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Thema: Fatigue im Vorfeld von Bestrahlung und Chemotherapie

Fatigue im Vorfeld von Bestrahlung und Chemotherapie
bump
27.09.2012 13:45:13
Hallo liebe Forumler
Mein Vater ist seit 2 Wochen im Krankenhaus, er hat außer Schwindel nicht viele Symptome gehabt, nun weiß man, es ist ein Glioblastom IV, schmetterlingsförmig, inoperabel.
Nun hängt er immer mehr in den Seilen, antriebslos, schwach, schwindelig. Sebst das geliebte Telefon, den Zeichenstift oder ein Buch wird ihm zu schwer. Bestrahlung und Chemo soll am Dienstag beginnen und da ich weiß, dass man davon müde und schwach werden soll... wie soll das weitergehen ohne irgendeine Behandlung? Was kann man ihm geben, Nahrungsmittel oder Physiotherapie oder was auch immer, was hilft denn??
bump
alma
27.09.2012 15:08:03
Hallo,
der Grund für Fatigue ist nicht bekannt. Diskutiert werden verschiedene Erklärungsansätze - von Stoffwechselvorgängen über Substanzen, die der Tumor ausschüttet bis hin zu psychischen Ursachen. Folglich ist es auch schwer, eine Behandlung zu finden.
Es gibt bei der Berliner Krebsgesellschaft einen leitenden Mitarbeiter (Arzt), der sich seit langem mit Fatigue befasst. Den würde ich einfach mal anrufen.
Ich habe mich selbst länger mit dem Thema beschäftigt, da ich seit Jahren damit Probleme habe. Bei mir war das bis vor kurzem so, dass nach 2 Stunden irgendwelcher Aktivitäten mein Akku völlig leer war. Nichts ging mehr, auch Ruhe half nicht. Gemacht habe ich nichts dagegen, außer in Bewegung zu bleiben, wenn es ging. Aber antriebslos war ich nicht. Das kommt in eurem Fall vielleicht auch von dem Schock der Diagnose. Das Leben ist plötzlich bedroht, eine Erfahrung, die man vielleicht noch nie gemacht hat, was nun damit anfangen? Mit dem Leben, mit der Erfahrung. Da ist man doch erstmal ratlos, wenn nicht auch mutlos.
Ja, und was mir noch einfällt: ich habe in das Fatigue hinein ein Jahr lang Chemo gemacht, ohne dass es schlimmer wurde. Entgegen meiner Befürchtungen. Wie das mit zusätzlicher Bestrahlung ist, weiß ich nicht.

Alma.

alma
Johanna
09.10.2012 22:25:24
hallo ,
vielen Dank für eure Berichte. Sie helfen mir immer wieder weiter, wenn ich das Gefühl habe niemand kann meine Sorgen verstehen.
meine Schwester hat ein Glioblastom und wurde im Juni 2011 operiert, nach einer Pause Chemo und Bestrahlung. Im Januar 2012 ein Rezidiv mit schnellem Wachstum. In unserer Not suchten wir nach einem anderen Medikament. Sie bekam Avastin und nach sechs Wochen stellte sich heraus, dass der Tumor fast verschwunden war. Nach drei Monaten großer Freude , tauchte ein Rezidiv an einer anderen Stelle auf. Jetzt bekommt sie Avastin und alle sechs Wochen wieder Chemo. Ihr Leben hat sich sehr verändert, aber sie hat sich angepasst.die große Müdigkeit beunruhigt sie jedoch sehr, weil sie meint, dass dies der Beginn des Sterbens sei.Wenn sie nach der Avastinbehandlung zwei Tage müde ist, kann sie sich darauf einstellen, wenn die Müdigkeit aber länger bleibt, wird sie unruhig und traurig. Mir macht es selber Angst und ich suche Begründungen, finde aber keine. Wenn es ihr schlecht geht, überlegt sie ob sie Schmerzen haben wird. Ich denke, das wird sie nicht haben müssen, aber ich weiss es auch nicht genau. Kann mir jemand dies beantworten. Ich selber merke, dass es mir gelingt gewisse Zeiten ihre Krankheit zu vergessen und mich etwas zu erholen. Wenn sie von ihren Ängsten spricht, werde ich selber ängstlich und ich merke, dass alle meine Kraft mich verlässt. und das ist doch nicht gut für sie.

Johanna
Johanna
alma
10.10.2012 10:42:21
Hallo Johanna,

es gibt, wie ich in einer kompetenten Beratung erfahren habe, keinen Zusammenhang zwischen Fatigue und Fortschreiten der Krankheit. Ein Teil aller an Krebs Erkrankten hat dieses Symptom, bei einem kleineren Teil geht es auch nicht mehr weg. Das weiß man natürlich nicht vorher. Es ist quälend, weil einschränkend und niederdrückend, aber kein Grund zur Unruhe. Schmerzen sind eigentlich nicht das Problem bei Hirntumoren. Aber es gibt unendlich viele Varianten von Störungen, die man dadurch bekommt. Es macht also keinen Sinn, sich darum im Vorfeld zu sorgen. Also quasi ein Konzept zu entwickeln, wie es weitergeht. Davon abgesehen kann man sich Ärzte suchen, die sich mit Schmerzmitteln gut auskennen.
Aber sich einfach nicht zu sorgen, geht auch nicht. Die Frage ist, was sie tun kann, um ihre Ängste zu mindern. Psychoonkologe, fällt mir da immer ein. Es wäre auch gut für dich, wenn es nicht hauptsächlich auf deinen Schultern lastet. Die Anstrengung, jemanden in dieser Lage zu begleiten, ist beträchtlich, weiß ich aus eigener Erfahrung.

Alma.
alma
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