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Sverige

Hallo,

vor fast sechs Wochen hat meine Mama die Diagnose Glioblastom nach einer Operation bekommen. In dieser Zeit haben wir alle eine Höllenachterbahn der Gefühle und Ängste durchlebt.
Es gab viele Komplikationen, Verschlechterungen und Verbesserungen des Gesundheitszustandes von Tag zu Tag.

Sie solle nächste Woche nach Hause kommen.
Die Therapie ist ersteinmal nicht vorgesehen, da letzte Woche ist Gesundheitszustand sehr schlecht war. Heute war jedoch ein Tag, an dem sie so viel gelacht hat wie noch nie.
Sie hat eine Fusspflege bekommen, sich die Nägel lackieren lassen und viel mit meiner Schwester und mir gelacht. Das war Mama heute pur und dieser Tag hat viel Kraft gegeben.
Trotzdem kommt die Angst und Verzweiflung immer wieder über mich.
Heute Abend sind wir Fahrrad gefahren und wollten bei der Gourmetmeile etwas essen. Ich konnte diese Ansammlung von Menschen kaum aushalten, es wurde mir schlagartig bewusst, dass Mama dies im nächsten Jahr nicht mehr erleben wird.
Es war einfach schrecklich.
Diese Achterbahnfahrt der Gefühle ist nur schwer auszuhalten. An guten Tagen wie heute, möchte ich am liebsten nur bei Mama sein, um so viel davon zu erleben wie es geht, immer mit der Angst wie es morgen sein wird.
LG
Sverige

dirlis

Liebe Sverige,
diese Achterbahn der Gefühle,
Du beschreibst es so treffend,
die begleitet uns alle.
Zwischen Angst und Hoffen und immer wieder dem Aufprall auf dem Boden dieser neuen und einfach unglaublichen Wahrheit...
Wenn sich die Normalität aus alten Tagen (und bei Euch ist doch alles noch so frisch) einschleicht und man sich wohlig entspannt, dann kommen immer wieder diese grausamen Augenblicke der Erkenntnis.
Alles anders, nie mehr ganz so wie früher.
Die Unbeschwertheit ist weg, leider. Und die Naivität, die uns doch alle und draußen in der Welt so unendlich viele begleitet, dass Das Leben, schön wie es im großen und Ganzen ist, doch eigentlich niemals enden sollte.

Alles anders, aber dennoch voller lebenswerter Augenblicke, wertvolle Gemeinsamkeit und -was für ein Glück- sogar mit Lachen und Freude.

Wenn die Lebensquantität ins Wanken gerät, dann ist es etwas ganz besonderes, wenn Ihr es schafft, die verbleibende und kostbare Zeit mit Lebensqualität zu füllen.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du es schaffst, das gute und schöne weiter zu entdecken und Freude und Besonderes auch in den Kleinen Dingen im Leben zu sehen. Mag es trotz schwierigster Situation mal ein Lächeln sein, ein Sonnenschein auf den Blättern eines Baumes, eine Marienkäfer, ein "Was auch immer", dass Dich für einen winzigen Augenblick ablenkt und Dir zeigt, dass das Leben ganz anders wird, aber das gemeinsame Erleben und die Erinnerung, die damit für die Zukunft entstehen, die wird Dir bleiben.

Ich wünschte, es gäbe etwas, dass Dich tröstet....

Sei herzlich gegrüßt von Dirlis

Sverige

Hallo,
meiner Mama geht es nun schon seit 5 Tage besser :-)
Die Pfleger und Ärzte waren überrascht wie gut sie sich seit letzter Woche, als es ihr wirklich richtig schlecht ging, erholt hat. Vielleicht kann sie schon nach dem Wochenende nach Hause kommen.

Der Aufenthalt auf der Palliativstation mit den wirklich tollen Pflegern und der ruhigen Atmosphäre tut ihr sehr gut.
Sie hat am Anfang der Woche Cortisioninfusionen bekommen, trinkt jetzt selbständig und ausreichend.
Sie ist noch etwas durcheinander und das Kurzzeitgedächtnis funktioniert seit der OP nicht mehr richtig, ist aber fröhlich und so "lieb".....
Letzte Woche hat der Arzt gesagt, dass er bei Mamas schlechtem Allgemeinzustand keine weitere Behandlung mehr machen würde.
Diese Woche sieht es ja erstmal etwas anders aus.
Es war ja eine Kombi Therapie aus Bestrahlung/Chemo angedacht.
Es gibt sehr verschiedene Meinungen hierzu. Meine Freundin, die auch Krankenschwester ist und aus diesem Bereich kommt, sieht die Behandlung sehr kritisch. Da die Behandlung ja palliativ ist, sagt sie dass wir bedenken müssen, welche Nebenwirkungen die Behandlung für Mama haben kann, und welchen "Erfolg" sie überhaupt bringt.
Weniger ist manchmal mehr war auch die Aussage der Krankenschwester auf der Station letzte Woche, die dies aus eigener Erfahrung in der Familie berichtete.
Dies alles ist sehr schwer. Keine Behandlung zu machen erscheint uns so, als ob wir Mama vorab aufgeben.
Andererseits soll sie die begrenzte Zeit so "schön" und gut verbringen wie es möglich ist, ohne durch vielleicht starke Nebenwirkungen der anstrengenden Behandlung....
Ihr alle kennt sicherlich die Gedanken die wir gerade haben....
LG
Sverige

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