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Thema: Erfahrungen und Meinungen zu Nivolumab-Studie

Erfahrungen und Meinungen zu Nivolumab-Studie
Jusa33
27.06.2017 00:10:31
Hallo,

meine Mutter hat vor guten zwei Wochen in der Uniklinik die Diagnose Glioblastom bekommen.

Die OP (mit interoperativem MRT, wie wir nachträglich erfahren haben) ist so weit gut verlaufen und demnächst soll die Bestrahlung mit Chemo beginnen.

Sie kann an einer an einer laufenden Studie teilnehmen, die die Wirksamkeit von Chemo+Bestrahlung+ Nivolumab (oder aber Placebo) untersucht.

Natürlich haben auch wir aus den Medien (und diesem Forum) von Methadon gehört. Wir fragen uns jetzt natürlich, ob es nicht vielleicht besser ist, jetzt - da noch in einem relativ frühen Stadium - auf Methadon+Chemo und Bestrahlung zu setzen, anstatt auf die 50% Wahrscheinlichkeit Nivolumab zu bekommen.

Dazu kommt, dass eine Studie (The CheckMate -143 study) zu Nivolumab als Monotherapie vorzeitig abgebrochen wurde, da Nivolumab offensichtlich keinen Vorteil brachte.

Mich würde nun interessieren, ob es hier im Forum Betroffene gibt, die an dieser Studie in Heidelberg teilnehmen und wenn ja, wie die Erfahrungen damit bisher sind?

Ganz herzlichen Dank und insbesondere allen Betroffenen, alles Gute!!!
Jusa33
StefanR
27.06.2017 15:03:09
Hallo Jusa,

erstmal wünsche ich euch alles Gute und viel Kraft für den Kampf gegen das Glioblastom.

Ich selbst bekomme nicht Nivolumab sondern Pembrolizumab, auch ein PD-L1-Inhibitor.

Steht im Patho-Befund die PD-L1-Expression (eine Zahl in Prozent) oder andere Angaben zum mismatch repair?

Die Daten beim Glioblastom zur Monotherapie eines PD-L1-Inhibitors sind wenig überzeugend. Vor allem, wenn die Patienten nicht vorselektiert werden, daher meine Nachfrage zu den Patho-Angaben.

Ich würde mich mal erkundigen, was genau im Plazebo enthalten ist. Sie bekommt auf jeden Fall Temozolomid und Bestrahlung.

Viel Erfolg euch beiden.

VG

Stefan
StefanR
TabeaK
27.06.2017 16:08:10
Die "Placebo" Gruppe in solchen Studien erhaelt idR mindestens die Standard of Care - damit kann man also schon mal nix falsch machen.

Ob PD-1 Inhibitoren (Nivolumab und Pembrolizumab agieren beide mit PD-1, nicht PD-L1) bei Glioblastomen erfolgreich sein werden, ist noch offen.
Vermutlich wird es zunaechst nur bei bestimmten Patientengruppen anschlagen, was im Moment noch nicht wirklich vorhergesagt werden kann.

Das PD-1 Monotherapien bei GLioblastomen nur schlecht wirken wundert mich nicht, die Chancen liegen bei Kombinationen.

Die Expression von PD-L1 auf dem Tumorzellen/infiltrierenden Immunzellen (PD-L1 ist der Bindungspartner von PD-1) ist leider kein absolut verlaesslicher Biomarker. Es gibt Indizien, dass Tumore mit mehr Mutationen (solche die natuerlicherweise mehr Mutationen besitzen, wie z.B. Hautkrebs oder Nierenkrebs oder solche bei denen die DNA Reparatur gestoert ist), besser auf PD-1 Therapien ansprechen, aber auch hier ist die Datenlage alles andere als solide, vor allem fuer Glioblastome.

Zu Methadon hingegen gibt es gar keine Studien, welche die Wirksamkeit belegen betrifft, sondern nur einige kleine Berichte was Vertraeglichkeit und Toxizitaet betrifft. Und natuerlich individuelle Fallberichte und retrospektive Auswertungen, welche aber nicht den selben Stellenwert wie klinische Studien haben.

Leider werdet ihr die Entscheidung individuell selber treffen muessen. Die Kriterien fuer die Nivo-Studienaufnahme sind recht streng - viele Patienten sind von Anfang an nicht qualifiziert (z.B. inoperable Tumore, niedriger KPS...). Ich weiss wie ich mich entscheiden wuerde bzw was ich meiner Angehoerigen raten wuerde (wenn sie sich fuer eine Studie qualifizieren wuerde), aber das ist nur meine Meinung.

@Stefan: An welcher Pembro Studie nimmst du teil?
TabeaK
Anaii
27.06.2017 18:52:02
Hallo, mein Mann bekamm nach der Erstdiagnose und anschließender Op Nivolumab Mono mit Bestrahlung. Er hat ein Glioblastom MGMT negativ. Bei uns hat Nivolumab leider komplett versagt. Auch der Professor, der die Studie geleitet hat, war doch recht enttäuscht von den Ergebnissen. Mein Mann war noch nie vorher krank und hatte ein starkes Immunsystem, also auch eigentlich die allerbesten Vorraussetzungen, so dachte man. Vielleicht liegt es an der Nicht-Methylierung des Tumors, der ist einfach zu resistent. Wie Nivo mit Chemo da funktioniert, keine Ahnung... Wenn wir früher mit Methadon zu tun gehabt hätten, hätte ich es warscheinlich mit CCNU oder Theodal kombiniert (ohne es jetzt zum Heilmittel erklären zu wollen, ich bin da große Skeptikerin)
Anaii
Jusa33
27.06.2017 19:30:58
Hallo in die Runde,

ganz herzlichen Dank schon einmal an euch für eure Gedanken und Hinweise (auch per Postnachricht)!

@Anaii: Hat dein Mann das Nivolumab denn wenigstens einigermaßen vertreten oder hattet ihr den Eindruck, es hat alles eher schlimmer gemacht (so fern man das natürlich überhaupt einschätzen kann)?

Unsere Sorge ist natürlich auch, dass meine Mutter am Ende eine größere Einbuße an Lebensqualität mit Nivolumab (wenn sie es denn überhaupt bekommt) hat, als ohne. Und dass am Ende vielleicht sogar ohne Wirkung zum besseren.

@StefanR: Hast du denn den Eindruck, dass dir Pembrolizumab (wenn du es tatsächlich bekommen solltest und nicht Placebo) hilft? Wird es auch mit Chemo und Bestrahlung kombiniert oder als Monotherapie verabreicht?

Der Tumor meiner Mutter scheint mythelisiert zu sein. Das wurde uns wenigstens telefonisch mitgeteilt. Der Bericht des Pathologen und der OP-Bericht fehlen uns bestimmt und wir müssen sie jetzt erst einmal dringend nachfordern.

Darf ich fragen, ob ihr bzw. eure Angehörigen etwas über die reine Schulmedizin hinaus gemacht? Weihrauch nimmt meine Mutter schon und wir wollen jetzt wenigstens den Selen-, Vitamin D- und Zinkspiegel bestimmen lassen.

Einen schönen, sonnigen, Abend und viele Grüße!
Jusa33
Katja 1234
28.06.2017 14:59:58
Hallo, männlich 37 Jahre - nach der Diagnose Glioblastom und OP 05/2016 dann die Teilnahme und Einnahme Nivolumab. Medikament hat leider komplett versagt.
Anschließend Chemo u. Bestrahlung + seit vier Wochen Bevacizumab - kein Erfolg. Wir suchen derzeit Kliniken und Ärzte die eine Behandlung mit Methadon + Temozolomid befürworten und behandeln. Ansonsten stehen die Chancen schlecht.
Katja 1234
Ida
28.06.2017 15:30:26
Mein Mann (48) hatte ein sek. GBM seit 2014. Astro II/ III seit 2006.
Nach erfolgreicher OP 2016 und Bestrahlung folgte ab Mai die Monobehandlung mit Pembrolizumab mit gleichem Wirkmechanismus wie Nivo.
Hat leider nicht nur völlig versagt, sondern durch langes Verzögern durch die schwierige Interpretation der Kontroll-Bilder (längerer Verdacht auf Pseudoprogress) ein sehr grosses Rezidiv entstehen lassen.
Im Januar ist mein Mann verstorben, nachdem OP Nr. 5 im Oktober mehr als suboptimal verlief.
Im Nachhinein hätten wir anders entschieden.
Ida
Jusa33
28.06.2017 23:01:36
@Katja1234: Es tut mir sehr leid zu hören, dass Nivolumab so schlecht angeschlagen hat bei deinem Mann. Hat er das Nivolumab im Rahmen einer Studie bekommen (und wenn ja, wo?) und wurde es mit Chemo und Bestrahlung kombiniert?

Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass ihr eine Klinik findet, die deinem Mann Methadon zur Chemo verschreibt. Weigert sich denn die Klinik, in der er jetzt in Behandlung ist? Ich dachte, im Falle eine Rezidivs ist eigentlich alles ein individueller Heilversuch und es gibt keinen Standard mehr, an den sich die Ärtzte halten müssen/wollen.

@Ida: Es ist sehr traurig zu lesen, dass die Behandlung bzw. das Medikament bei deinem Mann so versagt hat. Mein aufrichtiges Beileid.

War die Monotherapie von euch so gewollt oder konnte bei ihm nicht gleichzeitig bestrahlt und Chemo gegeben werden?

Darf ich dich fragen, wie ihr - von heute aus betrachtet - im Hinblick auf die Behandlung entschieden hättet?

Ich wünsche dir und allen anderen Schreibenden und Lesenden alles Gute.
Jusa33
PinkeSocke
28.06.2017 23:12:47
Hallo Katja 1234,
Mein Mann hat heute endlich mit Methadon angefangen. Habe gestern das Rezept von unserem Hausarzt bekommen. Wir mussten hart dafür kämpfen. Der Onkologe wollte nicht, die Uni Kliniik war dafür aber durfte (?) nicht. Endlich hat's geklappt. Jeder Hausarzt darf Methadon als "Schmerzmittel" verschreiben.
LG
PinkeSocke
Katja 1234
29.06.2017 07:46:59
Hallo PinkeSocke u. Jusa33,

wir haben gestern Abend einen Arzt gefunden der uns Methadon verschreibt. Wir sind heute bereits unterwegs nach Regensburg bzgl. Termin!

Unsere Uni wird kein Methadon verschreiben, deswegen waren wir auf der Suche.
LG
Katja 1234
Smarty66
29.06.2017 08:09:01
Schön, daß ihr einen Arzt gefunden habt, der euch Methadon verschreibt.
Dann erstmal langsam einschleichen (ggf. mit Haloperidol). Einnahme 2x täglich - nicht "nur" bei der Chemo.
Soviel ich weiß, verschreiben die Unikliniken selbst kein Methadon. Geht normal über Onko oder auch Hausarzt.

LG


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Diagnose Glioblastom 7/14 links frontal - inoperabel. Seit 11/14 durchgehend Chemo mit Temod. und seit 1/15 auch Methadon. MRT's sind bis jetzt stabil !
Smarty66
Katja 1234
29.06.2017 08:26:06
Smarty66 Danke

wie geht es Euch seit 2015 mit Methadon??
Katja 1234
Smarty66
29.06.2017 08:37:26
Katja,

meinem Mann geht es soweit gut. Problem ist eigentlich "nur" die Verdauung. Bekommen aber Macrogol vom Onkologen auf Rezept. Und die Dosierung ist nicht so hoch. Im Moment ca. 2x25 Tropfen.

Müde ist er auch. Ob an den anderen Medis, Chemo, Methadon - oder daran, daß er morgens um 5.00 aufsteht und arbeiten geht - an was es genau liegt, wissen wir nicht.
Smarty66
Jusa33
16.09.2017 22:21:07
Hallo alle mit einander,

ich dachte, ich gebe mal ein kurzes Update zum Zustand meiner Mutter. Sie hat sich dafür entschieden, an der Nivolumab-Studie in HD teilzunehmen und mittlerweile können wir davon ausgehen, dass sie kein Placebo bekommen hat.

Die ersten Infusionen hatte sie sehr gut vertragen, aber seit der 4. hat sich ihr Zustand leider deutlich verschlechtert. Die Ärzte gehen im Moment davon aus, dass sie (wahrscheinlich) das Guillain-Barré-Syndrom (GBS)bekommen hat.

Nach der 4. Gabe bekam sie starke Schmerzen in den Beinen und schließlich zunehmend motorische Probleme im Bewegungsapparat.

Zunächst gingen wir alle von einem Tumorwachstum aus, was sich so zum Glück aber nicht bestätigt hat.

Unter der Gabe von Kortison hat sich ihr motorischer Zustand gebessert und Schmerzen hat sie keine mehr. Jetzt, wo das Kortison in der Dosis herabgesetzt wird, nehmen die motorischen Probleme wieder zu.

Die Ärzte sind jetzt (nach fast 2 Wochen im Krankenhaus) immer noch nicht sicher, ob es tatsächlich GBS ist, haben aber ansonsten auch keine andere Erklärung.

Ich hoffe, dass andere, die an der Studie teilnehmen, mehr Erfolg mit dem Medikament haben. Meine Mutter jedenfalls wird die Studie jetzt abbrechen...
Jusa33
coogaa
28.09.2017 09:48:18
Hallo auch von mir an alle,

meine Nichte (19 Jahre) hat glioblastom IV, leider inoperabel. Bestrahlung und chemo haben leider nichts gebracht. Auch nicht in kombination mit methadon.

Vor 4 Tagen war der MRT Termin. Haupttumor unverändert, aber viele neue Tumore gebildet. Chemo wurde sofort gestoppt, da nichts geholfen hat, wurde sie in Heidelberg in die Studie mit Nivolumab aufgenommen. Beginn ist kommende Woche.

Heidelberg macht uns nicht viel Hoffnung, aber klar will meine Nichte nichts unversucht lassen.

Wir wünschen uns natürlich nichts sehnlicher, als dass das Medikament anschlägt.

Sie lebt nun schon 9 Monate mit der Erkrankung und die Zeit läuft uns davon.
coogaa
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