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Andrea1966

Hallo an euch alle (Betroffene, Familienmitglieder, Freunde...)

am 09.10. hat das Herz meines Papas, seinen Dienst eingestellt. Die ersten Anzeichen, das was nicht in Ordnung ist, stellten wir genau 10 Monate davor fest - an meinem Geburtstag. Es folgten im Februar OP, dann Bestrahlung und Chemo und viel Hoffnung.

Er feierte im August 2019 seinen 80. Geburtstag. Strahlte wie ein Schneekönig, war glücklich seine Familie um sich zu haben. Er schien "unkaputtbar". 4 Monate später fing er an, wirr zu sprechen, konnte sich nicht mehr an einem Gespräch beteiligen. Anfangs war der Verdacht auf Demenz, aber dann ging ich mit ihm zum Arzt und der schickte ihn zum MRT. Wir hatten unglaubliches Glück und das MRT konnte gleich gemacht werden. Er musste keinen Termin in einigen Wochen machen. Aber das war das einzige Glück... Wir wurden wieder zurück zum Neurologen geschickt und er überwies ihn direkt in die Klinik mit Verdacht auf Glioblastom, was sich dann auch leider bestätigte.

Die Op, anschließend Bestrahlung und Chemo ertrug er und vertrug es erstaunlich gut. Ich hoffte auf ein Jahr länger Papa...Aber zwei Monate nach der OP war die Hoffnung ausgehofft.

Am 10.06. konnte er ins Hospiz umziehen und das war für uns alle ein Glück! Sein Zustand wechselte täglich, von ganz schlecht bis alles ist gut. Mitte September bekam er eine Lungenentzündung und nach Rücksprache mit der Ärztin erhielt er kein Antibiotikum. Körperlich ging es ihm nicht gut, aber er hatte keine Schmerzen. Nach drei Tagen lief er wieder mit seinem Rollator den Flur hoch und runter.

Sein Körper war bis vor drei Wochen fit, aber sein Kopf/Verstand hat sehr gelitten. Er merkte, dass ihm immer mehr Worte entglitten. So zeigte er auf seinen Nacken und meinte, da müsse was gemacht werden. Ich dachte, er meint den Friseur, wo wir ein paar Tage davor waren, aber er meinte, dass er rasiert werden muss. Die Probleme mit der Sprache hatte er von Beginn an, aber nun kamen noch kognitive Störungen dazu. Oft merkte er, dass er nicht mehr sagen und auch nicht ausdrücken konnte, was er will, Sein verzweifelnder Blick zerbrach mir das Herz, denn ich bemühte mich so sehr, aber ich konnte ihn nicht verstehen.

In der Nacht vom 08. auf den 09.10. hat sein Herz den Dienst eingestellt. Ich habe in den Wochen davor nicht mehr gefragt, ob er seine Herzmedis bekommt, mir war nur wichtig, dass er keine körperlichen Schmerzen hat. Die seelischen Schmerzen wegen dem Verlust seiner Fähigkeiten konnte ihm niemand nehmen. und ich wollte nur, dass er erlöst wird.

Jetzt ist er erlöst und ich bin unendlich traurig. Er konnte oft nicht sprechen, die einzigen Worte, die er raus brachte, waren Mama und Papa. Aber er drückte immer meine Hand, zog mich an sich, drückte mich und gab mir einen Kuss. Auch auf mein: Ich hab dich lieb, sagte er: Ich dich auch.

Ich bin froh, dass er sich nicht mehr quält, aber es tut so weh. Warum musste er so sterben? Ich hatte zwar 10 Monate, um mich zu verabschieden, aber er wurde von jetzt auf gleich vom Vater zum Baby/Kleinkind. Ich vermisse meinen Vater und auch das, was der Tumor mir in den letzten Wochen noch gelassen hat.

Er schlief friedlich ein, sein Herz hörte einfach auf... Als der Anruf kam, war ich 10 Minuten später bei ihm und er lag ganz entspannt da. Ich umarmte und küsste ihn, dachte, jetzt wird er gleich wach, aber das geschah nicht.

Ich will niemanden entmutigen, der den Kampf aufnimmt, aber ich will meine Trauer rausschreien. Vor einem Jahr schien er noch unkaputtbar, sah aus wie das blühende Leben und dann kam das Grauen.

Er wurde 81. Jahre alt und ich hatte sehr lange einen Papa, aber ich wünschte ihm nie, dass ein Tumor sein Hirn auffrisst. Er sollte friedlich einschlafen und nicht so kämpfen. Die körperlichen Schmerzen konnten durch Morphium unterdrückt werden, aber nicht die seelischen.

All seine Schmerzen sind nun vorbei und ich halte mich an der Erinnerung fest. Leb wohl, mein allerliebstes Lieblingspapilein!

Mummel

Liebe Andrea 1966
Ich möchte dir mein tief empfundenen Beleid übermitteln und wünsche dir Kraft und Zuversicht. Irgendwann kommt die Zeit wo der Schmerz weniger wird
Ich habe meinen Vati 2011 an den Krebs verloren und habe die letzte Zeit mit ihm sehr intensiv und bewusst verbracht,ich hatte 2 Monate mich von ihm zu verabschieden .....
Schrei deine Trauer raus,weine wenn dir danach ist......du kannst ihn nicht mehr sehen,fühlen und drücken aber in deinen Gedanken wird er immer bei dir sein
Ich drück dich ganz fest.....liebe Grüße

rainbow006

Liebe Andrea 1966
Ich möchte dir auch mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Als ich deinen Text gelesen habe, dachte ich sofort an meinen Papa und wie er gestorben ist. Er hatte keinen Hirntumor, sondern Alzheimer Demenz und auch er verlor seine Sprache und die Wörter. Und auch er wurde vom Vater zum Kleinkind. Ich selber bekam zum selben Zeitpunkt die Diagnose Meningeom und wurde operiert. Heute sage ich das war so ein Glück, denn ich war krankgeschrieben und konnte meinen lieben Papa begleiten und im Pflegeheim besuchen, auch am letzten Abend bevor er friedlich eingeschlafen ist. Heute acht Jahre später ein schönes Gefühl.
Liebe Grüße rainbow006

Andrea1966

Lieben Dank für euer Mitgefühl.

Andrea

MissMercury

Von Herzen alles Gute ❣️

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