Ende September wurde bei meiner Frau (63J.) ein Hirntumor links frontal, 5cm in allen Raumrichtungen, diagnostiziert. Die Raumforderung liegt an den mittleren und kaudalen Falxanteilen, mittellinienüberschreitend bzw. die Falx durchbrechend und zeigt ein kräftiges Marklageödem.
Operatives Entfernen des Tumors war nicht möglich, die Histologie nach erfolgreicher Biopsie ergab das niederschmetternden Urteil: Glioblastom WHO Grad IV, IDH Wildtyp.
Wie sich das Leben -auch meins-mit dieser Diagnose verändern würde, war mir da noch nicht bewusst. Nichtmal eine Woche zuvor war das Leben noch normal.
Nach ca. 2 Wochen in der Neurochirurgie wurde sie mit 4mg Dexamethason entlassen.
Die Symptome meiner Frau: Formen der Aphasie, Apraxie, Amnesie, Inkontinenz (auch für Stuhl) und sensomotorische Störungen.
Kurzum: komplett hilflos, dafür aber mobil.
Den Neurochirurgen und den Verantwortlichen vom sozialen Dienst des Krankenhauses schien diese Offensichtlichkeit nicht aufgefallen zu sein.
Außer der Überweisung zur Radioonkologie wurden mir keine weiteren Informationen hinsichtlich Beratung, Therapie etc vermittelt. Ich lernte aber schnell-auch wegen dieses Forums, dass man vieles selber in die Hand nehmen muss.
In der zweiwöchigen Zeit vor der Bestrahlung verschlechterten sich die neurologischen Symptome fast täglich. Den Versuch, das Dexa auszuschleichen bzw. erstmal auf 2mg/d zu kommen, erwies sich schnell als Illusion. Ich erhöhte die Dexamethason-Dosis auf 8mg. Schon wenige Stunden später war meine Frau ein anderer Mensch: sie konnte komplette Sätze sprechen und war nicht mehr depressiv und antriebslos.
Aber wie lange kann man das machen?
Ihr Muskelabbau ist schon rasant fortgeschritten, aber muss man sich angesichts dieser Diagnose Gedanken um Cushing, Osteoporose, Diabetes etc. machen?
Und wie lange wirken diese Glucokortikoide denn überhaupt auf die Ödeme? Verschießt man hier sein Pulver zu schnell?
Zwischenzeitlich versuchte ich sie immer wieder auf 4mg zu bringen, aber ihre neurologischen Ausfälle insbesondere die Amnesie, die meine Pflege zur Sisyphusarbeit degradieren, lassen das nicht zu. Oder muss ich das Fortschreiten des kognitiven Zerfall einfach akzeptieren?
Mittlerweile sind wir in der 2. Woche Bestrahlung+Temodal (incl. Ondasteron und Cortim forte).
Obstipation hat sich jetzt schmerzhaft angekündigt, aber zur Zeit hoffe ich, das mit Ernährungsumstellung und Macrogol in den Griff zu bekommen.
Ein in der Not selbstgebastelter Einlauf muss wirklich nicht sein...hat aber funktioniert.
Die Blutwerte nach 2 Wochen Strahlen und Temo sehen nicht gerade toll aus.
Lymphozyten und Eosinophile sehr niedrig, dafür Neutrophile und unreife Granulozyten recht hoch. (Infekt? CRP ist aber normal)
Leberwerte sind erhöht und besonders das Ferritin liegt 5fach über der Norm (Tumoranämie?)
Thrombozyten glücklicherweise normal.
Supportive Therapie: Weihrauch. Will mit Cannabis beginnen.Vielleicht wirkt es ja Stimmungsaufhellend... oder gerne auch sedativ.
Ab nächster Woche habe ich endlich Termine bei Onkologin und beim Neurologen. (wegen eventueller Gabe von Antidepressiva, Sedativa für die schlaflosen Nächte oder ggf. Angstlöser?)
Fragen über Fragen.....