Hallo Alle,
Jeder darf und muss seine eigene Meinung haben. Vielleicht ändert sie sich aber irgendwann auch. Alles hat seine Zeit.
Meine Eltern unterstützen uns trotz räumlicher Distanz von Anfang an nach Kräften - im Praktischen als auch als Gesprächspartner in Krisen - sie haben den Film Montag gemeinsam gesehen und waren beeindruckt. Beide sagen, dass sie unsere Situation nun noch besser verstehen können
Die Eltern meines Mannes (Räumliche Entfernung ca. 1km) beginnen jetzt (nach 17 Monaten) ganz langsam, sich überhaupt mit unseren Problemen auseinander zu setzen, waren bislang gefangen in ihren eignen Nöten und Ängsten. Hatten kein Verständnis für uns und haben die Konsequenzen, die sich aus der Diagnose nun mal ergeben nicht akzeptiert. Klärende Gespräche, das Bedürfnis eines jungen Familienvaters sich vor Versterben noch um das spätere Wohl der Kinder zu kümmern, war ein Affront, eine Frechheit und wurde als Erpressung bezeichnet. Das wir vor der ersten OP eine Generalvollmacht nebst Patientenverfügung und Betreuungsvollmacht haben beurkunden lassen, damit ich für die Firma meines Mannes handlungsfähig bleibe, wird mir bis heute vorgeworfen. Wir haben monatelang keinen ernsthaften Kontakt gehabt und nur das allernötigste Telefonisch geklärt, persönliches war nicht von Interesse.) nachdem wir es geschafft haben, ein gemeinsames Ziel zu bestimmen (Wohlergehen von ihrem Sohn und den Enkelkindern) und ich für alle Unartigkeiten (z.B. Die Vollmacht?!)Frechheiten und Untaten um Verzeihung gebeten habe, nähern sie sich der Situation zaghaft an. Ein gemeinsamer Kurzurlaub hat sie ein Wenig aufgerüttelt. den eignen Sohn inzwischen schon stark verändert über einen längeren Zeitpunkt zu erleben... Plötzlich können sie nicht mehr wegschauen und ich habe erstmals seit 15Monaten so etwas wie Anerkennung erhalten. sie haben es abgelehnt den Film zu sehen.
(Schade)
Wichtiger wäre für mich, mein Schwager und Schwägerin würden den Film sehen. Wir haben uns schon in gesunden Zeiten nur 5/6 mal im Jahr getroffen (Entfernung ca. 1 km). Bis heute glauben sie, dass sie von der Erkrankung im gleichen Maß betroffen sind, wie mein Mann und ich.
(Ich denke, dass muss ich hier nicht weiter kommentieren).
Vermutlich kommt es darauf an, in welcher Phase jeder Einzelne von uns gerade steckt.
Bin ich noch am Anfang und habe noch die Hoffnung, dass der Kranke ganz einfach zu den Langzeitüberlebenden gehören wird, dann ist der Film vermutlich wenig hilfreich. Dann brauche ich eher Informationen über Langzeitüberlebende und deren Ansätze, damit ich selbst die Ultimativ beste Therapie finde.
Bin ich aber viel weiter, dann kann mich der Film nicht schrecken. Ich weiß ja schon, was kommen wird und habe viel gelesen...kann die filmische Bearbeitung mit dem echten Erfahrungen abgleichen, mich darin wieder finden, mich freuen, dass es bei mir ja alles besser gelaufen ist oder traurig feststellen, dass es im Film ganz anders ist, als im echten Leben....
Ich denke, dass es somit tatsächlich eine Frage der Einstellung und der eigenen Widerfahrnisse ist, ob der Film als gutgemacht und anschaubar empfunden wird. oder eben eher nicht...
(Für unverbesserliche Ignoranten dagegen fände ich den Film unvorbereitet als Schocktherapie sehr passend.)
Herzliche Grüße, Dirlis