Liebe rasengan,
Gab es schon eine Möglichkeit, mit den Fachärzten aus Eurer Stadt ein weiteres Vorgehen zu überlegen und mit Deinem Vater (und Dir) zu beraten, welche Therapien (Strahlentherapie, welche Chemotherapie, welche Medikamentenkombination, welche Zusatzstoffe) jetzt möglich bzw. kombinierbar sind, ohne seine Lebensqualität noch weiter einzuschränken?
Ich würde es für erforderlich halten, ein Palliativteam hinzuzuziehen, dessen Fachkräfte Euch begleiten. Sie wären Tag und Nacht abrufbereit.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass Dein Vater bereits im Sterben liegt. Erfahrene Ärzte raten generell dazu, frühzeitig eine palliative Begleitung zu ermöglichen, wenn ein Patient eine Krankheit mit einem - früher oder viel späteren - tödlichen Verlauf hat.
Du fragst, warum es Deinem Vater einige Tage nach der OP recht gut ging und es dann deutlich schlechter wurde.
Während der OP erhalten die Patienten eine umfassende Medikation, um den teilweise recht langen OP-Verlauf am offenen Gehirn abzusichern.
Die Gefahr von Infektionen, Schwellungen des OP-Bereichs, einer Ödembildung, des Verschlusses von Blutgefäßen, folgenden Wundheilungsstörungen usw. muss verhindert werden, um die OP bis zum Ende durchführen zu können.
Es werden Antibiotika, Cortison, Narkosemittel, Antiübelkeitsmittel und je nach Bedarf weiteres gegeben. Diese verbessern den Zustand des Patienten so, dass er die für ihn sehr anstrengende OP gut übersteht.
(Dass eine Wach-OP zwar als günstig erachtet, aber wegen der zu hohen Belastung Deines Vaters dennoch nicht durchgeführt wurde, zeigt von seinem bereits weniger guten Ausgangszustand vor der OP.)
Diese Medikation wirkt auch nach der OP noch länger nach. Ich glaube, je schlechter, der Zustand vor der OP war, umso mehr Medikamente sind erforderlich und umso länger wirken sie auch nach. Das kann bei Deinem Vater durchaus mehrere Tage gedauert haben, bis die Wirkung nachließ.
Und nun treten die Risiken auf, wegen derer die Ärzte in Eurer Stadt, die Deinen Vater und das MRT gesehen haben, die OP ablehnten.
In der fernen Uniklinik sah man diese Risiken auch, aber Ihr hattet Euch dazu entschlossen, die 50-50-Chance wahrzunehmen.
Das war eine riskante, aber sehr verständliche Entscheidung. Nur sind jetzt leider die "schlechten 50%" eingetreten, bzw. er gehört zu den 50%, bei denen die OP nicht den gewünschten und erhofften Erfolg brachte.
Das, was Euch zuvor gesagt wurde, ist durch die OP (die nicht als Wach-OP möglich war und wodurch fast der halbe Tumor verbleiben musste) eingetreten:
- die Sprache ist geschädigt
- das Schlucken fällt schwer
- die geistige Kompetenz ist eher schlechter als besser geworden
- die einseitige Lähmung führt vermutlich zu seiner bevorzugten "angewinkelten" Lage.
Es könnte gut sein, dass die Hirnschwellung noch andauert oder/und ein Ödem entstanden ist, wo Cortison Erleichterung schafft.
Das müsst Ihr mit den Ärzten besprechen.
Das konnte man auch kurz nach der OP in dem CT noch gar nicht sehen. Nach der OP wird ein MRT (und bei Knochenbeteilung auch ein CT) durchgeführt, um den Erfolg der OP einzuschätzen. (Bei mir wurde beides durchgeführt und es war trotz meines guten Zustandes anstrengend.) Bei Deinem Vater hätte ein MRT erfolgen müssen, aber da dieses, nach meiner Vermutung, für ihn zu anstrengend war, entschied man sich für das schnellere, aber etwas weniger aussagekräftige CT.
Das bedeutet keinesfalls, dass jetzt bereits der Tumor gewachsen ist, aber es besteht die genannte Möglichkeit dieser Schwellungen, die wichtige Hirnregionen bedrängen könnten. Die Ärzte können vielleicht auch ohne ein aktuelles MRT gut einschätzen, welche Medikation jetzt gegen diese OP-Folgen wirkt.
Ich vermute, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt wegen des weniger guten Zustandes Deines Vaters eine sofortige oder baldige Chemo- und Strahlentherapie nicht befürworten. Das müsst Ihr aber erfragen, denn den Plan dafür gibt es ja bereits.
Die Therapie mit einer Art dieser "Medikamentencocktails" wäre nach meinem "Ferngefühl" jetzt möglich, wenn es ärztlich direkt oder aus der Ferne sehr oft begleitet wird.
Dabei sollte, so wie ich es von Prof. H. aus (damals) U. gehört habe, ein Medikament nach dem anderen in der halben Dosis gegeben, die Verträglichkeit geprüft, dann auf die volle Dosis gesteigert werden. Und das für jedes der (möglicherweise bei Deinem Vater wirksamen) Medikamente. Dieses Vorgehen sowie die nicht sofortige Wirkung der einzelnen Medikamente erklärt auch die recht lange Dauer, bis ein Erfolg im Sinne einer Tumorverkleinerung im MRT zu sehen ist.
(Ob das Vorgehen bei COC aus GB anders ist, weiß ich nicht.)
Wichtig ist, dass es zu keiner oder kaum einer Verschlechterung seiner Lebensqualität kommen darf.
Und er sollte das auch wollen.
Um diesen Wunsch herauszubekommen, können die Fachkräfte des Palliativteams sehr hilfreich sein, da sie ständig Erfahrungen mit Schwerkranken haben und wissen, wie man das von ihm erfährt, auch wenn er sich nur schlecht äußern kann.
Geht den Weg weiter, aber bitte nicht allein!
Ich wünsche Deinem Vater alles Gute und Dir viel Kraft und Hilfe von außen!
KaSy