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Thema: Eingewöhnungszeit Methadon

Eingewöhnungszeit Methadon
Lilly7
19.09.2018 18:18:03
Liebe Forumsteilnehmer/innen

Mein Mann (Oligodendrogliom 2003, 2. Tumor 2017, OP Jan. 2018: Teilresektion, Tumorprogression unter Temodal, Abbruch nach 3. Zyklen, zur Zeit Re-Bestrahlung, anschliessend geplante PC-Chemotherapie) nimmt seit ca. 3 Wochen nun auch Methadon. Er hat mit 2 x 5 Tropfen begonnen und jeden Tag um 2 Tropfen bis auf 14 Tropfen gesteigert. Da die Nebenwirkungen zu stark wurden, hat er wieder auf 2 x 11 Tropfen gesenkt. Ca. 2 Stunden nach der Einnahme wird ihm „schwabbelig“ und er fühlt sich dann schwach und unwohl. Nach ein paar Stunden, am Nachmittag, ist dann das Befinden wieder normal und er fühlt sich gut. So kann er die Dosis nicht weiter auf 2 x 20 Tropfen steigern… Über Methadon lese ich, dass die Nebenwirkungen meist nach 3-4 Tagen aufhören.

Hat von euch jemand ähnliche Erfahrungen mit einer langen Eingewöhnungszeit gemacht oder musste allenfalls dass Mittel wegen Unverträglichkeit ganz absetzen? Ich bin froh um Hinweise, evtl. auch um Tipps zur besseren Verträglichkeit. Mein Mann möchte das Methadon gerne zusätzlich zu den Therapien nehmen. Vielen Dank und alles Gute für alle!

Lilly
Lilly7
Smarty66
19.09.2018 23:19:22
Hallo Lilly

hat dein Mann aktuell keine Chemo bzw. wann wird die PC-Chemo beginnen und welche Therapien macht ihr - weil du schreibst <zusätzlich zu den Therapien> ?

Hier im Forum haben schon einige berichtet, daß bei Unwohlsein bei der Methadon-Einnahme (oder ist es bei euch eher Schwindel/Schlappheit ?) die Einnahme durchaus sehr langsam auf die 2x 20 Tropfen gesteigert werden kann.
Oder ihr fragt direkt bei der Chemikerin aus Ulm die inzwischen mehrfach öffentlich aufgetreten ist. Sie kann man ganz einfach über E-Mail anschreiben. * (bei Interesse gerne PN).

Bei meinem Mann war es so, daß er, wenn er gemerkt hat, daß ihm die höhere Tropfen-Dosierung NICHT gut getan hat, er wieder auf die "alte" Dosierung runter ist. Auch wg. der Verstopfung, die meist auftritt, aber nicht bei jedem problematisch ist.
Der Schwindel wurde weniger/die Müdigkeit eher nicht.

Möglich wäre auch, daß ihr die Methadon-Einnahme in die Abendstunden legt und er so diese Phase verschlafen könnte. Tagsüber evt. danach einen Mittagsschlaf einlegen ☺
Das müßtet ihr aber ausprobieren ...

Oder du gibst deine Frage in die Suchleiste rechts oben ein ☺

LG Smarty


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7/14 Diagnose Glioblastom 7/14 links frontal / inoperabel.
Seit 14.9.17 neue Diagnose: Anaplastisches Oligogendrogliom WHO III.
Smarty66
paolo
20.09.2018 00:51:22
Bei mir hat die Eingewöhnungszeit ungefähr 4-6 Wochen gedauert.
Ich hatte am Anfang auch mit permanenter Benommenheit, Schwindel und Gleichgewichtsstörung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu kämpfen.
Es war bei mir in den ersten 2 Wochen ebenfalls so, dass ich mich wenige Stunden nach der Einnahme erst mal hinlegen musste um die sehr stark ausgeprägte Benommenheit ertragen zu können.
Wegen der langen Halbwertszeit im Blut war ich in den ersten zehn Tagen praktisch "dauerbreit", was ab dem zweiten Tag sehr unangenehm war und auch Zweifel in mir schürte ob ich die Einnahme fortsetzen sollte.
Hinzu kam auch Übelkeit, die ich aber mit einem Antiemetikum ganz gut in den Griff bekam, und welche dann ab der zweiten Woche nicht mehr auftrat.

Die Dosierung habe ich langsamer gesteigert, als es der ärztliche Einnahmeplan eigentlich vorsah.
Wenn ich merkte, dass es zu unangenehm wurde, nahm ich für 2-3 Tage jeweils 0,05ml - 0,1ml (1-2 Tropfen) weniger ein, und steigerte die Menge erst wieder, wenn ich mit der jeweiligen Dosis relativ gut über den Tag gekommen bin.
Mit der Zeit haben die unangenehmen Effekte aber immer weiter nachgelassen.
Nach gut 3 Wochen war ich bei den verordneten 2x20 Tropfen (also jeweils morgens und abends1ml entsprechend 10mg Methadonhydrochlorid).
Nach 6 Wochen waren die Begleiterscheinungen kein großes Problem mehr, und nach 8 Wochen habe ich eigentlich gar keine der negativen Effekte mehr verspürt.
Mittlerweile nehme ich es seit über einem Jahr, bin damit schmerzfrei, und fühle mich auch sonst ganz normal.
TMZ läuft im 5/23 Rhythmus weiter; nächste Woche beginnt der 35. Zyklus.
MRT Verlaufskontrollen waren bisher alle unauffällig und die Kontrastmittelaufnahme am Rand der Resektionshöhle ist etwas flauer geworden.
paolo
Daddycool
20.09.2018 14:11:21
Hallo Lilly,
die Mitglieder in meiner M-Gruppe haben recht unterschiedliche Erfahrungen mit den Nebenwirkungen bei Einschleichen gemacht. Die Wirkungen sind individuell unterschiedlich, da die Verstofffwechselung nicht immer vergleichbar ist.
Als dauerhafte Nebenwirkung ist die Verstopfung anzusehen, die bei allen Opioiden auftritt.
Während der Einschleichphase ist Schwindel, Übelkeit und insbesondere Müdigkeit häufig beobachtbar, ab und zu auch Appetitlosikeit.
Wissen sollte man, dass diese Nebenwirkungen um so stärker sind, je höher die Gesamtdosierung mittlerweile ist. Soll heißen eine Steigerung um 52 * 5 Tropfen/Tag von 0 auf 5 ist überwiegend problemlos, aber von 30 auf 35 Tropfen sollte man sie viiiiiel Zeit lassen.
Die Nebenwirkungen verschwinden (bis auf die Verstopfung) meist, nach dem der Körper sich an das D,L-Methaodn gewöhnt hat. Das dauert in aller Regel mehr als 3 - 4 Tage.
Gegen Übelkeit und Verstopfung haben unsere Gruppen-Mitglieder einiges heraus gefunden und auch Dr. Hilscher hat dazu Empfehlungen gegeben.
Daddycool
Lilly7
21.09.2018 07:37:36
Hallo zusammen

Ich danke ganz herzlich für die Feedbacks und wertvollen, ausführlichen Berichte!

Die Eingewöhnung wird wohl noch etwas Geduld und Ausdauer brauchen...

Alles Gute und liebe Grüsse
Lilly
Lilly7
tomtom0674
22.09.2018 10:57:59
Hallo Lilly,

die Verstoffwechselung von Methadon ist individuell sehr unterschiedlich und daher kommt es mitunter zu extremen Unterschieden der Plasmahalbwertszeit von Methadon und damit zu unterschiedlicher Ausprägung von Nebenwirkungen bei den Patienten.

Die meisten Nebenwirkungen verschwinden mit der Zeit aber die Verstopfung wird bleiben (wie bei alle Opiaten).

Aus meiner Sicht ist die "richtige" Dosis für jeden Patienten sehr individuell. Daher sollten das auch Fachleute einstellen, die sich damit gut auskennen und den Patienten entsprechend gut betreuen können und auch die Wirkung/Nebenwirkung überwachen.
tomtom0674
Lilly7
26.09.2018 17:33:05
Hallo tomtom

Auch dir ganz herzlichen Dank für die Hinweise!

Alles Gute und Gruss
Lilly
Lilly7
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