www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: Entgiftung nach Chemotherapie notwendig?

Entgiftung nach Chemotherapie notwendig?
Mörchen
16.10.2013 10:23:43
Hallo ihr Lieben,

bei mir wurde im Januar 2013 ein anaplastisches Astrozytom III diagnostiziert. Anschließend wurde im Februar 2013 eine OP durchgeführt, bei der der Tumor fast komplett entfernt werden konnte.
Im April begann ich dann mit der Chemotherapie (6 Zyklen Temodal), mit der ich gestern fertig geworden bin. Aktuell geht es mir sehr gut, auch mein letztes Kontroll-MRT Ende September war einwandfrei.

Nun zu meiner Frage: Ist es sinnvoll/notwendig seinen Körper nach einer Chemotherapie zu entgiften? Meine Blutwerte (auch Leber- und Nierenwerte) sind alle im Normbereich und auch mein Onkologe hat noch nie etwas über eine Entgiftung nach der Chemo erwähnt. Dennoch habe ich schon öfters etwas (unter anderem hier im Forum) über die Notwendigkeit der Entgiftung des Körpers nach einer Chemotherapie gelesen.
Habt ihr euren Körper nach der Chemo entgiftet? Kann ich meinem Körper durch die Entgiftung schaden? Welche Medikamente habt ihr zur Entgiftung verwendet?

Ich freue mich über jede Antwort! :-)

Euer Mörchen
Mörchen
alma
16.10.2013 12:18:15
Hallo,

was meinst du mit Entgiftung? Wie soll das ablaufen? Fasten? Bestimmte Medikamente? Hast du Kenntnisse darüber?

Gruß, Alma.
alma
Mörchen
16.10.2013 13:01:28
Hallo Alma,

ich habe gelesen, dass durch jede Chemotherapie, Leber und Nieren stark in Mitleidenschaft gezogen werden, auch wenn dies am Blutbild nicht erkennbar ist. Deshalb wurde in dem Bericht geraten, nach der Chemo Leber und Nieren zu entgiften. Als "Medikamente" wurden für einen Zeitraum von drei Monaten täglich eine Mariendistelkapsel, sowie fünf Tassen Nieren- und Blasentee empfohlen.

Ich würde jetzt gerne wissen, ob jemand hier im Forum Erfahrung mit der Entgiftung von Leber und Nieren nach der Chemo hat und ggf. mit welchen Medikamenten er diese Entgiftung vorgenommen hat?
Oder ist es nicht notwendig, die Organe bei ihrer Regeneration zu unterstützen?

Liebe Grüße
Mörchen
Mörchen
alma
16.10.2013 14:10:15
Wo hast du das gelesen? Ich bin da skeptisch, weil der Nachweis einer Vergiftung ja im Blutbild nicht erkennbar sein soll. Wie will man dann kontrollieren, ob tatsächlich entgiftet wurde? Bei einer solchen Argumentation "da ist was, wir können es nicht nachweisen, aber behandeln" kann man alles verabreichen.
Es ist immer gut, die Quelle der Information mitzuteilen. Ist es ein Hersteller? Ein Forschungsergebnis? Eine solide Beratungsstelle? Ein Artikel in einer serösen oder nicht seriösen Zeitschrift? Deshalb meiner Frage bei gleichzeitiger Skepsis.

Gruß, Alma.
alma
alma
16.10.2013 19:09:40
Nachtrag:
Temodal wirkt auf die DNA der Zelle, indem es die Herstellung einer Kopie für die Zellteilung behindert. Es kursiert nicht sehr lange im Blut, sondern geht in die Zelle, wird also nicht über die Nieren ausgeschieden. Wahrscheinlich wird es da langsam abgebaut, weil die Wirkung auch nach Ende des Zyklus noch 2 Jahre anhalten soll. Eine Entgiftung vorzunehmen (gesetzt den Fall, dass es möglich ist), wäre demnach keine allzu gute Idee.

Alma.
alma
Teetrinker
16.10.2013 22:22:40
Hallo,

schön, dass es Dir so gut geht. Die Chemotherapie war sicherlich eine enorme Belastung für den Körper, deswegen solltest Du ihm jetzt was Gutes tun.
Frische Luft, ausreichend Bewegung, viel trinken, ausgewogen essen, kein Alkohol. Damit sollte der Körper in der Lage sein, sich selbst zu "entgiften". Irgendwelche speziellen (teuren?) und einseitigen "Entgiftungstherapien" halte ich für wenig sinnvoll. Insbesondere entwässernde Tees würde ich in größeren Mengen nicht ohne ärztliche Empfehlung verwenden. Trink grünen Tee, der schmeckt besser :-)

Weiterhin alles Gute
Teetrinker
Teetrinker
Hirsch
17.10.2013 12:36:15
Hallo Mörchen,
ich finde das eine Entgiftung generell schon sinnvoll ist,
schließich verbleiben die Wirkstoffe der Chemo sonst lange in deinem Körper, und gut ist das sicher nicht.

Es gibt Nebenwirkungen die Dauerhaft bestehen bleiben, dazu zählen Herzmuskelschäden, Herzinsuffizienz und Unfruchtbarkeit.
(Quelle plasmozytom.info/chemotherapie/ )

Falls Du dich also schlecht fühlst und Nebewirkungen, welche eigentlich nur während der Therapie auftreten, immer noch vorkommen
(Haarausfall, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Erschöpfung und Anämie) könnte das sicherlich daran liegen, dass dein Körper noch Reststoffe mit sich herumträgt.

Aber wie du die am besten loswirst weiß ich auch nicht, am besten sprichst du einmal mit deinem Arzt ob eine spezielle Entgiftungstherapie notwendig ist, oder ob eine saftere Methode, wie bspw. Tee reicht.

Alles gute auch von mir :)
Roland
Hirsch
Prof. H. Strik
17.10.2013 19:08:42
Eine "Entgiftung" nach der Chemotherapie ist nicht notwendig, weil die Substanzen relativ schnell abgebaut und ausgeschieden werden. Insbesondere das Temozolomid ist hier wenig problematisch und die gute Verträglichkeit zeigt sich daran, dass wir immer auch mal Patienten haben, die darunter vollschichtig arbeiten können. An dieser Stelle kann nur wieder einmal dringend geraten werden, nicht alle verschiedenen Chemotherapien in einen Topf zu werfen, sondern - wie schon erwähnt - sich Fachinformationen für das spezifische Präparat anzusehen. Oder gerne auch mal den behandelnden Arzt zu fragen, er sollte dazu ernsthaft und objektiv Stellung nehmen können.
Prof. H. Strik
Pipo
17.10.2013 20:02:25
Hallo Mörchen,

mein Mann (auch Astro III) hat auf Anraten seines Heilpraktikers und unserer Hausärztin kurz nach Beginn der Radio-/Chemotherapie mit der Einnahme eines Mariendistelpräparates begonnen. Dazu muß man sagen, daß Sascha wegen seiner Größe und seines Gewichts eine recht hohe Dosis Temodal bekommt und an den Chemo-Tagen mindestens 8 mg Zofran nehmen muß, er die Chemo also nicht sonderlich gut verträgt. Seine anfangs leicht verschlechterten Leberwerte haben sich nach der Einnahme von Mariendistel etwas verbessert. Natürlich können wir nicht überprüfen, wie sich die Werte ohne die Kapseln entwickelt hätten. Wir haben das Glück, daß unsere Hausärztin sich zum einen recht gut mit Hirntumoren auskennt und zum anderen komplementärmedizinisch sehr fit ist. Ein guter Komplementärmediziner, der nicht nur allgemein onkologisch kompetent ist, sondern auch Ahnung von Hirntumoren hat, wäre wohl der beste Ansprechpartner für Dich, bei großen Mengen entwässernder Tees wäre ich allerdings auch skeptisch. Grundsätzlich hielte ich es für sinnvoll, Deine anderen behandelnden Ärzte zu informieren, weil auch pflanzliche Medikamente zu Wechselwirkungen führen können. Solltest Du Dich dazu entschließen, schick' Sascha oder mit eine PN, dann können wir Dir sagen, welche Präparate die Ärztin ihm empfohlen hat, die unterscheiden sich ja durchaus in Qualität und Preis.

LG Natascha
Pipo
Harry Bo
17.10.2013 20:55:31
Hallo,
man sollte unterscheiden was man während einer Chemo nimmt, um sie besser zu vertragen und was man nach einer Chemo nimmt um den geschwächten Körper zu regenerieren.

Die Frage hier ging ja um das danach und eine Entgiftungskur.
Gibt es überhaupt etwas zu entgiften, muss man ein Gift aus dem Körper entfernen? Ich als Laie würde behaupten, nein, denn das Gift wurde vom Körper schon abgebaut. Ich kann nur das Immunsystem unterstützen wieder fitter zu werden.

Auch wie Prof. Strik schon sagte, nicht alle Chemotherapeutika in einen Topf werfen. Gegen ein Mittel z.B. bei Leukämie ist Temozolomid wie Hustensaft.
Ich nehme inzwischen 450mg und merke fast nichts, die Tabletten gegen Übelkeit nehm ich gar nicht und gehe voll arbeiten. Blutwerte unverändert.
Natürlich vertragen andere das nicht so gut. Hier muss man der besseren Verträglichkeit nachhelfen, die Nebenwirkungen lindern und dem Körper bei der Regeneration helfen, aber Entgiften ist der falsche Ausdruck.

Gruß Harry
Harry Bo
Mörchen
25.10.2013 20:20:11
Hallo Zusammen,

erstmal vielen lieben Dank für eure Beiträge!

Wie auch hier mehrmals empfohlen, habe ich nochmal Kontakt zu meinem behandelnden Neuroonkologen aufgenommen. Dieser meinte auch, dass eine Entgiftung in meinem Fall nicht notwendig sei, da ich die Chemo insgesamt sehr gut vertragen habe und auch meine Blutwerte stabil sind.
Er fügte jedoch auch hinzu, dass Mariendistelpräparate und Blasen- und Nierentee (in Maßen) generell nicht schaden würden.

Ich werde meinem Körper die Regeneration nun selbst überlassen und ihn nur durch viel Bewegung an der frischen Luft, gesunde und ausgewogene Ernährung und viel Trinken (auch grünen Tee) unterstützen.

Liebe Grüße!
Euer Mörchen
Mörchen
NACH OBEN