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Thema: Durchbruch in der Gliomtherapie?

Durchbruch in der Gliomtherapie?
Annett[a]
27.03.2003 10:08:49
Frage zum Artikel: "Bremse für die Tumorzelle" Erbitte Meinung von einem Arzt

Könnte das der Durchbruch, insbesondere für jüngere Patienten mit
gutem Allgemeinbefinden sein, auf den alle Glioblastompatienten warten?
Wäre schön mal die Meinung eines Arztes zu hören.
Viele liebe Grüße aus Berlin
Annett
Annett[a]
Doris[a]
27.03.2003 10:09:52
Hallo Annett,
habe den Bericht auch mit großen Interesse im Focus gelesen.
Wenn du unter Stichwort "Antisense" hier im Forum suchst,
kannst du auch einige Beiträge finden, leider auch von vergeblichen
Versuchen. Ich denke ein Wundermittel ist es noch nicht, beim einen
wirkts, beim anderen nicht. Ich persönlich denke, dass es vielleicht
in 10oder 20 Jahren möglich sein wird bösartige Erkrankungen auf ganz
andere Wege als mit Chemo, Bestrahlung usw. behandeln zu können
und diese Art Therapien sind wohl die Anfänge.
Doris[a]
Andreas(Garching)
28.03.2003 10:54:32
Hallo Annett,

zum o.g. Thema habe ich folgende von der Klinik in Regensburg folgende Information bekommen:

"...die Einschlusskriterien für die Studie sehr eng sind, und der alleinige Grund dafür ist der Schutz der Patienten vor belastenden Nebenwirkungen bzw. einer Therapie, von der noch nicht bekannt ist, ob sie besser ist als die Standardtherapien.
Zusätzlich wurde in der vorherigen Studie in Gruppen von je drei Patienten untersucht, weil danach jeweils eine Dosissteigerung vorgenommen wurde, wozu die Verträglichkeitsdaten der vorherigen Gruppe vorliegen mussten. Das führte dazu, dass jeweils nur wenige Patienten gleichzeitig behandelt wurden.
Die nächste Phase, in der nach Wirksamkeit geschaut wird, beginnt nach Ostern. Es handelt sich um eine dreiarmige randomisierte Studie mit zwei Armnen AP12009 und einem Vergleichsarm Chemotherapie. Dabei können nur Patienten behandelt werden, die u.a. folgende Einschlusskriterien erfüllen:

· histopathologisch gesichertes hoch malignes Gliom (anaplastisches Astrozytom, WHO Grad III oder Glioblastom, WHO Grad IV)
· messbare, kontrastmittelaufnehmende Läsion mit einem maximalen Durchmesser von 4,5 cm, dokumentiert im MRT mit Kontrastmittel
· kontrastmittelaufnehmende Läsion (oder Summe an Läsionen), die ein Volumen von 50 cm3 nicht überschreitet
· erstes Tumorrezidiv (Tumorprogression nach Primärtherapie)
· keine vorausgehende Chemotherapie im Rezidiv
· nicht mehr als eine Chemotherapie (einschließlich Radiochemotherapie) seit Diagnosestellung
· Karnofsky Performance Status von mind. 70%.

Herzliche Grüße

Andreas (aus Garching) Astro III
Andreas(Garching)
Felix[a]
28.03.2003 11:03:30
Hallo Annett und Doris,

ich bin selbst in Regensburg in Behandlung (nicht Antisense!) und habe den Artikel natürlich auch gelesen. Viel neues hat er nicht geboten und vor allem muss man schon bedenken, dass es der Focus ist und kein medizinisches Fachjournal. Das klingt alles sehr, sehr toll, aber bislang hat man ja eigentlich nur gezeigt, dass die Therapie keinen umgebracht hat. Wie wirksam sie ist, wird erst jetzt in einer weiteren Studie erprobt. Es gibt einen Patienten, der nun seit zwei Jahren überlebt - davon gibt es aber auch ohne Antisense einige. Das bei 7 von 23 das Tumorwachstum gestoppt wurde ist natürlich positiv, aber nirgendwo steht, wie lange dieser Wachstumsstopp angehalten hat. Bei mir haben Bestrahlung und Temodal eine Tumorregression erreicht, aber nach einem halben Jahr find es dann doch wieder an.

Ich will Antisense nicht runtermachen, im Gegenteil, aber ein Magazin wie der Focus (das in erster Linie eine hohe Auflage und damit einen hohen Anzeigenumsatz erreichen will und muss) schürt mit so einem Artikel sicherlich Hoffnungen, die dann wieder enttäuscht werden könnten. Davor sollte man sich schützen.

Grüße aus Bayern,
Felix
Felix[a]
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