Liebe Lovingmum,
Ich muss fasulia aus eigener Erfahrung zustimmen.
Allerdings war ich bei meinem ersten Meningeom 37 Jahre und diese Tumoren "wollten" mich immer wieder lahmlegen, aber ich habe immer wieder "Gegner", also gute Fachärzte, gehabt und nutze sie, weil ich sie braiche, bis heute und auf weiteres. Ich bin jetzt 66 Jahre, meine "Optik" (wie Du es nennst) ist erst seit sehr wenigen Jahren ein wenig sichtbar.
Bestrahlungen bei so jungen Mädchen können tatsächlich mehr jetzt und in 10 bis 20 Jahren zerstören als eine OP.
Eine Bestrahlung - welcher Art auch immer - führt dazu, dass möglichst (!) alle Tumorzellen an ihrer Teilung gehindert werden. Das ist der wünschenswerte Teil.
Unerwünscht sind verbliebenene teilungsfähige Tumorzellen, aus denen Rezidive heranwachsen können. Je größer der zu bestrahlende Tumor umso mehr Zellen müssen von den Strahlen getroffen werden, was das Risiko erhöht, dass einige Zellen nicht getroffen werden. Diese Gefahr besteht, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht sehr groß.
Noch unerwünschter ist es, dass der "tote" Tumor im Kopf bleibt. Er wird langsam über Monate oder wenige Jahre oder nie vollkommen aus dem Gehirn Deines Mädchens abtransportiert. Damit muss und könnte sie leben.
Die Strahlen dringen auch durch gesundes Gewebe und könnten sehr viele Jahre später weitere Meningrome entstehen lassen. Das wird in den regelmäßigen MRT-Kontrollen rechtzeitig erkannt, falls es überhaupt passiert.
Um das zu vermeiden, wurde die Protonen-Bestrahlung erfunden. Die schont das gesunde Gewebe, erreicht im Tumor denselben Effekt wie alle anderen Bestrahlungsarten, hat jedoch den Nachteil, dass wegen der Bestrahlung mit schwererenTeilchen häufiger Nekrosen entstehen. Eine Nekrose besteht aus abgestorbenen Zellen. Da die Tumorzellen "sterben" sollen und sie auch im um den Tumor herum liegenden Hirngewebe vermutet werden, wird deswegen die Umgebung des Tumors auch bestrahlt. Es werden in direkter Nähe gesunde Zellen "getötet".
Das wäre vielleicht nicht so schlimm, könnte man denken. Aber so wie der tote Tumor bleiben auch diese Zellen dort. Das Schwierige ist, dass sie auch (als Gesamtheit) größer werden können, sie können Kontrastmittel aufnehmen, es ist schwer, sie vom Tumor, seines Rezidivs, OP-Narben, Ödemen zu unterscheiden. Es wären speziellere zusätzliche PET-CT / PET-MRT-Kontrollen erforderlich.
Aber auch das ist eine sehr gute Möglichkeit und die Strahlenärzte wissen das und haben bereits jetzt Methoden, dagegen vorzugehen, falls es überhaupt dazu kommen sollte.
Eine der Arten der Radiochirurgie ist evtl. möglich, sie wäre eine Bestrahlung an nur einem oder sehr wenigen Tagen und für kleine Tumoren bis zu dem längsten Maß des Tumors von etwa 3,5 cm erfolgreich, hätte aber auch Folgeprobleme, die nicht unbedingt auftreten müssen.
Als besten Weg würde ich erst die OP bis zur weitestgehenden Verkleinerung des Tumors sehen. Falls dann wirklich bestrahlt werden soll (was jetzt nicht empfohlen wird), wären nur sehr wenige Zellen zu bestrahlen und das Risiko wäre kleiner und der Erfolg größer.
Bei mir wurde nie nur bestrahlt. Wenn neue Meningeome gesehen wurden, war eine OP bei mir möglich. Im Rezidivfall wurde nachträglich die Tumorresthöhle bzw. der Resttumor bestrahlt. Bei mir mit Photonen, an 30 Arbeitstagen, am Wochenende nicht. Man merkt die Bestrahlung selbst weniger als sie wirkt. Ich wurde nur müder, das sagen viele. Bei mir wurden dreimal verschiedene Regionen zu verschiedenen Zeiten bestrahlt. Eine zweite Bestrahlung derselben Stelle wird für mich konsequent abgelehnt. Sie würde meiner Lebensqualität schaden. Einige Einschränkungen haben die Bestrahlungen erbracht, aber ich habe sie überwunden. Ich habe nach der ersten OP und der zweiten OP mit Nachbestrahlung und nach der dritten OP weiter als Lehrerin sehr gut arbeiten können.
Es ist natürlich für Deine Tochter eine Katastrophe, dass ihr so etwas passiert. Sie muss damit leben. Und sie wird es können. Sie ist ein Teenager, jetzt so alt wie meine Kinder, als mich das erste Meningeom "überfiel". Sie waren 10, 12 und 14 Jshre jung. Sie mussten damit aufwachsen und sie haben es geschafft und haben jetzt Familien mit Kindern. Hirntumoren sind für die Menschen, die sie kaum kennen, imner noch ein Tabu. Aber wenn Deine Tochter offen damit umgeht, dort, wo sie es nicht verschweigen kann, dann lernen ihre Freunde, dass man damit nicht nur leben, sondern gut leben kann, dass man nicht plötzlich "bekloppt" ist, sondern eine Stärke entwickelt, die sie vielleicht emotionaler für andere macht. Ich habe das so erlebt, sonst könnte ich nach derart langer Zeit mit so sehr vielen OPs, Bestrahlungen und zwei Wundheilungsstörungen hier nicht so schreiben.
Sie hat Dich und Du bist für sie da. Es ist traurig, aber gemeinsam packt Ihr das! Da bin ich mir ganz sicher!
KaSy