Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Jeder Beitrag hilft.

Jetzt spenden

SkiAdler

Meine Mutter hat am 16.11 die vorerst letzte Chemo hinter sich gebracht.

Man konnte fast die Uhr danach stellen, dass gegen 16-17 Uhr immer ein extremer Tiefpunkt stattfindet. Müdigkeit, plötzliches Weinen, Hilflosigkeit Angst. So in etwa beschreibt sie es.

Seit ca einer Woche ist es schon besser geworden, aber es ist eine ständige Müdigkeit vorhanden. Sie kann es schlecht beschreiben, nach meinen Recherchen handelt es sich um Fatigue bei Tumorpatienten.

Wie geht ihr im Alltag damit um???

Leider ist sie nicht mehr so mobil das sie Spazieren gehen könnte an der frischen Luft. Sie geht im Haus ihre Runden, ist dann aber ziemlich schnell erschöpft.

Ich habe manchmal die Befürchtung das sich so ein gewisser Trott einschleicht und man dann nur noch auf dem Sofa liegt, aber vielleicht ist die Sicht des Betroffenen ja ganz anders.

Wenn man weiß, dass diese Müdikeit extrem gegen 17 Uhr auftritt, sollte man dann nicht versuchen ihr zuvor zu kommen und dann eine Runde zu gehen? oder was anderes machen?

Leider ist meinen Mutter manchmal so unmotiviert, dass es schwer fällt solche Ideen durchzusetzten.
Aber wie gesagt, ich bin hilfloser Angehöriger u kann es schlechter beurteilen.

Vielleicht habt ihr ja ein paar Ideen oder Tricks ?!

Vielen Dank im Voraus

Mego13

Liebe SkiAdler,

die Fatigue nach der Chemotherapie kann ich noch nicht beurteilen. Ich war am 11.11. mit der Bestrahlung fertig und schleiche seitdem noch Dexamethason bzw. mittlerweile Hydrocortison aus. Das haut schon Beides kräftig rein. Ich habe so seit einer Woche das Gefühl, es geht langsam bergauf. Dafür startet dann aber in einer Woche die Chemotherapie. :-(

Bewegung an der frischen Luft ist schon super, empfehlen mir auch alle Ärzte wegen des Vitamin Ds und des Immunsystems.

Wenn das bei Deiner Mutter nicht geht, man kann auch Gymnastik auf dem Stuhl oder der Bettkante machen. Such mal im Internet nach "Hockergymnastik".

Würde es ihr mit einem Ergometer oder einem Trampolin mit Haltegriffen besser gehen?

Es gibt auch Videos bei Y. -T., wo man mit einer Trainerin, durch eine Landschaft spaziert.

Wichtig ist, dass man sich die Einheiten in Portionen aufteilt. 5x2 Minuten sind besser und effektiver als 10 Minuten, die man nur mit völliger Erschöpfung schafft.

Und ja, diese Müdigkeit ist unfassbar und selbst für die engste Families schwer zu erklären. Seit 3 Wochen habe ich durch den Cortisonentzug beispielsweise das Gefühl, ich erwache morgens mit einem mörderischen Kater und hätte in einer Raucherkneipe übernachtet. Kurz vor Weihnachten hatte ich ein Müdigkeitstief bei den Spaziergängen. Stell Dir vor: Du hast eine starke Erkältung sowie zeitgleich eine Magendarmgrippe und sollst damit um den Block laufen, schwieriG.

Was übriges nicht heißt, ich plädiere für keine Bewegung. Das macht leider nichts besser. Aber es ist eine Hürde, die man täglich nehmen muss. Sie ist auch nicht vergleichbar mit den charmanten Ausreden gesunder Menschen, die ihren Schweinehund nicht zähmen können. Und das sagt Dir jemand, der Bewegung liebt. ;-)

Was mir auch noch geholfen hat, war kaliumreiche Nahrung. Ich meine auch, dass Vitamin D/Calciumpräparat.

Außerdem fühle ich mich auch nach jedem Besuch bei meiner Psychoonkologin besser.

LG
Mego

der Meister

Hallo SkiAdler,
ich hatte zwar ein Meningeom und keine Chemo, aber ich habe auch diese extreme Müdigkeit und heute fast 2 Jahre nach meiner OP ist es noch immer, so gegen 18 Uhr könnte ich schlafengehen. Schleppe mich dann bis 22 Uhr dahin, sonst wäre ich schon um 01 Uhr wieder wach.
Einen Tipp kann ich Dir leider nicht geben, kämpfe ja selbst damit ...
Auch bewege ich mich viel an der frischen Luft, mache Besorgungen usw.
Evtl. kommt es auch durch die Medikamente.



Gruß Klaus

KaSy

Liebe SkiAdler,
ich glaube, dass meine Müdigkeit bzw. rasche Erschöpfung vielleicht auch als Fatigue bezeichnet werden kann.
(Ich bin seit 1995 alle paar Jahre an WHO-III-Meningeomen operiert und dreimal nachbestrahlt worden.)

Ich habe an 4 Tagen in der Woche feste Termine, zu denen ich mich aufraffen muss und es auch tue.

Montags kommt für eine Stunde die Haushaltshilfe des Pflegedienstes, die das tut, was mir allein zu schwer fällt. Sie ist für mich Motivation. Manchmal schwatzen wir bei einem Cappuccino.

Freitags hilft mir ein junger Mann privat für 2 Stunden im Garten, auch im Haus. Mitunter mache ich mit, manchmal weniger, aber ich genieße die Gespräche.

Mittwochs gehe ich die 300 m zu unserem Heimatarchiv und treffe dort auf 2-5 ältere Leute, mit denen neben der Arbeit an der Geschichte unseres Ortes interessante Unterhaltungen möglich sind. Mitunter ist es mir aber zu aufregend, dann ziehe ich mich kurz zurück, um "runterzukommen". Nach diesen Treffen bin ich oft erschöpft, aber dennoch zwinge ich mich dazu.

Dienstags kommt seit 3 Jahren (über eine Verordnung meiner Hausärztin, außerhalb der Regelverordnung) eine Ergotherapeutin für 1-2 Stunden zu mir nach Hause, die sich auch um meine Psyche kümmert. Diese Zeit ist jedesmal sehr gut, auch motivierend für mich. Dabei geht seit längerem nicht mehr vorrangig um " Wie geht es Dir?", sondern um Aufmunterung mit kleinen Spielen, um Reden über dies und das, um ernsthafte Probleme, oft lachen wir viel.

Wenn das eine oder andere mal nicht stattfindet, bin ich nicht böse und schlafe einfach weiter ...
Aber ich weiß sehr gut, dass ich ohne diese Unterbrechungen des Alltags nur viel seltener die Kraft aufbringen würde, mich zu irgendetwas aufzuraffen. Ich würde tatsächlich nur noch auf dem Sofa liegen und mir ungefiltert "bekloppte" TV-Sendungen "reinziehen". Die Beweglichkeit würde dann sehr schnell sehr nachlassen.

Diese Besucher motivieren mich auch zu weiterer Aktivität.

Ich fülle meine Zeit auch mit (meist mathematischen) Rätseln ("Gehirnjogging'), lese viel, höre Hörbücher.
Wichtig ist für mich die Hilfe für Hirntumorbetroffene in Hirntumorforen, wenn ich zu ihren Fragen Beiträge leisten kann.

Bis vor drei Jahren war ich sportlich recht aktiv. Ich habe mich nach jeder OP und vor allem nach jeder Bestrahlung immer wieder von Null auf 100, später auf 80 oder nur noch auf 60 steigern können. Jetzt ist viel weniger möglich.
Aber manchmal gehe ich eine halbe oder sogar eine ganze Stunde spazieren, selten, aber ich bin dann stolz auf mich.

In den Zeiten, in denen ich völlig "kaputt" bin, hilft es mir meist nicht, dagegen anzugehen. Ich habe bei mir bemerkt, dass ich das zulassen muss. Das kann auch mal ein ganzer Tag sein, wo ich nur alle paar Stunden kurz durch die Wohnung gehe und mich erschöpft wieder hinlege. Aber dann kommt eine Zeit, wo ich die Kraft und die Motivation habe, etwas zu tun und dann nutze ich das und mir gelingen einige Dinge, von denen meine Ergotherapeutin sagt, das sei sehr viel gewesen.
Das ist meine Erfahrung, die ich in den letzten drei Jahren gemacht habe, die ich so bei mir kenne, die ich für mich akzeptiere.

Ich habe auch eine liebe Familie, drei Leute und einige Freundinnen im Ort und die Familien meiner Kinder in 15 km, 50 km und 600 km Entfernung. Das sind stets sehr liebevolle und "normale" Erlebnisse und Gespräche mit Spaß und auch Hilfen für mich.

Aber irgendwie ist es mit Leuten, mit denen ich nur für bestimmte konkrete Zwecke zu tun habe, anders. Es scheint so, als wenn ich auch andere Inspirationen brauche, als nur die engen Familienkontakte.

Vielleicht hilft irgendetwas davon Deiner Mutti!
KaSy

GMT

Tipps & Tricks??

Ich befürchte, dass das ein Trugschluss von "uns Angehörigen" ist.

Ich weiß nicht ob man das "Fatique" so nennt weil man einfach keine Erklärung findet..... aus meiner Sicht ist es eine definitive Erkrankungserscheinung, die nicht mit Motivation oder gutem Zureden zu beseitigen ist.
Deine Mutti hat Strahlenbehandlung & Chemo gerade hinter sich gebracht und vorher wahrscheinlich (?) die Hirn-OP.....das sind gewaltige Dinge - von der traumatischen Diagnose gar nicht zu reden - die bei anderen Erkrankungen dem Patienten unendlich viel Zeit & Geduld abverlangen um es halbwegs in den Griff zu kriegen.
Diese Zeit ist hier nicht vorhanden und es schleicht sich eventuell auch ein gewisser Druck beim Patienten ein - wenn er doch nur wolle und sich etwas motivieren ließe, könnte es ihm besser gehen.....

Vielleicht könnt ihr einen Physiotherapeuten nach Hause kommen lassen - entweder über den Hausarzt bestellen oder einen Palliativmediziner ins Boot holen. Dann hat die Mutti einen Profi da und dazu noch einen "fremden" Menschen, mit dem sie auch einige Worte wechseln kann zu ihren 'Einschränkungen" - das hilft manchmal auch als nur Gespräche mit den Angehörigen führen.....man will diese ja nicht enttäuschen oder, dass sie sich noch größere Sorgen machen...…
Wenn sie nicht mehr Spaziergänge machen kann, ist es vielleicht auch möglich einen Rollstuhl zu organisieren und mit ihr ins Frei zu kommen?!

Stöpsel2

Guten Abend, Skiadler,

diese Diagnose wurde mir bisher nicht bestätigt, leider sehr viele andere... Seit den 30 Bestrahlungen und Op's (atypische Meningeome - Rezidive) entwickelte sich bei mir immer stärker das Gefühl, das mir jemand urplötzlich von einer Sekunde zur anderen die Kraft weggenommen hat und von diesem Moment unfähig bin überhaupt noch etwas zu machen. Diese Zeiten nahmen leider weiter zu. Mir wird vom Pflegedienst oft gesagt, dass ich in solchen Situationen "wie ' ne Salzsäule" bei der Pflegeunterstützung dastehe und auf nichts reagieren kann.
Natürlich will ich in guten Zeitabschnitten selbst viel machen und beginne damit auch. Da passt mein Mann mittlerweile sehr auf, weil ich durch vorangegangene Power plötzlich auf Null Stellung begonnene Tätigkeiten nicht mehr weitermachen kann. Habe dann auch nur noch das Bedürfnis absolute Stille und Ruhe zu bekommen. Schlafe da auch oft ein oder döse, wie es mir dann gesagt wird.
Ich habe einen sehr starken Widder Willen, der hilft mir in diesen Zeiträumen
leider überhaupt nicht...:o((

Ich hoffe als Betroffene, dass es nicht noch schlimmer wird und es eine Lösung gibt

Liebe Grüße Stöpsel

SkiAdler

Guten Morgen,

danke für eure persönliche Schilderung.

Da meinen Mutter leider nur mit dem Rollator gehen kann und das auch sehr langsam, gestaltet sich die Bewegung an frischer luft zunächst noch schwierig. Hinzu kommt, dass Sie sich geistig nicht dazu in der Lage fühlt. Sie hat ständig Angst.
Naja, aber die Idee mit der Stuhlgymnastik werde ich mal ansprechen.
Vielleicht ist ein Familienmitglied auch manchmal der falsche Motivator, das muss manchmal von Fremden Personen gesagt werden.

Ich als Tochter habe jetzt nach 1,5 Jahren, mit dieser Krankheit meiner Mutter, ein ganz schönes Tief an das ich gelangt bin.
Es sind so viele Ereignisse die mit dieser Krankheit einhergehen, das ist kaum jemandem zu erklären.

In Sachen Palliativ Team: Wir haben da jemanden, die sind allerdings nur in Notfallsituaionen (epileptischer Anfall) da oder 1 mal im Monat. Ich persönlich habe auch das Gefühl, sie sind kurz da, fragen nach dem Medikamentenplan und sind wieder weg. Aber vielleicht gehört das auch so?

Gut das es euch mit eurem Ratschlägen und tröstenden Worten gibt.
So fällt es einem leichter die Dinge auch mal anders zu betrachten.

GMT

Liebe @Skiadler,

Natürlich hat die Mutti ständig Angst - sie ist die Betroffene! Es ist doch sehr gut, dass sie darüber spricht. Vielleicht sagt sie Dir auch, was genau diese Ängste sind....beim Laufen unsicher zu sein, fallen zu können oder eventuell einfach nur die Situation falsch einschätzen zu können.

Und bitte, diese "man muss nur richtig motivieren können", funktioniert nicht!
Wenn es daran läge, würden die Betroffenen alles tun um die Einschränkungen zu überwinden.
Das Glioblastom ist praktisch eine Erkrankung des "Bindegewebes" des Nervensystems. Auch wenn es gerade nicht zu einem Tumor manifestiert, ist das gesamte Nervensystem infiltriert. Da können alle Bereiche betroffen und die Funktionen eingeschränkt werden.
Alles, von dem wir denken, dass es automatisch funktioniert kann ja schon geschädigt sein ohne, dass es "zu sehen" ist.
Das ist ja das Verrückte an dieser Diagnose.

Zum Palliativteam: Suche doch mal das Gespräch mit dem Palliativarzt oder auch den MA. Schreibe dir doch alle Fragen auf, von denen Du annimmst, dass sie wichtig sind um deine Mutti optimal zu versorgen. Dazu gehört eben auch, was genau deren Aufgabe ist und wer Euch eventuell helfen kann wenn es nicht das Team betrifft.
Wir hatten mit der Krankenkasse gesprochen und dort auch gefragt, z.B. wie man eine Dauermedikation für Physiotherapie bekommen kann - bei uns war der Allgemeinmediziner nicht Willens das auszuführen...über den Palliativdienst haben wir es dann bekommen mit gleichzeitiger Physiotherapeutin, die nach Hause kam.

Ich weiß nicht ob es hilft ( es ist die wohl schwerste Aufgabe, die man sich stellen kann) - versuche die Krankheit deiner Mutti "anzunehmen" und das Beste aus der Situation zu machen statt in unrealistische Richtungen zu "arbeiten". Der Druck, den man selber erzeugt und auf den Patienten überträgt, kann die Hoffnung auch zum Übelsten aller Übel machen.
Und im Nachgang macht man sich unendliche Vorwürfe, statt den Augenblick zu nutzen, dem Patienten und sich selber zu Dingen gedrängt zu haben, die gar nicht erfüllbar waren...…..

Marsupilami

Hallo GMT,
velen Dank, Du kannst anscheinend besser in Worte fassen, was ich denke als ich.

Ergänzend zum Thema Rollstuhl: Ein einfacher Kassenrollstuhl, lässt sich von jedem Hausarzt verschreiben. Muss noch nichteinmal beantragt werden.
Wir waren vorher beim Sanitätshaus und haben uns beraten lassen, mit deren Tipps habe ich mir einen "Leichtgewictsrollstuhl" beim Hausarzt verschreiben lassen.

Ich nutze meinen gleichzeitig als Gehwagen, habe dadurch genauso wie beim Rollator einen Sitz dabei.
Für mich eine super Lösung, weil ich schlagartig nicht mehr kann und es keinen SInn macht mich in noch tiefere Erschöpfung "hineinzumotivieren". Entweder Päuschen oder meine Begleitung schiebt (oder erst Pause und dann schieben lassen)

Der Neurologe kann übrigens neurologische Physiotherapie verschreiben, auch als Hausbesuch.
Leider gibt es auch dort Menschen, die unbedingt motivieren müssen,( wir müssen halt tolerant mit den Psychischen Prolemen unserer Umgebung umgehen),mit Glück findet man gute Leute.
Ein neuer Phsio wird von mir zwei bis drei Termine angeschaut. Beim ersten kann er seinen üblichen Blödsinn/Unsicherheit ausagieren, wenn ich anschließend keine Entwicklung beobachte (oder schlichtes Desinterresse), mache ich bei dem keine Termine mehr. Bei Hausbesuchen ist das natürlich schwieriger, da gibt es weniger.



Gruß vom Marsupilami
---------------------------------------------------------------------

"Don´t feed the troll"

„Trollen ist ein Spiel um das Verschleiern der Identität, das aber ohne das Einverständnis der meisten Mitspieler gespielt wird.“
– Judith Donath: Identity and Deception in the virtual Community
(Wikipedia)

Prof. Mursch

@"Marsupilami":

Tatsächlich haben Sie etwas ausgesprochen, was ich auch für wichtig halte: Die Qualität und Qualifikation von Physiotherapeuten kann sehr unterschiedlich sein.

Wenn es nicht passt oder man das Gefühl hat, nicht gut behandelt zu werden, kann man wechseln.
Leider ist die Beurteilung der Qualität für den Patienten sehr schwer und die Auswahl an Alternativen nur in größeren Städten mit einer guten Infrastruktur ausreichend.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

Mego13

Liebe Skiadler,

hat Deine Mutter vielleicht eine professionelle Hilfe, mit der sie über ihre Ängste sprechen kann. Die Angehörigen sind da nicht immer die richtigen Ansprechpartner, weil sie ihre eigene schwere Last zu tragen haben.

Ich glaube übrigens, das wir alle hier unsere Ängste mit uns rumschleppen. Du schreibst auch von den epileptischen Anfällen Deiner Mutter. Aus meiner Warte befeuern diese die Angst vor unterstützenden Tätigkeiten. Da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen.

Die deutsche Krebshilfe hat auch eines der blauen Hefte über Fatigue herausgegeben, man kann es auch herunterladen.

Ich habe als Betroffene selber eine skurrile Physiotherapeutin direkt nach meiner OP kennengelernt, die war wahrscheinlich auch überzeugt war, dass alle Patienten nur aus Faulheit in den Betten lagen.

Andererseits bin ich durch meinen Beruf schon Studierenden und fertigen Physiotherapeuten begegnet, die meines Erachtens fachlich und menschlich sehr gut waren. Aber wir sind ja alle hier stetig auf der Suche nach menschlichen und versierten Wegbegleitern, was leider unendlich Kraft und Geduld kostet.

Gibt es vielleicht noch andere Beschäftigungen, die Deiner Mutter eine Freude machen könnten und zumindest von der Angst etwas ablenken?

Hast Du einmal mit dem Neurologen über das Epilepsiemedikament gesprochen, das kann den Grundzustand mit beeinflussen.

LG
Mego

SkiAdler

Liebe Mego13

vielen Dank für deine Beiträge. Sie hatten für mich viele gute Infos.

Zitat: "...die wahrscheinlich auch überzeugt war, dass alle Patienten nur aus Faulheit in den Betten lagen..."

Falls dies von mir so rüber gekommen sein sollte tut es mir leid, ich wollte von meiner Seite aus nie sagen oder denken das meine Mutter es aus Faulheit nicht tut oder sonst ein Betroffener hier.

Ich spreche hier aus der völligen Hilflosigkeit einer Tochter.


LG

Mego13

Liebe Skiadler,

da sieht man einmal wieder, dass schreiben nur "halbe" Kommunikation ist. Entschuldige bitte. ;-) Nein, ich finde, aus jeder Zeile liest man Deine Sorge um Deine Mutter und wie liebevoll Du ihr beistehst. Und dass Du mehr als verzweifelst bist, glaube ich Dir. Die Angehörigen tragen alle eine ungehörige Last, das ist mir sehr bewusst. Ich hoffe, ich habe Dir nicht zusätzlich Kummer bereitet.

Mein hartes Urteil bezieht sich auf manche Physiotherapeuten. Da kann ich leider nur Marsu und Professor M. zustimmen. Ich wollte Dich aber gleichzeitig ermutigen, nach einem positiven Fachvertreter zu suchen, weil ich auch sehr tolle Physiotherapeuten kennengelernt habe, die sehr viel Gutes ausrichten können.

Alles Liebe
Mego

Efeu

Liebe Skiadler,

es ist unendlich schwer, Angehörige zu sein, ich kann es nur ahnen. Und alles, was DIR hilft, gut tut, solltest du für dich in Anspruch nehmen, ganz konsequent. Es geht um dich, du darfst nicht "vor die Hunde gehen".
Sei sorgsam mit dir, der Weg ist noch lange schwer.

Ich habe eine diagnostizierte Fatigue.

Es ist ein tägliches Herantasten, Ausprobieren, was geht, jetzt! Wo ist die Grenze zwischen: Es ist wichtig, mich zu motivieren, mich zu bewegen, weil es dann besser wird, und wo ist Limit. Limit ist, wie wenn jemand den Stecker rauszieht. Rien ni va plus, da geht einfach nix mehr, da ist Sense, Schluss im Schacht. Einfach so.
Das wird dann auch nicht mehr besser, wenn ich mich trotzdem weiter quäle im slow-motion-Modus.

Dann ist nur abwarten, über mich ergehen lassen, wissen, es geht vorbei, so wie eine Wolke vorbei zieht.

Ich kenne viele Abstufungen von Fatigue. Bis auf Limit gibt bei mri: Bewegung ist gut.

Ich kann mir vorstellen, diese Schwäche, Unsicherheit, macht deiner Mutter Angst, sie kennt sich selbst so nicht. Sprich mit ihr, frag sie, wie es für sie ist, und erzähl ihr von deinen Ängsten, Sorgen. Nur schon das sprechen und zuhören tut gut, verändert etwas. Frag sie, was sie gerne machen würde, und was sie dafür bräuchte. hör ihr zu, die meisten Menschen wissen eigentlich sehr gut, was wichtig ist, richtig. Und vielleicht braucht sie grad wenig Bewegung?

Physio zu Hause könnte hilfreich sein? Siehe Beiträge oben, traut euch, auch zu wechseln, wenn es nicht stimmt. Das sind Bereiche, da könnt ihr was TUN.

Sorry, muss aufhören, meine Gedanken zerfallen immer mehr.....

LG Efeu

Steffimaus

Ich hatte vor ca 1 Woche eine 1xmalige Bestrahlung mit Cyber-Knife. Jetzt erst kommt bei mir eine ausgeprägte Müdigkeit, die trotz viel Schlafens, nicht verschwindet. Wer kennt das noch?

Deubi

Ich kenne es auch.

Wenn ich draußen spazieren gehe, wird es oft besser.
Oder wenn ich mich mit Freunden treffe.
Auch wenn es mir vor dem Treffen schlecht ging, ziehen mich Kontakte aus meinem Loch raus.
Häufige Pausen sind trotzdem notwendig.
Ich bin auch noch nicht mit mir zufrieden, teste mich aus.
Ich merke, dass der Körper nach einer Überforderung überreagiert. Dann geht gar nichts mehr.
LG
Deubi

romi

Ich habe mich kürzlich mit dem Phänomen der hirntumorbedingten Müdigkeit beschäftigt, es gibt nicht viel Forschung dazu, aber ein bisschen schon. Müdigkeit, Motivations- und Kraftloigkeit sind die Folge von komplexen neurochemischen Vorgängen, die durch den Hirntumor ausgelöst werden.

Mit einem Hirntumor gehen neuroinflammatorische Prozesse einher, die durch vermehrte Ausschüttung von Zytokinen und gestörte immunologische Reaktionen verursacht werden. Das führt zu einem gestörten Neurotransmitterhaushalt, vor allem die dopaminerge und noradrenerge Neurotransmission wird runtergefahren. Ein Glioblastom ist letztlich eine Erkrankung des ganzen Gehirns.

Es gibt praktisch keine Forschung zu therapeutischen Ansätzen, höchstens Erfahrungsberichte aus der Praxis. Ein Ansatzpunkt gegen die neuroinflammatorischen Prozesse in Low-Dose-Naltorexone. Deprenyl (ein mao-b-inhibtor) ist auch ein Ansatzpunkt, der aber weniger an der Quelle des Übels ansetzt, sondern eher symptomatisch wirkt. Gleiches gilt für Medikamente wie Modafinil, hier gibt es ein paar Studien bei anderen Krebsarten, die eine gewisse Effektivität belegen.

fasulia

" Ich habe mich kürzlich mit dem Phänomen der hirntumorbedingten Müdigkeit beschäftigt, es gibt nicht viel Forschung dazu, aber ein bisschen schon. Müdigkeit, Motivations- und Kraftlosigkeit sind die Folge von komplexen
neurochemischen Vorgängen, die durch den Hirntumor ausgelöst werden."

das hört sich sehr interessant an-"neuroinflammatorische Prozesse" so einen Gedanken/ Erklärung hatte ich für meine "Ausfälle" auch schon im Verdacht magst du mir die Quellen für deine Recherchen mal nennen? es muss kein exakter link sein, mir reichen schon Stichwörter, wo du fündig geworden bist- gerne auch per PN

jürgen

Ich würde auch sehr gerne Infos zur Fatigue sammeln und vor allem, was man dagegen tun kann. Ich habe genau auch die Symptome und bin sicher (wie einer meiner Ärzte auch), dass es eine Fatigue ist. Mir geht's nicht wirklich schlecht, aber wenn das nicht mehr wäre könnte ich fast wieder "normal" leben...
Mein Krankheitsverlauf findet Ihr bei Interesse im Profil.
Allen, alles Gute,
Jürgen

fasulia

@jürgen, ich schreibe dir eine PN

Deubi

Hallo Fasulia,
deine Tipps interessieren auch die anderen hier im Forum. Kannst du es bitte auch im Forum veröffentlichen?
LG
Deubi

romi

Hey, ich suche die Quellen nochmal raus am Wochenende! Habe grade beide Hände voll zu tun, da mein Vater gerade operiert wurde.

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.