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Thema: Fester Glauben, Lebenswandel, Garantie für Heilung

Fester Glauben, Lebenswandel, Garantie für Heilung
Stormcloud
04.04.2019 13:28:44
Hallo,
Was sagt ihr dazu?Gibt es unter euch welche die so gesund geworden sind?
Es ist so:Die Tochter von meiner Schwägerin hat das Buch "9 Wege in ein krebsfreies Leben"gelesen.Jetzt ist sie der fester Überzeugung das die Mutter (Glioblastom, 4 therapie Woche), wenn sie die Ratschläge befolgt gesund werden kann,und wenn dem nicht so ist ,und die Mutter an der Krankheit stirbt, selbst schuld sei,weil sie die Ratschläge nicht ganz genau befolgt hat,beziehungsweise, nicht alles getan hat was sie hätte tun können. Ich war sehr erbost und wütend wo sie mir das gesagt hat,und bin es immer noch,vor allem weil sie es der Mutter auch so zu verstehen gibt.Und sie hält an dieser Überzeugung fest und ist der Meinung das jeder der an Krebs stirbt selber schuld daran sei.Ich bin ganz anderer Meinung,und weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll, vor allem weil die Schwägerin auch unter dem leidet.Habt ihr Erfahrungen was das angeht?Selbstheilung? Kann es wirklich so sein wie die Tochter es behauptet? Lieben Gruß, Stormcloud
Stormcloud
TabeaK
04.04.2019 13:48:47
Selbstheilung? Bei einem Glioblastom? Die Wahrscheinlichkeit jeden Tag des Monats im Lotto zu gewinnen ist garantiert groesser...

Dieses Denke ist nur eines, Selbstschutz - irgendeine Moeglichkeit zu finden sich ein einfaches Modell zurechtzulegen, dass es ermoeglicht mit der schweren Situation (Mutter an unheilbarem Krebs erkrankt, wird wohl bald daran sterben) umzugehen...

Das Problem ist nur, wenn das beim Patienten abgeladen wird - die profitieren naemlich nachweislich nicht davon, wenn ihnen die Angehoerigen die Schuld an der Erkrankung zuschieben. Diese Schuld suchen sie schon die ganze Zeit bei sich selber - auch wenn natuerlich keine Schuld existiert. Genauso ist eine Erwartungshaltung an was der Kranke denn nun bitte schoen zu tun hat nicht hilfreich...

Verzwickte Situation - eventuell kann ein Onkopsychologe helfen?
TabeaK
Gitti
04.04.2019 16:14:39
Gehe gänzlich mit TabeaK konform.

Bei uns in Ö gibt es eine NGO, die Österreichische Krebshilfe, wo es in jeder größeren Stadt gratis persönliche, psychologische Betreuung für selbst Betroffene und Angehörige gibt. Dort sind erfahrene Krisentherapeuten am Werk, die oft auch Palliativerfahrung haben.
Falls es das bei euch, wo immer das ist, auch gibt, würde ich das dringend empfehlen.
Gitti
suace
04.04.2019 17:44:26
Die Tochter braucht dringend Hilfe
suace
Aziraphale
05.04.2019 11:43:54
Die Tochter Deiner Schwägerin braucht dringend psychologische Hilfe. Oder mal jemanden, der ihr kräftig den Kopf zurecht rückt. Da kriegt man ja, egal ob als Betroffene(r) oder als Angehöriger einen Hals...
Aziraphale
LinaK
05.04.2019 13:26:25
Habe auch 'nen Hals gekriegt! Lina
LinaK
Mayla
05.04.2019 13:30:10
Worauf hast du gewartet?

Die Hochwasserkatastrophe hat einen Mann auf das Dach seines Hauses getrieben. Doch auch dort ist er nicht sicher - das Wasser steigt bedrohlich an. Retter in einem Boot kommen vorbei und wollen ihn mitnehmen. "Nein danke", antwortet er, "Gott wird mich retten." Es wird Nacht, das Wasser steigt weiter, der Mann klettert auf den Schornstein. Wieder kommt ein Boot vorbei, und die Helfer rufen: "Steig ein!" "Nein, danke, Gott wird mich retten." ist die Antwort. Schließlich kommt ein Hubschrauber. Die Besatzung sieht ihn im Scheinwerferlicht, das Wasser reicht ihm bis zum Kinn. "Nehmen Sie die Strickleiter", ruft einer der Männer. "Nein, danke, Gott wird mich retten." sind die letzten Worte des Mannes, denn kurze Zeit später ertrinkt er. Im Himmel beschwert er sich bei Gott: "Mein Leben lang habe ich treu an Dich geglaubt. Warum hast Du mich nicht gerettet?" Gott sieht ihn erstaunt an: "Ich habe dir zwei Boote und einen Hubschrauber geschickt. Worauf hast du gewartet?"

Eine Geschichte zum Schmunzeln, vielleicht ein wenig platt, aber für mich enthält sie eine wichtige Wahrheit: Auf die Frage "Wie greift Gott in unser Leben ein?" gibt sie die Antwort: Durch Menschen. Er schickt sie uns, wenn wir Hilfe brauchen. Und die dürfen und sollen wir auch in Anspruch nehmen.

Manche warten stattdessen auf göttliche Wunder und lassen sich nicht ärztlich behandeln oder lehnen eine Blutübertragung ab. Wieder andere hoffen in einer Ehekrise, dass irgendwoher eine Wende kommt und nehmen deshalb keine Eheberatung in Anspruch. Der Glaube an Engel - unsichtbare Wesen und Kräfte, die uns begleiten, helfen und beschützen - hat Hochkonjunktur. Wohlgemerkt: Ich leugne nicht, dass es dann und wann "Schutzengel" gibt. Meistens aber sind Engel aus Fleisch und Blut: Eltern, Sanitäter, Ärzte, aber auch Freunde, manchmal völlig Unbekannte.

Überlegen Sie einmal, wem Sie Gutes verdanken, wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken... Alle wurden (und werden) sie von Gott geschickt, sind seine Boten - oft ohne es zu ahnen. Umgekehrt können (und sollen) auch wir andere ermutigen, trösten, ihnen Orientierung und Hoffnung geben.

Denn Gott ist nicht nur zu finden in der Kirche, im Gottesdienst, in Stille und Abgeschiedenheit, im Gebet oder im Fasten. Sondern er kommt uns vor allem durch Menschen nahe. Denn - so haben wir es an Weihnachten gefeiert - er wurde selbst Mensch. Als Jesus war er ein Retter und Helfer, Vorbild und Lehrer. Bis heute zieht sein Leben und Sterben Kreise, steckt Menschen an, seinem Handeln zu folgen und ihm zu vertrauen. "Worauf hast du gewartet?" - Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Menschen wahrnehmen, die Gott Ihnen schickt.

Pfarrer Johannes Fritzsche
Ev. Kirchengemeinden
Bellersheim und Obbornhofen


Diese Betrachtung wurde als Wort zum Sonntag am 1. April 2006 in der Gießener Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.
Mayla
Mayla
05.04.2019 14:01:23
nun zu meinen Erfahrungen:
Ich bin gläubig, ich bin es aus freien Stücken und sehr gerne. Es tut mir einfach gut.
Meine Gedanken zu sortieren, eine Art der Meditation, psychisch hilft es mir meinen Geist und meine Seele eine Orientierung, ein Ziel und Ruhe zu geben. Allein dieses stärkt mich auch physisch und es gibt mir das Gefühl ich kann aktiv selbst helfen und tue etwas Gutes für meinen Allgemeinzustand.

ABER: mein Glaube ersetzt keine! schulmedizinische (komplementäre) Therapie.

Wenn die Patientin dem Glauben positiv gegenübersteht dann stärkt sie darin. Gegenargumente wird sie vermutlich nicht hören oder hören wollen und sich dem (Aber) Glauben noch mehr hinwenden. Mit Wut und Zorn fühlen sich Gegenargumente manchmal an, als würde mir man diese wie ein nasses Handtuch um die Ohren schlagen, aber mit ein bisschen Raffinesse ist es wie in eine warme Decke gehüllt zu werden.

Alles Gute und liebe Grüße von mir (die den Weg des Glauben und der schulmedizinischen Therapie mithilfe der Familie und Freunden geht :-)
Mayla
Mayla
SpinEcho
05.04.2019 16:21:30
> Ich war sehr erbost und wütend wo sie mir das gesagt hat,

... und das vollkommen zu Recht.


Vollmundige Versprechungen zu machen und dann "Misserfolge" auf alle möglichen Sündenböcke (inklusive des Patienten) zu schieben ist sozusagen die Standardmethode aller "Wunderheiler".

Bei Krebs klappt das besonders gut, denn die Erkrankten sind verzweifelt, und man hat nie unzufriedene Patienten (denn die sind alle tot).


Wenn es irgendwelche völlig überraschenden Supertherapien gäbe, würde man davon sehr schnell in der Fachliteratur lesen können.
SpinEcho
Stormcloud
05.04.2019 20:16:17
Leider lässt sich die Tochter nichts sagen.Habe versucht mit ihr zu reden.Sie wird mit der Mutter jetzt zusammen ferien verbringen und dabei ganz genau kontrollieren was die Mutter isst,macht und denkt. Ich kriege schon beim denken an das die gänsehaut.Was noch bleibt ist das die Schwägerin selber ein Zeichen setzt und stopp ausruft.Denn ich denke das sich da ein ganz grosses Unwetter in der Familie anbahnt wenn die Tochter so stur bleibt.
Ich habe einfach das Gefühl das man mit der Schwägerin wie mit einer Puppe umgeht und ihr selber keine eigenständige Entscheidungen zulässt,und das macht mich zugleich traurig und auch wütend.
Lg Stormcloud
Stormcloud
Stormcloud
05.04.2019 20:22:20
Danke Mayla für diese wunderbare Worte.Die Schwägerin glaubt das ihr Gott helfen wird,auf die eine oder andere Art,aber die Tochter ist die,wo sie zu anderen Wegen bedrängt.
Stormcloud
rosi5
06.04.2019 19:32:24
Stormcloud, die Mutter ist doch erwachsen.
Es gibt immer Menschen, die anderer Meinung sind und andere zu manipulieren versuchen- Manipulation, das scheint mir hier der richtige Ausdruck.
Aber ich finde, als erwachsener Mensch sollte man sich abgrenzen können.
Also, die Tochter kann ja ihre Meinung haben. Aber wenn sie so eine Gewalt über die Mutter hat, daß sie sie in solch wichtigen Entscheidungen wirklich beeinflussen kann, scheint mir das eine gewachsene Konstellation zwischen den beiden zu sein... vielleicht kann man der Tochter ruhig versuchen klar zu machen, daß diese Entscheidungen die Mutter alleine treffen sollte. Aber ob das klappt?
rosi5
suace
07.04.2019 20:13:00
Mein Glaube bedeutet mir viel. Aber ich bin nicht so blöd, um Heilung zu bitten. Nur um Kraft für mich und ein gnädiges Ende für meinen Liebsten wenn es mal soweit ist
suace
Diff
08.04.2019 08:07:55
Mayla

danke für das sehr schöne und treffende Gleichnis.
"Der Glaube versetzt Berge"
"Wunder gibt es immer wieder"
Der Glaube ist etwas sehr persönliches, das kann man niemandem aufzwingen. Es braucht Mut dazu.

"Wahre Geschichten von geheilten Menschen" steht als Titel.
Mich macht das neugierig.
Diff
rosi5
08.04.2019 08:11:24
Wieso ist es "blöd", um Heilung zu bitten? Das ist etwas sehr Privates.
Das Mutter- Tochter- Ding ist das Eine. Wenn jemand um Heilung bittet, ist das etwas anderes.
rosi5
KaSy
08.04.2019 13:50:05
Ich bin nicht religiös, aber so lange das jeder zu seiner Privatsache macht (z.B. die erkrankte Mutter) respektiere ich das.

Natürlich beschäftigt man sich mit vielem, was die verschiedenen Religionen ausmacht und so geriet ich in einer meiner leider vielen Krankenhausaufenthalte in einer Augenstation in die Krankenhauskapelle.

Die Ärzte hatten viel versucht, um mein rechtes Auge sehend zu erhalten und ich schaute in die dort offen liegende Bibel:
Da stand so ungefähr:

Jesus kam zu einem Blinden, bückte sich, nahm etwas Sand in die Hand, spuckte darauf und strich die Masse auf die Augen des Blinden und er ward wieder sehend.

Da vertraue ich lieber meinen Ärzten, dachte ich sofort.
Insgesamt erhielten sie mein Augenlicht mehr als 30 Jahre, nach jener OP noch mehr als 5 Jahre.

Aber wie gesagt, privat darf jeder in jeglicher Situation seinen Weg gehen, das achte ich für jede Religion und Weltanschauung.
KaSy
KaSy
suace
09.04.2019 12:13:03
@Rosi5
Glioblastom ist nicht heilbar. Man kann bestenfalls ziemlich lange damit leben. Ich finde es sinnvoller, um etwas mögliches zu bitten. Also noch lange gemeinsame Zeit, Kraft und ein gnädiges Ende. Das ist angesichts der Erkrankung schon ganz schön viel
suace
rosi5
11.04.2019 08:36:20
Das kann man so nicht sagen.
Es gibt immer wieder Menschen, die so lange damit leben, bis sie an etwas anderes sterben- also quasi ein Leben lang. Der Tumor kehrte nie wieder zurück.
Da kann man schon von "geheilt" reden.
Ich finde, etwas mehr Hoffnung darf man schon haben. Und sie auch anderen machen.
Hoffnung ist immer sinnvoll.
rosi5
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