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Thema: Endoskopisch transnasale Schädelbasischirurgie

Endoskopisch transnasale Schädelbasischirurgie
Patient
16.01.2012 15:27:50
Bei mir (30) soll ein Schädelbasismeningeom von 2cm Durchmesser entfernt werden. Der eine Neurochirurg würde den Tumor mittels üblicher seitlicher Trepanation entfernen wollen. Ein anderer Neurochirurg möchte den Tumor mittels endoskopischer transnasaler Schädelbasischirurgie entfernen. Ich bin nun verunsichert. Wer ist in Deutschland Experte für die "transnasale" Methode oder gehört diese zum Handwerkszeug eines Neurochirurgen? Welche Informationen muss ich einholen, um mich besser entscheiden zu können? Gibt es Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Methoden?

Vielen Dank!
Patient
alessa2410
16.01.2012 19:38:22
Hallo,
leider kann ich Ihnen keine hilfreiche Antwort geben, sondern mich Ihrer Frage nur anschließen.
Auch bei mir (27 Jahre, weiblich) wurde eine Meningeom an der Schädelbasis von 2 cm Größe diagnostiziert und eine baldige Entfernung angeraten. In der Kopfklinik im Süden würden sie die Operation über einen Zugang seitlich am Schädel durchführen, ein anderer Chirurg im Norden hat mir hingegen die Wahl zwischen einem endonasalen bzw. Zugang über einen Augenbrauenschnitt gelassen.
Zu den Vor- und Nachteilen:
Der Zugang über einen Schnitt am Kopf bringt vielen Patienten naturgemäß zunächst Probleme mit der Narbe. Viele klagen über Taubheitsgefühle, Schmerzen und Wetterfühligkeit am Kopf, die sich ca. innerhalb eines Jahres allerdings wieder geben sollen (zumindest bei einer Bekannten von mir). Die Narbe selbst stellt kosmetisch kein Problem dar, da sie später meist von Haaren verdeckt wird. Allerdings fällt die Schläfe, an der operiert wurde, sichtbar etwas ein.
Das gleiche Problem besteht auch bei einem Augenbrauenschnitt, der horizontal mitten durch die Augenbraue verläuft und somit zwar nicht direkt sichtbar ist, allerdings fällt auch hierbei wohl die Schläfe etwas ein.
Die kosmetischen Vorteile des endonasalen Zugangs liegen auf der Hand. Der Nachteil hierbei besteht darin, dass zum Verschluss der Ausfräsung Schleimhaut vom Septum verwendet wird. Diese muss dann erst wieder nachwachsen, weshalb viele Patienten ca. 3 Monate lang Probleme mit einer trockenen Nase und sich ablösenden "Borken" haben. Außerdem kann es passieren, dass der Verschluss nicht sofort hält und Neuralwasser aus der Nase läuft. Dies könnte im schlimmsten Fall eine Infektion zur Folge haben, weshalb Antibiotika gegeben werden und die Öffnung erneut verschlossen werden muss.
Ich tendiere eher zur endonasalen OP aus den oben genannten Gründen. Es wäre auch für mich von Interesse, welcher Chirurg Ihnen die endonasale Methode vorgeschlagen hat. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
Beste Grüße aus Stuttgart

alessa2410
Prof. Mursch
16.01.2012 20:18:08
Die Vor-und Nachteile haben Sie gut zusammengefasst (sind Sie Chirurg ;-) ?.)

Auf dem Kongress für endoskopische Schädelbasischirurgie in Pittsburgh hat sich mir allerdings klar dargestellt, dass man diesen Eingriff wirklich nur von Leuten machen lassen sollte, die sehr viel Erfahrung damit haben.
Selbst Pioniere wie Dr. Snyderman sagen, es ist NICHT minimal-invasiv.
Ich glaube, man macht sich wenig Vorstellungen, was die Entfernung des Inneren der Nase so bedeuten kann. Schön aussehen, ist nicht alles.
Endoskopische Hypophysenoperationen sind teilweise Routine, aber Meningeome endoskopisch sind das für sehr wenig Leute in Deutschland.
Kraniotomien sind bei kleinen Meningeomen sehr berechenbar und kosmetisch echt kein Problem.

Prof. Dr. Mursch
Prof. Mursch
alessa2410
17.01.2012 11:15:38
Vielen Dank für Ihre Antwort.

Meine Bedenken bezüglich einer Kraniotomie sind nicht kosmetischer Natur, da die Narbe (sofern man seine Haare nicht sehr kurz trägt) nicht sichtbar ist.

Mich interessiert, um wen genau es sich bei den "wenigen Leuten in Deutschland" handelt bzw. wie man einen solchen Experten findet. Der Neurochirurg, der mir die OP vorgeschlagen hat, nahm auch an dem von Ihnen erwähnten Kongress teil, was ihn aber nicht automatisch qualifiziert.

Vielen Dank!
alessa2410
Petr
17.01.2012 15:11:49
Hallo,
wie viele "transnasale Eingriffe" hat Dein Neurochirurg pro Jahr? Ich glaube, man sollte den Arzt Fragen, wie oft er (oder sein Team) einen bestimmten Eingriff bzw. eine bestimmte Therapie ausführt. Je höher die Quantität ist, desto besser ist die Qualität. Möglicherweise kann auch die Gesellschaft für Schädelbasischirurgie Auskunft geben, wer sich in Deutschland spezialisiert hat und die entsprechenden Erfahrungen aufweist. Den folgenden Link habe ich gefunden:

www.dgsb.de/DE/schaedelbasis.php

Ich würde dann bei den Kliniken/Ärzten nach der Anzahl der Operationen fragen, die nicht HNO-Ärzte/Kliniken sind.

Alles Gute!
Petr
Katharina
14.02.2014 13:48:33
Hallo,
bei mir wurde auch ein Meningeom (2 cm) an der Schädelbasisfront festgestellt - zufällig. Mich beschäftigen die gleichen Fragen, wobei momentaner Stand ist, dass auch zeitnah zur OP (Augenbrauen oder Haaransatzschnitt) geraten wird. Wie ist bei Ihnen allen die Lage nach 2 Jahren? Würde mich über Austausch freuen!
Beste Grüße
Katharina
lieria
28.02.2014 08:10:45
Hallo

Auch ich schließe mich der Frage an.
Ich hatte letzte Woche einen Termin in der MHH, (Medizinische Hochschule Hannover Uni Klinik) würden bei mir eine Schädelöffnung mit großflächigen Schnitt am Haaransatz machen.
Auf meine Frage ob man nicht auch Endonasal Operieren könnte, bekam ich die Antwort, dass dieses nicht ginge weil mein Meningeom zu weit vorn sitzt und es vom Winkel her nicht ginge.
links frontal basel parasagital 1,5 x 1,5 x 1,7 cm

Ich werde mir nach dem nächsten MRT eine zweite Meinung in einer anderen Klinik holen.
lieria
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