www.hirntumorhilfe.de
Herzlich willkommen im Forum der Deutschen Hirntumorhilfe!

Thema: Erfahrungen mit Psychopharmaka bei Glioblastom?

Erfahrungen mit Psychopharmaka bei Glioblastom?
Annemarie Prell
26.08.2003 21:26:28
Psychopharmaka bei Glioblastom?

Mein Bruder ist an einem Glioblastom (linkstemporal, Grad IV) erkrankt. Eine OP wurde ausgeschlossen, letztes Jahr im Sommer wurde er bestrahlt und erhielt anschließend eine Chemotherapie. Er gilt als "austherapiert" und liegt zur Zeit auf der Palliativstation in München (Großhadern). Er ist zum Teil verwirrt und in Raum und Zeit desorientiert und findet mitunter die Worte nicht, kann aber ansonsten im Ganzen verständlich sprechen. Sein Schlafrhythmus ist etwas durcheinander. Er hat einen einen großen Bewegungsdrang; manchmal ist er unruhig und will "weggehen". Er ist aber ansprechbar und je nach Tagesform kann er Informationen durchaus aufnehmen und z.B. einsehen, dass er das Krankenhaus nicht einfach verlassen kann. Vor einigen Wochen bekam er relativ hohe Dosen eines Medikamentes, Zyprexa, das ihn beruhigen sollte. Daraufhin konnte er überhaupt nicht mehr artikuliert sprechen, bekam Schluckbeschwerden, konnte nicht mehr aufstehen und ließ seinen Kopf hängen. Die Ärzte erklärten dies mit dem Fortschreiten der Krankheit, waren dann aber doch bereit, die Dosis des Medikamentes zu reduzieren. Daraufhin verschwanden die genannten Symptome wieder!
Hat irgendjemand Erfahrung mit der Verwendung von Psychopharmaka bei Glioblastomkranken gemacht? Gibt es eventuell Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. Fortcortin, Kepra). Gibt es andere Mittel, den Schlafrhythmus zu beeinflussen?
Über alle Hinweise würde ich mich sehr freuen!!!

Pia
Annemarie Prell
Edi[a]
27.08.2003 09:46:07
Liebe Pia,
das, was du im Krankheitsverlauf deines Bruders schilderst, haben wir auch alles durchlebt. Selbst als meine Mutter schon nicht mehr allein aufstehen konnte, bat sie uns immer, die Hausschuhe vor das Bett zu stellen, damit sie ins Bad gehen kann. Auch die Schluckbeschwerden sind mit Sicherheit ein Teil dieser furchtbaren Krankheit.
Meine Mutter hat lediglich ein Sedativum "Diazepam" verordnet bekommen und kommt immer noch wunderbar damit klar.

Vielleicht versucht ihr es auch einmal.

Herzliche Grüße
Edi
Edi[a]
Ingrid-OL
27.08.2003 11:50:50
Den Schlafrhythmus kann man mit Melatonin günstig beeinflussen.
Mein Mann bekommt davon abends 20 mg.
Das Melatonin wurde eigentlich zur Tumoprophylaxe verordnet und hat diese angenehme Wirkung.
Als mein Mann sehr verwirrt und desorientiert war, bekam er Melperonsaft. Die Wirkung war auch gut.

Gute Besserung wünscht euch Ingrid
Ingrid-OL
H. Strik
27.08.2003 22:03:50
Die meisten Psychopharmaka kann man auch bei Hirntumoren einsetzen, muß aber vorsichtiger - also niedriger - dosieren, da die Patienten empfindlicher darauf reagieren als die meisten anderen. Das zeigt auch die Erfahrung mit Ihrem Bruder, wo die Dosisreduktion rasche Besserung gebracht hat. Zyprexa ist ein neueres Medikament, ich selbst würde zum Schlafen auch eher Melperon (häufig als Eunerpan gegeben) in niedriger Dosis geben.

Gruß,
Dr. H. Strik
Neurologie Uni Göttingen
H. Strik
NACH OBEN