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Thema: Fentanyl-Pflaster bei Glioblastom

Fentanyl-Pflaster bei Glioblastom
eeyore_ma
30.12.2012 08:43:27
Ich habe in den letzten Tagen hier im Forum gelesen und habe als Angehörige (Tochter) nun eine Frage auf die ich noch keine Antwort gefunden habe.

Bei meiner Mutter wurde im November 2011 ein Glioblastom WHO Stufe 3 diagnostiziert und operativ entfernt. Danach ging es ihr den Umständen entsprechend wieder gut. Im Juli 2012 wurde ein neuer Tumor festgestellt und mit Strahlentherapie behandelt. Die Chemo (Tabletten) wurde angefangen und aufgrund des neuen Tumors abgebrochen. Seit Oktober 2012 geht es ihr immer schlechter. Im Oktober kam sie dann auch noch einmal ins Krankenhaus, weil es ihr sehr übel ging und sie so gut wie nichts mehr in sich behalten konnte. Seit Ende November haben wir sie nun zur Pflege zu Hause. Sie klagt nun jedoch immer über heftige Rückenschmerzen, sowie immer mal wieder Schmerzen an diversen Körperstellten. Vom Pflegdienst haben wir gesagt bekommen, dass es hierfür Plaster gibt. Also haben wir beim Arzt angerufen und dieser hat uns Fentanyl Plfaster 12,5 mg verschrieben. Jedoch ohne sich meine Mutter persönlich anzuschauen oder uns genau über diese Pflaster aufzuklären. Im Beipackzettel haben wir nun gelesen, dass diese Pflaster bei Hirntumoren nur mit äußester Vorsicht zu verwenden sind. Jetzt sind wir leider total verunsichert, ob wir die Pflaster aufkleben sollen? Der Hausarzt ist jetzt erst einmal in Urlaub und daher können wir dort auch nicht nachfragen.
Kann mir hier jemand weiter helfen wegen diese Pflastern?
Besten Dank schon einmal im Voraus.
eeyore_ma
Waldis
01.01.2013 11:47:14
Hallo, uns wurde sogar eine höhere Dosis, 25 mg empfohlen, wir werden es uns auch holen, vielleicht bringt es eine Erleichterung!
Euch viel Kraft!
Isabel
Waldis
Prof. Mursch
01.01.2013 20:23:35
Es kommt darauf an, das Therapieziel zu definieren und ggf. zu wissen, warum Schmerzen vorliegen.

Manche Knochenschmerzen würde man mit Opiaten gar nicht optimal behandeln.

Wenn es sich um eine Situation handelt, in der das baldige Sterben erwartet und als unabdingbar akzeptiert wird, wird man eine anderes Therapieregime verfolgen und Medikamente anders einsetzen als wenn man eine längere Lebensphase möglichst klar und beschwerdearm begleiten kann.

Dazu braucht man einen guten Hausarzt oder einen palliativmedizinisch erfahrenen Kollegen.


Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
eeyore_ma
03.01.2013 03:59:27
Hallo,
besten Dank für die Antworten. Wir hatten am 30.12.12 das Pflaster geklebt und ich weiß nicht ob es geholfen hat. Sie hat dann nur sehr viel geschlafen und ich denke daher, dass es die richtige Entscheidung war. Ihr Zustand wurde jetzt jedoch innerhalb dieser wenigen Tage immer schlechter und ich gehe davon aus, dass wir uns sehr bald verabschieden müssen. Es wurde nun auch immer schwieriger ihr ihre Medikamente zu geben, da sie alles abgelehnt hat. Ich denke sie möchte einfach nicht mehr. Am 01.01.13 haben wir spät abends die Brückenpflege angerufen, da sie so aufgeregt war und sich nicht mehr beruhigt hat. Gott sei Dank, ist da schnell eine Krankenschwester mit Palliativ-Ausbildung gekommen und hat einen palliativmedizininschen Arzt mitgebracht. Sie haben ihr dann eine Spritze gegeben und auch eine Tablette (Tamor oder so), damit sie sich beruhigt und um ihr die Schmerzen zu nehmen. 2 Stunden hat sie gegen die Medikamtente angekämpft und ist dann doch eingeschlafen. Gestern hat sie nun den ganzen Tag fast nur geschlafen.Abends war dann wieder ein Arzt von der Palliativstation da und sie haben meine Mutter nun in das Palliativ-Netz aufgenommen. Die Ärztin war super nett und hat sehr gut mit uns gesprochen, was auch wirklich eine Hilfe war. Sie hat sich meine Mutter nochmal genau angeschaut und entschieden nun alle Medikamente die sie bekommen hat weg zu lassen, da diese ihr keine Verbesserung mehr bringen und es für sie eine Qual war die Tabletten zu nehmen. Zur Beruhigung hat sie ihr nun wieder eine Spritze gegeben, damit sie keine Schmerzen hat. Von den Fentanyl-Pflaster hat sie noch ein zweites geklebt um die Dosis zu erhöhen auf 25. Für den Bedarfsfall hat sie uns - nach Abklärung was wir geben können - nun Zäpfchen aufgeschrieben. Sie hat uns zusätzlich sehr gut alles erklärt und sich echt viel Zeit genommen. Sie hat uns auch gesagt, dass wenn meine Mama geht sie dabei keine Schmerzen haben wird. Es wird wohl einfach die Atmung aussetzen, da der Tumor auf das Kleinhirn drückt (ich hoffe, ich habe das noch richtig im Kopf) . Meine Mutter wird davon nichts mitbekommen. Auch mit meiner Mutter ist sie sehr liebevoll umgegangen. Es tat gut zu erfahren, dass ihr jetzt das ganze Leid genommen wird. Am Ende war das für sie kein Leben mehr, in einem lichten Moment hat sie das auch gesagt. Aber ich wusste das auch, schließlich kenne ich ja meine Mama. Meine Mama ist nun in dem Zustand, dass sie sehr desorientiert ist und nicht mehr weiß wo sie ist. Leider ist auch noch dazu gekommen, dass sie in den letzten Tagen wohl komplett erblindet ist. Die Ärztin hat uns nun gesagt, dass sie zwar merkt dass jemand bei ihr ist, wohl aber nur noch in sehr wenigen Momenten weiß wer es genau ist. Aber auch das ist egal, wichtig für mich ist, dass sie weiß dass sie nicht alleine ist.

Ach ja nochmal zu den vielen Schmerzen und den Pflastern, die Ärztin meinte das sind Berührungsschmerzen.

Ich kann nur jedem empfehlen, der in so einer Situation ist und die Möglichkeit hat das Pallativ-Netz zu nutzen. Ich habe in den letzten beiden Tagen sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Und wir fühlen uns unterstützt und ernst genommen. Leider muss ich aus meiner jetzigen Erfahrung sagen, haben wir das Angebot m.E. nach zu spät in Anspruch genommen. Wir hätten wahrscheinlich meiner Mutter und auch uns einige Qual ersparen können. Gott war das die letzten Tage immer ein Kampf mit den Scheiß Tabletten und dem Melperon-Saft. Den Saft hat sie so gehasst und ich habe es gehasst, dass ich ihr diesen geben musste. Aber mit viel Überredungskunst hat es dann ja auch immer geklappt bis zum 01.01.13. Wir haben immer nach dem Motto gehandelt "Gemeinsam sind wir stark". Das hat uns sehr geholfen.

Jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem ich bald endgültig von meiner Mama verabschieden muss. Das tut so unendlich weh, doch ich weiß für sie wird es eine Erlösung sein. So wie sie die letzten Wochen "gelebt" hat, war das keine Leben mehr für sie. So wollte sie nie, dass es wird, doch leider wurde ihr dieser Wunsch nicht erfüllt. Ich hoffe nur, dass sie immer gemerkt hat, dass wir sie sehr lieben.

Traurige Grüße und an alle anderen noch viel Kraft für die Zeit die auf sie zukommt. Heidi
eeyore_ma
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