Liebe SkiAdler,
ich glaube, dass meine Müdigkeit bzw. rasche Erschöpfung vielleicht auch als Fatigue bezeichnet werden kann.
(Ich bin seit 1995 alle paar Jahre an WHO-III-Meningeomen operiert und dreimal nachbestrahlt worden.)
Ich habe an 4 Tagen in der Woche feste Termine, zu denen ich mich aufraffen muss und es auch tue.
Montags kommt für eine Stunde die Haushaltshilfe des Pflegedienstes, die das tut, was mir allein zu schwer fällt. Sie ist für mich Motivation. Manchmal schwatzen wir bei einem Cappuccino.
Freitags hilft mir ein junger Mann privat für 2 Stunden im Garten, auch im Haus. Mitunter mache ich mit, manchmal weniger, aber ich genieße die Gespräche.
Mittwochs gehe ich die 300 m zu unserem Heimatarchiv und treffe dort auf 2-5 ältere Leute, mit denen neben der Arbeit an der Geschichte unseres Ortes interessante Unterhaltungen möglich sind. Mitunter ist es mir aber zu aufregend, dann ziehe ich mich kurz zurück, um "runterzukommen". Nach diesen Treffen bin ich oft erschöpft, aber dennoch zwinge ich mich dazu.
Dienstags kommt seit 3 Jahren (über eine Verordnung meiner Hausärztin, außerhalb der Regelverordnung) eine Ergotherapeutin für 1-2 Stunden zu mir nach Hause, die sich auch um meine Psyche kümmert. Diese Zeit ist jedesmal sehr gut, auch motivierend für mich. Dabei geht seit längerem nicht mehr vorrangig um " Wie geht es Dir?", sondern um Aufmunterung mit kleinen Spielen, um Reden über dies und das, um ernsthafte Probleme, oft lachen wir viel.
Wenn das eine oder andere mal nicht stattfindet, bin ich nicht böse und schlafe einfach weiter ...
Aber ich weiß sehr gut, dass ich ohne diese Unterbrechungen des Alltags nur viel seltener die Kraft aufbringen würde, mich zu irgendetwas aufzuraffen. Ich würde tatsächlich nur noch auf dem Sofa liegen und mir ungefiltert "bekloppte" TV-Sendungen "reinziehen". Die Beweglichkeit würde dann sehr schnell sehr nachlassen.
Diese Besucher motivieren mich auch zu weiterer Aktivität.
Ich fülle meine Zeit auch mit (meist mathematischen) Rätseln ("Gehirnjogging'), lese viel, höre Hörbücher.
Wichtig ist für mich die Hilfe für Hirntumorbetroffene in Hirntumorforen, wenn ich zu ihren Fragen Beiträge leisten kann.
Bis vor drei Jahren war ich sportlich recht aktiv. Ich habe mich nach jeder OP und vor allem nach jeder Bestrahlung immer wieder von Null auf 100, später auf 80 oder nur noch auf 60 steigern können. Jetzt ist viel weniger möglich.
Aber manchmal gehe ich eine halbe oder sogar eine ganze Stunde spazieren, selten, aber ich bin dann stolz auf mich.
In den Zeiten, in denen ich völlig "kaputt" bin, hilft es mir meist nicht, dagegen anzugehen. Ich habe bei mir bemerkt, dass ich das zulassen muss. Das kann auch mal ein ganzer Tag sein, wo ich nur alle paar Stunden kurz durch die Wohnung gehe und mich erschöpft wieder hinlege. Aber dann kommt eine Zeit, wo ich die Kraft und die Motivation habe, etwas zu tun und dann nutze ich das und mir gelingen einige Dinge, von denen meine Ergotherapeutin sagt, das sei sehr viel gewesen.
Das ist meine Erfahrung, die ich in den letzten drei Jahren gemacht habe, die ich so bei mir kenne, die ich für mich akzeptiere.
Ich habe auch eine liebe Familie, drei Leute und einige Freundinnen im Ort und die Familien meiner Kinder in 15 km, 50 km und 600 km Entfernung. Das sind stets sehr liebevolle und "normale" Erlebnisse und Gespräche mit Spaß und auch Hilfen für mich.
Aber irgendwie ist es mit Leuten, mit denen ich nur für bestimmte konkrete Zwecke zu tun habe, anders. Es scheint so, als wenn ich auch andere Inspirationen brauche, als nur die engen Familienkontakte.
Vielleicht hilft irgendetwas davon Deiner Mutti!
KaSy