Hallo Hasika und Mann,
auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Gramyo hat recht, wenn sie Euch sagt, dass dieses Forum helfen kann. Der Austausch mit anderen Betroffenen/Angehörigen gibt mir das gute Gefühl mich über diese Krankheit auf Augenhöhe informieren und austauschen zu können. Hoffentlich hilft es Euch auch.
Die Ernährung - ja das ist so ein Thema.
Wir wurden zu einer Ernährungsberatung geschickt und hatten die Möglichkeit an einer "Studie" teilzunehmen, die eine stark eiweisshaltige Ernährung mit möglichst wenig Kohlenhydraten beinhaltete. Mit Feuereifer waren wir dabei. Aber das Essen hat meinem Mann einfach nicht geschmeckt! Wer will schon 5 Kugeln Mozzarella am Tag essen? Oder 20 - 30 Hühnereier. Als es dann keine genauen Informationen zur "erlaubten" KH-Menge (es sollte ja auch keine ketogene Diät sein) gab, haben wir das Projekt gestoppt.
Gleichzeitig haben wir das Anti-Krebs-Buch von David Servan-Schreiber und das Kochbuch "Krebszellen mögen keine Himbeeren" von einer lieben Nachbarin bekommen. Die Ansätze passen besser zu uns. Die Rezepte aus dem zweiten genannten Buch schmecken uns fast ausnahmslos - viele auch mit Fleisch oder Fisch. Täglich schaffe ich es aber auch nicht. So gibt es einen bunten Mix aus Bewährtem, Gewohntem und neuen, leckeren Rezepten, Wobei ich mich schon ärgere, dass ich viel zu wenig Gemüse nutze.
Eine Quälerei beim Essen kann doch für die Seele nicht gut sein und soll man nicht auch die ins Gleichgewicht bekommen? Wenn mein Mann sein tägliches Eis essen möchte, frage ich mich zwar heimlich, wer das Zuckerbedürfnis hat, der Tumor oder mein Mann, aber soll ich darüber zanken und damit wieder eine mentale und emotionale Belastung schaffen? Ich versuche es im Moment mit selbstgemachtem Eis aus TK-Himbeeren mit Agavendicksaft, um den glykämischen Index im Auge zu behalten. Leider findet der eine oder andere das gekaufte Eis leckerer, praktischer oder vermisst das gemeinsame Erlebnis zur Eisdiele zu schlendern.
Kleine Schritte statt dem vollständigen Umschwung und steter Tropfen, das ist eher mein Rezept für den Umgang mit der Ernährung.
Zusätzlich sind auch wir beim afrikanischen Weihrauch angekommen und werden das Thema "biologische Tumorabwehr" noch mal ins Visier nehmen. Aber auch das mit unserem Tempo, so wie wir können, ohne uns zu quälen oder zu verbiegen.
Wenn Du ein schlechtes Gewissen hast und Ihr Euch bekriegt, dann überlege Dir, ob Du das wirklich so willst. Und was ist eigentlich das Richtige? Ist es richtig, wenn es Dir das Gefühl gibt, alles in Deiner Macht stehende zu tun? Ist es das Richtige, wenn es Deinem Mann schmeckt und er sich wohl fühlt? Was ist schon Richtig? und für wen ist es Richtig? Gibt es wirklich ein Richtig und ein Falsch? Vielleicht gibt es für Euch auch "so-ein-dazwischen".
Bei uns ist das z.B. Eis ja, Espresso aber mit viel weniger Zucker. Fleisch seltener und nur ganz hochwertiges. Vielfältigere Gewürze, zwar nicht deutlich mehr Gemüse, aber Unmengen an Beeren...
Wir sind seit der Diagnose im Dezember ganz dicht aneinander gerückt und sehr innig miteinander. Wenn wir nur wenig Zeit haben, dann doch möglichst schöne und intensive.
Im Forum gibt es einige, die viel länger mit dem Glioblastom IV leben, als jede Statistik aussagt. Gib den Mut nicht auf und geniess das Leben weiter miteinander. Jeder Mensch, der geboren wird, wird auch irgendwann sterben. Ob ich eher als mein Mann (auch Glioblastom IV) oder doch er? Wissen wir das, nur weil irgendjemand so eine bekloppte Statistik aufgestellt hat?
Ich wünsche Euch, dass Ihr Euren Weg zu diesem Thema findet. Ihr steht noch ganz am Anfang und vieles muss sich im Gefüge erst finden und neu einspielen.
Viel Glück und gute Zeit mit oder ohne Fleisch und Zucker, aber hoffentlich gemeinsam und nicht mit für Euch beide belastende Ernährungskriege wünscht Euch
Dirlis