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Thema: Entscheidungshilfe für Bevacizumabtherapie

Entscheidungshilfe für Bevacizumabtherapie
haslero
09.11.2017 21:04:54
Liebe Community
Bei meinem Vater, 64, wurde vor 4 Monaten zwei Glioblastomherde (Grad 4) in der rechten Hirnhälfte diagnostiziert. Er wurde operiert und bestrahlt. Keine Chemo (Methylierung negativ). Nach der Operation und während der Bestrahlung erhielt er folgende Medikamente: Cortison, Zofran, Novalgin, Dafalgan.

Vier Wochen nach der Bestrahlung wurde das erste MRT gemacht mit dem Ergebnis Rezidiv. Nun wurde eine Therapie mit Bevacizumab vorgeschlagen, die dann am Montag starten würde.
Gerne würde ich an euren Meinungen und Erfahrungen teilhaben, damit seine Entscheidung vereinfacht wird. Auch alternative Vorschläge sind herzlich willkommen.

Wir brauchen euere Unterstützung.

Vielen Dank
Oliver
haslero
karlmai
09.11.2017 21:36:02
Lieber Oliver,

auf den Methylierungs-Status solltet ihr nicht so viel geben. Oftmals sprechen auch diese Patienten gut auf Chemotherapie an.
Bevacizumab verhindert die Blutzufuhr, soll den Tumor so austrocknen. Es hat sich bei Studien mit diesem Mittel gezeigt, dass es keinen nachweislichen Nutzen hat. Es ist nicht für Glioblastome zugelassen, wird oft als off label eingesetzt, weil Subgruppen vermutet werden, die ansprechen.

Ich finde, dass ihr mit eurem Onkologen nicht gut beraten seid. Wenn er deinen Vater nicht einmal nach Stupp behandelt.
Ihr solltet ganz schnell den Onkologen wechseln.
Ich wünsche deinem Vater und dir alles Gute
LG
Moni
Mein Mann : Glioblastom auf dem Balken, inoperabel
ED Dez 15
Seit Sommer 16 begleitend zur Chemo Methadon
TT-F
Broccoli Sprossen
.......
Die letzten MRT zeigten ein Schrumpfen des Tumors
karlmai
Ironfighters
09.11.2017 22:48:07
Hallo Oliver,
diese Frage lässt sich schwer pauschal beantworten.
Zu klären wäre zunächst auch, ob es sich wirklich um ein Rezidiv handelt. Nur 4 Wochen nach Behandlungsende kann man das eigentlich nicht 100% anhand eines normalen MRT Bildes sagen. Es besteht durchaus die Möglichkeit einer Pseudoprogression. Eigentlich müssten euch die Behandler darüber aufgeklärt haben.

Bevacizumab hat einigen hier im Forum bei einigen gut geholfen und die Lebensqualität verbessert (auch wenn die Studien keinen klaren Überlebensvorteil beschreiben). Das ist bei dieser schrecklichen Erkrankung schon viel Wert.
Oftmals wird es auch in Kombination mit CCNU gegeben.

Die TMZ und CCNU Kombination hat in den Studien bei methylierten Tumoren einen Vorteil ergeben. Deswegen wird es momentan auch nur dafür empfohlen.

Ihr könnt euch zusätzlich mit Methadon oder mit Cannabis beschäftigten. Es scheint für Cannabis (THC/CBD) zumindest etwas an Zahlenmaterial vorzuliegen.
Zu bedenken ist auch hier, das es durchaus zu Nebenwirkungen kommen kann, die wiederum die Lebensqualität einschränken.
Ich wünsche euch alles erdenklich gute und den richtigen Fahrplan für die nächste Zeit.
Ironfighters
Cosi-power
12.11.2017 20:47:27
Mein Vater hatte auch kein metylierten Tumor und bekam die Chemo und Bestrahlung und er ist nun schon über 4 Jahre am Leben!
Cosi-power
sirius2017
13.11.2017 08:13:27
Mein Mann bekommt seit Januar nach 2 OPs, Bestrahlung und einer erfolglosen Temodal-Therapie Bevacizumab + Cecenu.
Es ist trotzdem immer ein auf und ab, aber die MRTs sind seitdem stabil und wir können die Krankheit immer noch ab und zu ausblenden.
Bei Einbrüchen können wir uns mit Cortison behelfen, wir erhöhen dann für kurze Zeit die Dosis, das haben wir so herausgefunden und unser Onkologe ist damit einverstanden.

Mein Mann lebt relativ gut mit der Therapie!
sirius2017
Ironfighters
28.11.2017 19:07:34
So ein kurzes update zum Thema:
Bei "uns" gab es letzten Donnerstag die zweite Bevacizumab Infusion.
Schon 5 Tage nach der ersten Gabe besserte sich der Allgemeinzustand deutlich. Die Lähmung der linken Seite ist rückläufig und das gangbild hat sich gebessert. Dadurch ist er wieder Selbständiger und geht sogar wieder draußen spazieren. Auch kognitiv und im Bereich Müdigkeit ist eine deutliche Verbesserung zu erkennen.

Alle anderen Therapien griffen nicht und führten zu einem massiven Rezidiv (mittlerweile 52 x 32 mm). Der Tumor hat sich nach dem neuesten MRT "nur" um 4mm vergrößert. Das perifokale Ödem ist fast völlig verschwunden. Dexa konnten wir mittlerweile halbieren. Allerdings war das MRT 10 Tage nach der ersten Infusion.

Die Infusionen erfolgen 2 wöchentlich, kombiniert mit CCNU alle 6 Wochen. Nennenswerte Nebenwirkungen traten bisher keine auf.

Also in punkto Lebensqualität und Allgemeinzustand für uns ein klares "go".
Ironfighters
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