Guten Morgen Liisa,
ich hoffe und wünsche Dir sehr, dass Du noch etwas Ruhe gefunden hast in der letzten Nacht.
Deine Verzweiflung und Unsicherheit kann ich so gut nachempfinden.
Ich habe gerade versucht mir durch Deine anderen Beiträge ein Bild von Eurer Situation zu machen.
Ich gehe davon aus, dass der Pflegedienst Euch weiter begleitet und eine höhere Pflegstufe inzwischen mindestens beantrag ist.
Hast Du daneben Unterstützung von Familie oder Freunden? Gibt es psychoonkologische Betreuung für Deinen Mann und auch für Dich?
Ist inzwischen zweifelsfrei geklärt, dass es keine Einblutung (Sturzhämatom?) sondern Tumore sind? (ich vermute es, sonst würde man wohl nicht mit Chemo arbeiten...)
Bekommt Dein Mann Cortison? in welcher Dosierung?
Wie klar ist Dein Mann? Kann er sich artikulieren und ist er in der Lage komplexe Zusammenhänge zu verstehen oder zu entwickeln? Habt Ihr vorgesorgt (Betreuungsvollmacht, etc...).
Wenn es Tumore sind, die am Hirnstamm sitzen, wird dort wohl die Ursache für die Lähmung herkommen. Eine Besserung der Situation wäre demnach nur denkbar, wenn die aktuelle Therapie so gut anschlägt, dass die Tumore sich zurückbilden, oder? Ich wünsche es Euch von Herzen.
Mir ist unklar, wie und wann und auf welcher Grundlage sich der Arzt aus der Strahlenklinik geäußert hat. Wichtiger wäre mir aber die Einschätzung der Ärzte, die die Chemotherapie begleiten. Und ohne Dir Optimismus und Hoffnung nehmen zu wollen, haben sich die Ärzte bei uns mit klaren Aussagen immer zurück gehalten, da letztlich niemand weiß, welcher Patient auf welche Behandlung anspricht.
Hast Du mit den Ärzten über eine realistische Prognose gesprochen? Wenn er inkontinent ist und gelähmt... besteht das Risiko, das Schluckbeschwerden auftreten und möglicherweise irgendwann auch Probleme mit der Atmung??
Liisa, ich möchte Dir keine Angst machen, aber Du musst Dir klar machen, ob Du wissen möchtest, wie Ernst die Situation ist und wie viel Zeit Ihr noch gemeinsam habt. Mit bekannten Problemen kann man meines Erachtens immer besser umgehen als mit unbekannten Risiken.
Uns hat es geholfen, dass wir uns der Situation immer gestellt haben und versucht haben, die kostbare Zeit zu gestalten.
Um es in einem Bild zu malen, es ist ein Unterschied, ob Du ohnmächtig und hilflos in einem Sturm auf einem Boot bist und vom Meer und Wind hin und her geschleudert wirst oder ob Du am Steuer stehst, ein Ziel vor Augen und versuchst einen Kurs zu halten auch wenn die Wellen noch so hoch sind.
Ich schicke Dir Mut und Kraft.
Dirlis