Hallo
Jeder Patient mit dieser oder ähnlicher Diagnose und Lebenserwartung sollte von Anfang an intensiv unterstützt werden! Das passiert aber leider nicht...Ich habe folgende Erfahrungen machen dürfen:
Bei meiner Mutter wurde 2015 ein Glioblastom festgestellt. Die Besprechung über den Befund muss für meine Eltern schrecklich gewesen sein. Das Wort Glioblastom wurde in den Raum geschmissen. Natürlich wussten sie damit nichts anzufangen. Dann wurden Statistiken/Lebenserwartungen runtergelabert. Anschließend durften sie so nach Hause gehen. War ganz toll.
Nach der ersten OP und anschließender Chemo/Bestrahlung ging es ihr tatsächlich ganz "gut". Sie fand sogar wieder in ihren Alltag zurück. Natürlich wussten wir, dass der Tumor mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zurückkommt. Aber dieses Thema schiebt man von sich weg. Und Bums (alle 3 Monate ins MRT) war der Tumor wieder sichtbar. Zuvor hatte sich der Tumor bereits durch epileptische Anfälle angekündigt. Das war 2017. Nach erneuter OP/Bestrahlung/Chemo ging es ihr immer schlechter. Die Ärzte gehen letztendlich nach ihren Standardtherapien. Meine Mutter wollte zusätzlich zur Bestrahlung und Chemo Methadon nehmen. Der Arzt lehnte es strikt ab. Drohte sogar mit Anzeige.
Die epileptischen Anfälle häuften sich, sie konnte nur noch schlecht gehen, das Sprechen fiel ihr zum Teil schwer. Sie konnte ihren linken Arm/Hand nicht mehr richtig einsetzen (sie bemerkte z.Bsp. nicht, dass sie unter der Dusche ein Brot in der linken Hand hielt). Mein Vater versuchte sie zu Hause zu pflegen. Irgendwann kam er an seine Grenzen. Hilfsangebote von Seiten des Krankenhauses gleich Null.
Innerhalb der Familie haben wir uns dann selber informiert. U.a. auch über dieses Forum. Und siehe da, wir fanden heraus, dass uns von Anfang an, allein schon wg. der Diagnose, das SAPV zu Seite hätte stehen müssen. SAPV haben wir direkt ins Boot geholt.
Zudem habe ich eine ehrenamtliche Betreuerin organisieren können. Meine Mutter konnte nicht mehr ohne Aufsicht zu Hause bleiben. Als letzte Chemomöglichkeit bekam sie CCNU. CCNU griff bei ihr dann noch das Rückenmark an, so dass das Gehen dann beinahe unmöglich war. Verschiedene Medikamente hat sie auch bekommen, u.a. Cortison.
Ende 2018/Anfang 2019 ging dann garnix mehr. Der Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag sichtbar. Im Januar bekamen wir über ein erneutes MRT die Diagnose, dass der Tumor gestreut hat. Die Therapien wurden von da an komplett eingestellt. Von Seiten des Krankenhauses bzw. betreuenden Arztes war sie austherapiert. Das letzte Chemointervall bekam sie garnicht mehr. Es wurde auch kein MRT mehr gemacht.Über die Chefin der ehrenamtlichen Betreuerin kam meine Mutter zunächst in eine Kurzzeitpflege. Währenddessen warteten wir auf einen Hospizplatz. Dort liegt sie jetzt seit Anfang März 2019. Völlig bettlägerig. Während der Pflege bekommt sie epileptische Anfälle. Seit ein paar Wochen hat sie das wenige Sprechen komplett eingestellt. Jetzt wurden die Tabletten, u.a. Weihrauch, Cortison, komplett abgesetzt. Sie bekommt jetzt alle 4 Stunden Morphium. Ist komatös. Das Pflegepersonal geht jetzt nur noch von wenigen Tagen aus.
Diese Krankheit und die daraus resultierende Leidensgeschichte, nicht nur für den Betroffenen selbst sondern auch für Angehörige, ist extrem schwierig und belastend. Meine Mutter hat sich in den letzten Monaten nur noch gequält. Das war schlimm anzusehen. Für diese Diagnose ging letztendlich alles recht langsam. Da habe ich schon andere Erfahrungsberichte gelesen. Ich wünsche niemandem den Tod, er kann aber auch eine Erlösung sein, vor allem wenn nichts mehr geht. Ich habe mir angewöhnt, mich selbst um Dinge direkt zu kümmern. Man darf nicht auf Andere warten. Manchmal hat man Glück und man gerät an Personen, die sich der Sache annehmen, wie z. Bsp. die ehrenamtl. Betreuerin u. ihre Chefin. Ich war dankbar dafür. Dann kann man sich darüber freuen.
Ich hätte dir gerne etwas anderes geschrieben. Aber letztendlich musst du dich informieren und die Ärzte ansprechen. Ich könnte jetzt noch mehr schreiben. Bringt aber nix. Ich wünsche deinem Bruder und dir viel Kraft.