glückliche Monate geschenkt.

Es waren 10 Monate mit höhen und tiefen, Lieben und Leid, hoffen und die Hoffnung verlieren.
Es sind die schlimmen Bilder und Erinnerungen die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Unbeantwortete Fragen...

Mir wurde immer gesagt du musst stark sein und ich war stark für 2. Musste für 2 denken und alles was ich getan habe, habe ich mit vollem Herzen getan mit dem Gedanken neben dem Menschen zu stehen den ich über alles Liebe und der mir bald genommen wird. Irgendwann hatte man diesen... ich nenne es ,,Roboter Modus´´. Man funktioniert und versucht eigene Gefühle und Emotionen auszublenden. Als er noch bei mir war hatte ich noch eine Aufgabe aber jetzt 7 Monate nach seinem Tot kommt alles hoch. Ich kann einfach nicht mehr ,,Stark´´ sein. 2 Wochen nach der Beerdigung war ich wieder Arbeiten und versuchte so gut es ging weiter zu leben. Es gibt gute und schlechte Tage. Aber im Moment überragen die schlechten. Ich bin mittlerweile 26 Jahre alt und ich weiß nicht wie ich mein Leben weiter leben soll. Bei Psychologen war ich auch schon aber das hat mir nicht sehr viel gebracht. Vielleicht war auch nicht der richtige dabei.
Ich wäre einfach nur dankbar, wenn hier vielleicht jemand ist dem es genauso geht/ging und mir Rat geben kann. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen in meinem Umfeld einfach vergessen haben was passiert ist oder es nicht nachvollziehen können, weil sie noch nie in dieser Situation waren.

biene 48

hallo tami,
dein beitrag hat mich eben sehr berührt. ich sehe grad, dass du online bist.
wenn du magst können wir uns grad im chat austauschen!
LG biene

eisen juli

Hallo Tami
es tut mir unglaublich leid, dass Du eine so schwere Zeit hast und einen so schweren Verlust erlitten hast.

Ich habe meinen Vater zuhause gepflegt- bevor er heuer Ende Juli gestorben ist. Und mir kommt vor, dass ich seinen TOd noch nicht ganz realisiert habe und die Talsohle noch nicht erreicht ist. Meine Mutter und ich haben sehr viel " stark bleiben...Ohren steif halten ..etc." gehört. Ich hab mir manchmal gedacht: " Ja nona...eh klar...haltet doch einfach die Klappe, wenn ihr nichts besseres zu sagen wisst". Auch wenn es alle nur nett gemeint haben...

Und ich glaube, dass alle die die schwere Zeit nicht, oder nur am Rande erlebt haben tatsächlich schnell zur Tagesordnung zurück kehren...zumindest äußerlich....

Ich habe gelesen, dass "die Gesellschaft" erwartet, dass man bald wieder funktioniert. Weil der Tod einfach keinen Platz hat in unserer Zeit. Und dass die Traurigkeit nicht verschwindet sondern sich einfach verändert. Man muss seiner Trauer also fast einen Platz freiboxen.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du schwach sein kannst und Menschen um dich hast die dich zudecken, dir heiße Schokolade bringen, dein Haar streicheln, mit dir weinen, dir zuhören, bei Dir sitzen bist du eingeschlafen bist und dír das Gefühl geben, dass sie alles Unheil von dir fernhalten können bis deine Tage wieder heller werden!

Alles Liebe
Barbara

blondi

Liebe Tami,den liebevollen Worten von Barbara ist eigentlich nichts hinzuzufügen.Leider sind die Menschen so "strukturiert",daß sie mit Trauer nur ganz schwer umgehen können.Mein Mann lebt seit 2 Jahren mit einem Glioblastom und ich kenne alle "hohlen"Sprüche.Gerade in dieser Zeit erkennt man seine "wahren Freunde" - und stellt fest: es gibt sie nicht.Man steht ganz alleine da, mit seinem Schmerz und Kummer.ABER mein Mann ist noch da.
Du mußtest in so kurzer Zeit einen geliebten und so jungen Menschen nach allem HOFFEN und BANGEN hergeben.Diesen Verlust zu verkraften ist sehr,sehr schwer UND NUR die Zeit wird diesen Schmerz heilen.Ich finde leider nicht die richtigen Worte,um Dir diesen unerträglichen Verlust und Schmerz zu lindern,wünsche Dir aber auch (wie Barbara)von ganzem Herzen einen liebevollen Menschen der Dich versteht und trösten kann.
Liebe Grüße Blondi

Mamamaus

Hallo Tami,

das tut mir leid, dass ihr nur so wenig Zeit noch miteinander verbringen konntet. Mein Mann hat auch ein Glioblastom, wir haben zwei Kinder, 5 und 9. Ich versuche auch immer stark zu sein, aber mein Körper rebelliert grade stark, ich bekomme einen Infekt nach dem Anderen, und für die Kinder muss ich funktionieren. Klar die Außenstehenden sagen man muss stark sein usw. aber man selber muss auch mal seine Gefühle rauslassen dürfen, weinen, schreien usw. Ich habe eine Therapie in der ich diese ganzen aufgestauten Gefühle zeigen darf. Das tut sehr gut, da muss ich nicht stark sein.

Mein Mann hat nun sein Glio seit 8 Monaten. Er hatte sehr viele Tiefen mit Psychosen, unendlicher Erschöpfung usw. aber gerade geht es ihm ganz gut, er baut wieder auf, kann manchmal auch wieder lachen. Aber leider kann ich es nicht ausblenden was früher oder später kommen wird. Dann muss ich für meine Kinder schon stark sein und irgendwie versuchen selber nicht durch zu drehen zu dem die finanziellen Sorgen allein mit zwei Kindern und den Schulden der Wohnung usw.

Ich kann Dir sehr nachfühlen und weiß selber noch nicht wie ich das irgendwann alles verkraften kann und durchstehen kann.

Es gibt ja oft Trauergruppen für junge Verwitwete oder ähnliches. Ich denke so etwas ist gut zum Austausch. Zusammen zu trauern, sich auszutauschen. Jeder in der Gruppe kennt die gleichen Gefühle.

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute für die Zukunft.

LG Mamamaus

Paul60

Hallo tami,
ich habe dir eine PN geschickt.
LG
Paul

tami

Hallo,

ich freue mich wirklich sehr über die vielen Nachrichten.
Es tut gut mit Menschen zu sprechen, denen es genauso oder ähnlich geht. Man fühlt sich verstanden...
Ja die Gesellschaft macht es noch viel schwerer. Ich hatte/habe trotz allem immer Angst auf der Arbeit zu fehlen, weil ich nicht auch noch meinen Job verlieren wollte und die Rederei der Kollegen die es nicht nachvollziehen können. Natürlich lenkt die Arbeit ab, aber die eigenen Bedürfnisse rücken wieder in den Hintergrund und in dieser Phase ist man einfach nicht mehr so belastbar wie vorher.
Es ist nicht so wie viele sagen ,, die Zeit heilt alle wunden´´...
Man lernt eher nur damit umzugehen und zu leben.

Ich danke euch allen von Herzen,
mir geht es jetzt schon ein bisschen besser

Joanna

Liebe Tami, auch mich haben deine Worte sehr berührt.
Ja, es ist schwer in unserer Gesellschaft zu trauern, wenn alle sagen: "Die Zeit heilt alle Wunden". Es bleiben Narben ... und Erinnerungen, die anfangs nur weh tun ... Trauer braucht seine Zeit, nicht umsonst gibt es das Trauerjahr ... Nach 2 Wochen wieder arbeiten zu gehen nach Monaten so voller Leid ist sehr früh, finde ich, da muss man vieles einfach weg stecken, wieder funktionieren ... und hat keinen Raum, erst einmal wieder zu sich zu kommen, nach dieser Zeit, in der man sich selber immer wieder zurück nehmen musste ...

Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe eine Trauergruppe, in der du da sein darfst mit deinen Gefühlen und deiner Not?
Oder/ Und eine TrauerbegeiterIn, die/ der dich ein Stück liebevoll begleiten kann und dir zeigen kann: so lange hast du für 2 gekämpft, nun ist es an der Zeit, sich wieder dir zu zu wenden und hin zu spüren, wie diese Monate für dich gewesen sind, wie es danach jetzt für dich weiter gehen kann, wie du mit dieser Lücke leben kannst ...
Trauerarbeit ist wichtig. Auch, um wieder ins Leben gehen zu können ...

Alles Gute und viel Kraft für dich

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