Hallo, Karamba,
ich verstehe Dich und Dein Problem wirklich sehr gut.
Aber bei Dir ist es ja sogar so, dass bei Dir epileptische Anfälle vor der OP erfolgten und seit der OP wirst Du mit antikonvulsiven Medikamenten (gegen Anfälle wirksam) behandelt.
Das bedeutet, dass Du laut diesen o.g. Richtlinien ein Jahr seit dem letzten Anfall nicht Auto fahren darfst.
(Egal, was der Neurologe sagt, er wird im Falle eines Unfalls wegen eines Anfalls nicht Deine Schmerzen übernehmen. Ein EEG zeigt nur dann einen Anfall, wenn er während des EEG passiert. Also hat das EEG nur dann eine Aussagekraft, wenn ein Anfall nachgewiesen wird. Wenn keiner nachgewiesen wird, und das ist bei sehr vielen Anfallspatienten so, dann bedeutet es nicht, dass man nie einen hatte oder jemals bekommen kann.)
Mir hat mein Neurochirurg, der den ersten Anfall in der Klinik bemerkte und mit der Therapie begann, sehr eindrücklich gesagt, dass ich wegen der Anfallsgefahr ein Jahr lang weder Auto noch Fahrrad fahren sollte, denn auch. unter Medikamenten kann man Anfälle bekommen.
Er wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass mir das mit 2x2000mg Levetiracetam wirklich 10 Wochen später passierte.
(In beiden Fällen gab es diese Anfälle, aber im EEG konnten sie nicht nachgewiesen werden.)
Ich hatte "Glück", wenn nan das so nennen darf, und stürzte nur zu Hause bewusstlos heftig gegen einen Schrank, stieß mich an der OP-Naht, die dann blutete, wurde mit dem Rettungsdienst in die Klinik gebracht, wo dann ein "SHT" (Schädel-Hirn-Trauma = Gehirnerschütterung) diagnostiziert wurde.
Ich hatte nicht glauben wollen, dass es sich um einen Anfall gehandelt hatte, da ich mich durch die Medikamente abgesichert glaubte. Mein erster Anfall war auch völlig anders verlaufen. Ich schob es auf niedrigen Blutdruck oder "zu wenig getrunken", aber das passte alles nicht. Es war ein Anfall gewesen, der diese Folgen hatte, wegen derer ich 5 Tage in der Klinik bleiben musste.
Wäre ich in dieser Situation Fahrrad gefahren, hätte es sehr viel schlimmer ausgehen können.
Ein Anfall, der einem die Handlungs- und Reaktionsfähigkeit nimmt, kommt immer völlig unerwartet.
Erst recht nach einer Hirn-OP, wo man überhaupt nicht wissen kann, wie ein solcher Anfall abläuft!
Auch bei Dir kann er ganz anders verlaufen als diejenigen, die Du vor der OP hattest.
Epilepsie-Erfahrene, bei denen die Medikamente nicht ausreichend gut wirken, kennen nach vielen Anfällen eventuell die allerersten Anzeichen des beginnenden Anfalls, die so genannte Aura, und haben dann wenige Sekunden Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.
Das trifft aber für die Anfallswahrscheinlichkeit nach einer Hirn-OP (ohne Medikamente) und die antikonvulsive Behandlung von Anfällen, deren Verlauf man nicht erahnen kann, nicht zu.
Du bist bereits 3 km mit einem geliehenen Rollator zum einkaufen gelaufen. Das ist eine gute Leistung und eine sichere Möglichkeit. Du kannst Dich unterwegs jederzeit auf den Rollator setzen, die Einkäufe darin verstauen und bist auch im Falle eines Anfalls recht gut abgesichert. Außerdem ist es ein "Fitnesstraining" an der frischen ländlichen Luft.
Erfrage bei Deiner Hausärztin bzw. auch der Krankenkasse, ob Dir eine Krankentransport-Verordnung ausgestellt werden darf, dann könntest Du mit einem Taxi zu Arztterminen fahren, allerdings fürchte ich, dass es abgelehnt wird.
Vermutlich wird auch ein Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis keinen Erfolg bringen und dieser wäre auch nur mit dem Merkzeichen "ag" (außergewöhnlich gehbehindert) mit dem Recht auf Fahrten verbunden.
In vielen Gegenden gibt es Menschen, die sich anbieten, anderen mit Fahrten zu helfen, die selber nicht fahren dürfen. Bei uns liegen solche Angebote bei der Hausärztin, aber auch die Krankenkasse, Aushänge im Ort, der "Buschfunk" oder Werbungen in Zeitungen können Dir Auskunft geben.
Das kostet Geld, ja, aber Du sparst ja das Benzingeld.
Diese Fahrer*innen machen das sehr gern, sind auf erkrankte, behinderte, ältere Menschen eingestellt und wirken so ein bisschen wie motivierende Psychologen.
Ich hatte längere Zeit mit vier verschiedenen Fahrern zu tun, die auf Krankenfahrten "spezialisiert" waren. Ich habe mich mit jedem dieser Fahrer sehr wohl gefühlt und erinnere mich sehr gern an die einfühlsamen, aufmunternden und fröhlichen Gespräche.
Versuche es!
KaSy