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Thema: Essen und Trinken in den letzten Tagen/Wochen

Essen und Trinken in den letzten Tagen/Wochen
gretchen
28.10.2013 15:00:43
Schon länger wollte ich mal einen „Pegelstand“ geben, aber in den letzten Wochen reichte es nur für die stille Teilnahme!

Mein Anliegen richtet sich an alle Hinterbliebenen oder aktuell in der Situation des pflegenden Angehörigen: mein Mann ist nun seit einigen Tagen so schwach, dass er das Bett nicht mehr verlassen kann und starke Medikamente bekommt. Schmerzen hat er glücklicherweise keine und schläft fast nur. Er kann kaum mehr sprechen und ist kraftlos. Seine beste Freundin und ich kümmern uns hauptsächlich um ihn. Außerdem werden wir ganz wunderbar von einem Palliativteam und einem Pflegedienst betreut.

Von einem auf den anderen Tag ging es ihm wesentlich schlechter und er hatte zwei Tage nichts gegessen und nichts getrunken (wie haben ihm immer den Mund mir Spray befeuchtet.) Nun fragt er manchmal selbst nach Wasser. Wenn man ihm etwas leicht zu essendes (Babybrei) gibt, isst er inzwischen wieder auch das. Wir glauben aber, dass ihn die Verdauung von Nahrung zu sehr belastet, da er selbst dafür keine Kraft mehr hat. Andere Außenstehenden sind der Meinung, dass man ihn „doch nicht verhungern lassen kann“.

Konkret: kennt ihr das und wie seit ihr damit umgegangen? Haben eure Lieben in den letzten Tagen/Wochen noch gegessen und getrunken?
Für uns ist es sehr schwer, uns ständig erklären zu müssen, warum wir ihm nicht ständig Essen anbieten! Das bisschen Kraft, was wir aktuell noch haben, können wir nicht noch in solche Diskussionen stecken. Lieben Gruß!
gretchen
gramyo
28.10.2013 15:52:57
Liebes Gretchen,

nein, ihr habt wahrhaftig nicht mehr die Zeit, anderen eure Beweggründe zu erklären. Ihr müßt diese Bemerkungen ignorieren, wenn es möglich ist. Kritischer ist das natürlich bei nächsten Angehörigen...

Wenig oder fast gar nichts mehr essen, kommt in den letzten Wochen durchaus vor . Mein Partner hat die letzten 4 Wochen nur noch Joghurt´s, waren auch durchaus Sojajoghurts dabei , oder dünnflüssige Getreidebreie und Frucht- und Gemüsesmoothis , zu sich genommen. Diese Sachen hatte ich auch immer bereitgestellt und habe sie ihm angeboten, aber in keiner Weise aufgedrängt.

Wer euch bei der Beantwortung dieser Frage auch sehr stark helfen kann, ist euer Pflegedienst und Palliativteam. Die haben eine langjährige Erfahrung . Ich habe mich in allen Dingen mit ihnen und dem behandelten Arzt abgesprochen über die weitere Vorgehensweise.

Die letzten 3 Tage seines Lebens hat er gar nichts mehr gegessen und getrunken. Da kamen die subcutanen Infusionen in die Bauchdecke , damit er nicht zu sehr "austrocknet". Ich beschreibe es dir hier jetzt noch ein bisschen ausführlicher, weil ich es für eine sehr gute Möglichkeit halte, dass der Mensch sich gut und schmerzfrei von dieser Welt verabschieden kann.Das wollen wir ja jedem ermöglichen.

Es handelt sich nicht um eine lebensverlängernde Massnahme sondern sie erleichtert den körperlichen Zustand des Betroffenen. Es wird, wie gesagt , eine 1 l Infusion Na Cl Lösung oder eine Glucoseinfusion pro Tag gegeben.
Diese Infusion kann auch der Pflegedienst machen. Bei uns war es immer der späte Nachmittag. Der Bauch bläht sich dann leicht auf und muss nach 12 Std. wieder seine vorherige Größe haben. Ausserdem muss man darauf achten, ob Urin gelassen wird.Wenn dies alles nicht mehr funktioniert, arbeitet die Niere nicht mehr. Dann dürfen diese Infusionen nicht mehr gegeben werden.

Also, noch einmal kürzeste Zusammenfassung. Essen ist nicht so wichtig, aber trinken ist lebenswichtig. Dein Pflegedienst und der behandelnde Arzt kann die Situation wirklich am besten beurteilen !!

Fühle dich liebevoll umarmt und ich wünsche dir von Herzen Kraft und Energie um diese Zeit noch, ja ... mit ruhigem Leben und guten Gefühlen ..zu füllen...

Liebe Grüße und gedankliche Unterstützung sende ich dir
Gramyo und ihr Mann,
der in ihrem Herzen und Leben
immer einen wunderschönen Platz einnehmen wird
gramyo
Felsquellwasser
28.10.2013 16:04:44
liebes Gretchen
es ist schwer genug ,gramyo beschreibt es so treffend und einfühlsam,
dass ich dem nichts hinzufügen mag,

außer

dass ich dir sehr herzliche Grüße sende
dir eine sanfte Umarmung zukommen lasse
der Weg
sein Weg ist schwer
aber er und auch ihr
seid nicht allein.

Es ist da jemand ,der seine Hand über euch hält.
Von Herzen
Felsquellwasser
Felsquellwasser
gloortje
28.10.2013 16:23:44
Hallo Gretchen,
du kannst den Mund auch mit große Wattenstäbchen, getränkt in Saft oder Tee befeuchten. Es gibt auch fertig getränkte Wattestäbchen zu kaufen, die schmecken aber nicht gut (ist alles geschmack Sache).
Es hat mit verhungern lassen nichts zu tun, wenn er könnte würde er ja essen.
Mein Mann hat in den letzten Wochen immer weniger gegessen und getrunken. Bis ich ihm in den letzten Tagen nur noch den Mund und die Lippen befeuchtet habe. Zusätzlich bekam er eine NaCl Infusion in den Oberschenkel.
Leider kosten diese gut gemeinte Bemerkungen sehr viel Kraft und verunsichern den Pflegenden.
Ich wünsche euch viel Kraft und Zuversicht das ihr das Richtige macht.
Gloortje
gloortje
marionette
30.10.2013 11:55:00
Liebes Gretchen,
Lass die Leute reden.....kennst doch das Lied von den Ärzten.Mein Vater hat in den letzten Tagen auch nichts mehr zu sich genommen.Vorher hat er noch Astronautenkost aus der Apotheke bekommen, aber nach einigen Tagen wollte er das auch nicht mehr.Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass er Hunger hatte.
Schön wäre es, wenn du einfach da bist , vielleicht die Hand streichelst...vielleicht schaffst du ja auch mit ihm zu reden?
Wünsche euch alles Liebe
Marion
marionette
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