Lieber Phil8619,
Das ist wirklich viel einfacher als man glaubt!
Die Haut ist dick genug, die darüber ist. Zusätzlich wird das Gehirn durch zwei Sorten Hirnhäute und das Hirnwasser (Liquor) geschützt.
Da muss man weder Helm noch Kappe als Schutz tragen (bestenfalls als Sonnenschutz ;-) ).
Bei mir waren zwei kleine Stellen der Naht wochenlang nicht zugeheilt. Das ist also mit Deiner OP-Folge vergleichbar.
Erst wurden Antibiotika probiert.
Dann eine OP durch einen Gesichtschirurgen, die misslang.
Wundspezialisten versuchten ihr und mein Glück ... erfolglos.
Mein Neurochirurg hatte dann eine Idee ... langwierig und erfolgreich.
Es war die infizierte Knochenplastik, die die Heilung nicht zuließ.
Wenn Dir bereits gesagt wurde, dass sie entfernt und nicht wieder eingesetzt wird, dann wird die bzw. eine Ursache der Wundheilungsstörung
im Knochen vermutet.
Und in dem Fall bleibt eben nichts anderes übrig, als diesen Knochen herauszunehmen.
Man kann einen infizierten Knochen nicht einfach "reinigen und mit Antibiotika behandeln".
Wenn ein Knochen erst einmal infiziert ist, dann steckt der "Infekt" oder auch Tumorzellen oder sonstwas bereits auch im (!) Knochen. Das bekommt man nicht so einfach heraus.
Selbst wenn man es versuchen würde, wäre das Risiko viel zu groß, dass doch irgendein Keim verblieben ist, den weder Antibiotika noch jegliche Desinfektionsverfahren erreicht haben.
(Vergleichbar ist das mit dem Problem verbliebener Tumorzellen, aus denen nach Wochen, Jahren, vielen Jahren Rezidive heranwachsen können. Diese Zellen sind auch derart winzig, dass sie mitunter trotz OP + Bestrahlung + Chemotherapie nicht erwischt werden. Nur - da gibt es keinen Ersatz.)
Wenn sich der verbliebene Keim im Knochen vermehrt und wieder eine Entzündung hervorruft, wird das nicht nur eine Wundheilungsstörung sein, wie Du sie jetzt kennst und das ist schlimm genug.
Wenn die Naht zugeheilt ist und sich die Keime vermehren, ergibt das als erstes eine Hirnhautentzündung (Meningitis) und ziemlich rasch danach kann diese Entzündung auf das gesamte Hirn übergreifen (Enzephalitis).
Das, was jetzt aus den offenen Stellen an Eiter oder so herauskommt, kann raus.
Aber wenn alles zu ist, kann nichts raus, also geht die Entzündung nach innen.
Und das ist eine akut lebensbedrohliche Erkrankung, wo innerhalb von Stunden gehandelt werden muss.
Das willst Du nicht!!
Das will auch Dein Neurochirurg nicht!
Denn dann müsste er erst diese Entzündungen stationär in den Griff kriegen, denn ein entzündetes Gehirn operiert man nicht.
Und dann müsste der Schädel wieder genau dort eröffnet werden, wo schon mal die Wundheilungsstörung war.
Das geht prinzipiell schon.
Aber wenn Wunden nicht heilen, kann das mehrere Ursachen haben und dann birgt jeder neue Schnitt die Gefahr, dass dort die Heilung wieder problematisch sein wird.
Wundheilungsstörungen kommen nicht bei jedem vor, aber sie sind eine Herausforderung für jeden Arzt und es kommt z.B. bei alten Menschen vor, dass die Wundheilung nicht gelingt.
Da riskiert man lieber nichts!
Und es gibt ja sehr guten Knochenersatz mit z.T. jahrzehntelangen Erfahrungen für den Neurochirurgen und die Patienten, und in mittlerweile drei (oder mehr) Sorten:
Es gibt seit mindestens 25 Jahren die Palacos-Plastiken, die im OP-Saal hergestellt werden und äußerst stabil sind.
Die PEEK-Plastiken gibt es seit mindestens 5 Jahren, die werden patientenspezifisch hergestellt und steril verpackt an die Kliniken geschickt.
Manchmal werden auch Titannetze verwendet, damit habe ich keine Erfahrung, aber davon gehört habe ich auch schon vor vier Jahren.
Alle Arten sollen gleich gut sein.
Ich denke, jeder Neurochirurg nutzt das, womit er die beste Erfahrung auch in der Nachbetreuung gemacht hat.
Du musst Dir wirklich keine Sorgen machen. Du bist durchaus nicht der erste, der einige Monate ohne Knochenteil herumläuft.
Ich habe vor 25 Jahren in einer Rehaklinik einen Patienten gesehen, der sich daran gewöhnt hatte und gar keine weitere OP wollte, in der ein Knochenersatz eingesetzt wird. Damals fand ich das auch "gruselig", aber nachdem ich selbst diese Erfahrung gemacht habe, weiß ich, dass das wirklich kein Problem ist.
Geh diese OP an, es ist das beste in Deiner Situation, jedenfalls viel besser als lange mit einer Wundheilungsstörung rumzulaufen, denn diese schränkt einen mehr ein.
KaSy