Hallo, ich habe das Bedürfnis meine Geschichte hier zu erzählen:
Im Oktober 2015 war ich mit meinen Eltern und meinen Kinder zusammen im Urlaub. Meine Mutter (hat im Urlaub ihren 69. Geburtstag gefeiert) wurde immer langsamer, ging schief, ihre fielen Dinge aus der linken Hand und alles war irgendwie merkwürdig. Symptome wie bei einem Schlaganfall..Aus dem Urlaub heraus habe ich sofort einen MRT Termin gemacht und am 29.10. war meine Mutter 2 Std nach der Landung in der Röhre...kurz danach das erschütternde Ergebnis was unser gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hat! Glioblastom Typ IV...nun ja, die Welt bricht zusammen etc pp, das muss ich hier alles nicht erwähnen.
Anfang November Biopsie in der MHH, Ende November Zweitmeinung bei Prof Samii und beide sagen leider, dass der Tumor aufgrund seiner Lage am rechten Hirnstamm inoperabel sei und die Gefahr einer Lähmung auslösen würde.
Am 08.12. Beginn der StrahlenChemotherapie, 8 Tage später machen die Leberwerte Ärger und die Chemo wird abgesetzt. Bestrahlung sehr gut vertragen, ein MRT Ende Januar zeigt, dass der Tumor scheinbar nicht weitergewachsen ist. Zustand meiner Mutter nach Bestrahlungsende am 19.01.2016 verschlechterte sich so sehr, dass wir schon nach einem Hospiz geguckt haben!! 2 Wochen später, als hätte man einen Schalter angeknipst, schöpft sie erneut Kraft (allerdings wurde auch das Kortison erhöht) und kann wieder einfach Dinge selber erledigen. Wir konnte kurze Zeit aufatmen und waren am 02.02. überglücklich aus der Neurochirurg meinte, dass er evtl operieren könne, da der Tumor sich zystenartig entwickelt hätte und viel Flüssigkeit drumherum sein. Zwar könne er ihn nicht vollständig entfernen, aber das Volumen um 60-80% reduzieren. Diese Nachricht hat uns sehr glücklich gemacht und eine Menge Hoffnung gegeben....2 Tage später kommt meine Mutter in das Kreiskrankenhaus ihrer Kleinstadt wegen Zuckerwerte von 530!! Sie hat nie Zucker gehabt, ist scheinbar eine Nebenwirkung des Kortisons, auf das sie leider vorerst angewiesen ist!! Dieses ist mittlerweile auf 4mg/Tag reduziert worden und scheint erstmal hoffentlich zu reichen. Nach einem 5-Tägigen Aufenthalt im KrKhs wurde sie Montag entlassen und wir sind direkt zum Termin zur Neuroonkologin gefahren. Diese möchte ab Montag 15.02. erneut die Chemo wagen, denn nichts zu tun ist bei diesem Tumor auch keine Lösung. Auch darüber haben wir uns gefreut, wieder etwas mehr Hoffnung, dass die Chemo den Tumor verkleinern wird...1 Tag später kommt meine Mutter wegen einer Thrombose im gesamten linken Bein (es ist doppelt so dick wie ihr rechtes Bein!!) erneut ins KH...jetzt liegt sie in der MHH und ich hoffe, dass die Ärzte alles im Griff haben und es zu keiner Embolie oder Lungenentzündung durch das lange Liegen kommt! Bisher wurde nur das Bein fest gewickelt, Heparin gespritzt (was das Kreiskrankenhaus in den 5 Tagen nicht getan hat!!!) und ihr absolute Bettruhe verschrieben.
Den Ehemann oder das Kind mit dieser Krankheit zu begleiten muss schrecklich sein, aber die eigene Mutter die immer der Macher war und alles voll im Griff hatte, ist auch nicht so einfach bei dieser Diagnose zu begleiten. Mein Leben ist seit dem 29.10. komplett auf den Kopf gestellt. Ich habe mich vor 2 Jahren selbstständig gemacht und 3 Monate lang nicht arbeiten können...ich weiß nicht, wie viel Zeit mir mit meiner Mutter und besten Freundin bleibt, arbeiten kann ich noch 20-30 Jahre, aber die Zeit mit meiner Mutter bleibt begrenzt! Meine Kinder, mein Mann, meine Arbeit und das soziale Leben kommen definitiv zu kurz, von mir selber und meinen Bedürfnissen möchte ich gar nicht erst anfangen, das kennt jeder hier sicher von sich selbst...man soll ja auch nicht jammern.
Ich bin froh, dass es meiner Mutter den Umständen entsprechend gut geht, sie bis zum heutigen Tage noch keine Schmerzen hatte und nach wie vor sehr stark und gewillt ist, den Kampf zu gewinnen!! Sie hat vor 3 Monaten nach 50 Jahren angefangen wieder zu beten, das scheint ihr sehr viel Kraft zu geben. Überhaupt ist sie eine sehr starke Frau, sie hat bisher kein einziges Mal gejammert und versucht mich sogar immer wieder mit aufzubauen. Sie möchte noch sehr lange leben und ihre Enkelkinder aufwachsen sehen, ich hoffe so sehr, dass ihr dieser Wunsch erfüllt wird. Insulin und Heparin zu spritzen ist kein Weltuntergang. Zwar ist es lästig, aber damit kann man leben und wenn es dabei bleibt, sind wir glücklich....
Ihr würde mich über Feedbacks und Erfahrungsberichte freuen, auch außerhalb von Hannover :)
Allen Betroffenen wünsche ich viel Kraft und Hoffnung und möchte Danke sagen, dass es diese Forum gibt!!!!