Liebe Streusel,
ich kann diese Müdigkeit, die während der Bestrahlung im Laufe der Zeit zunahm, bestätigen.
Ich hatte keine Chemotherapie, da es für Meningeome keine sinnvolle gibt.
Das Gehirn (und mit der Chemotherapie der gesamte Körper) müssen ja sehr schwer arbeiten, um die Leistung zu erbringen, dass die Tumorzellen an ihrer Teilung gehindert werden, sie also abgetötet werden. Der Körper wehrt sich gegen diese "Eindringlinge" in Form von Strahlen und Chemotherapeutika, die er als Feinde ansieht. Er tut alles, um das Gehirn zu schützen, aber "gewinnen" sollen die Gegner des Tumors.
Da geht ein "Kampf" vor sich, der sehr viel Kraft vom Betroffenen erfordert.
Nach meiner ersten Rezidiv-OP war ich nach 14 Tagen relativ fit.
Ich ging nach vier Wochen mit meinen Eltern eine etwa zweistündige Runde, um Zeitungen auszutragen.
Sechs Wochen nach der OP begann die sechswöchige Bestrahlung.
Bereits nach 14 Tagen habe ich diese Zeitungsrunde nicht mehr mitmachen können und als die Bestrahlung abgeschlossen war, war ich deutlich geschwächt.
Der Radioonkologe empfahl mir, auf jeden Fall 14 Tage zu warten, bis ich die AHB (Reha im Anschluss an die Zeit im KH) antrete.
Dort war ich in den ersten zwei Wochen kaum in der Lage, längere Wege zurückzulegen und schlich durch die Klinik. Nach und nach wurde es dort (im geschützten Raum) ein wenig besser.
Zu Hause (nach vier Wochen) merkte ich, dass noch lange nichts so war, wie vorher, mir fehlte nicht nur die Kraft und die körperliche Belastbarkeit, ich brauchte auch sehr, sehr viel Ruhe, die ich mit meinen drei Kindern (damals 15; 17; 19 Jahre) nicht hatte.
Ich fuhr für zwei Wochen in meine geliebte und bekannte Urlaubsgegend. Für die 250 km dorthin brauchte ich mit dem Auto etwa 6 Stunden statt wie sonst 2,5 Stunden. Dort ging es weiter langsam voran.
Sechs Monate nach Abschluss der Bestrahlung begann ich mit ganz wenigen Stunden zu arbeiten - und kam mir zunächst vor, als hätte ich jahrelang keinen Urlaub gehabt.
Aber etwa 2 Jahre nach der OP war ich wieder völlig fit, voll arbeitsfähig und auch für meine Kinder wieder voll da.
Ich war bei meiner ersten OP 37 Jahre, bei der zweiten mit der Nachbestrahlung 42 Jahre und generell sehr fit.
Es kommt wohl auf mehrere Ausgangswerte an, das Alter, die vorherige Fitness, die Möglichkeit zum Aktivsein während der Bestrahlung und auch auf die Lage des Tumors.
Bei meiner zweiten Bestrahlung im Alter von 53 Jahren lag der Tumor am Rand des Gehirns und die Müdigkeit war auch da, aber geringer.
Die dritte Bestrahlung erfolgte im Alter von 60 Jahren. Dort lag der Tumor (Nr. 6) innerhalb des Gehirns. Außerdem hatte ich nach der OP sehr langwierige Wundheilungsstörungen, die viele belastende Therapien nach sich zogen. Die Bestrahlung konnte erst 15 Monate nach der OP anfangen und ich war zum Beginn noch ziemlich geschwächt. Das war natürlich eine schlechte Ausgangssituation.
Nach den sechs Wochen lief ich nach und nach in der Wohnung, dann im Garten, später 100 m, 200 m. Ich freute mich, dass ich selbst das Nötige einkaufen konnte.
Jetzt sind 2 Jahre vergangen und ich schaffe kaum mehr als einen Kilometer zu Fuß. Ich schlafe viel bzw. immer wieder. Ich bewältige den Alltag fast allein, aber nutze wöchentliche Hilfen für den Haushalt, für den Garten und für mich.
Das sind drei verschiedene Erfahrungen.
Auf jeden Fall ist die Müdigkeit durch die Bestrahlung (und die Chemotherapie?) verursacht, sie ist sinnvoll im Kampf gegen den Tumor und es wird im Laufe von Wochen, Monaten oder nach längerer Zeit mit Sicherheit (!) besser werden.
Lass ihn schlafen, er braucht das jetzt.
Nach der Bestrahlung wird er langsam munterer werden.
Allerdings kann ich nicht sagen, wie die Chemotherapie diesbezüglich wirkt. Aber ich habe von sehr vielen Betroffenen gelesen, dass sie wohl weniger Müdigkeit als Folge hat, sondern andere Nebenwirkungen.
Ihr schafft das!
KaSy