Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Lena333

Hallo,

habe im folgenden eine ganz spezielle Fachfrage, die insbesondere medizinische und vor allem neurochirurg. Kenntnisse erfordert, daher erhoffe ich mir insbesondere eine Antwort von Ihnen, Hr. Prof. Mursch.
Natürlich freue ich mich auch auf Beiträge von Forenteilnehmern, die sich mit dem im folgenden dargestellten Medikament auskennen:

Denn meine Frage zielt auf die Einnahme eines Medikamentes bei bestehendem Tuberculum Sellae Meningeom am linken Sehnerv, Kontakt zur A. carotis interna ist gegeben. Da ich meine Anamnese schon ausführlich in diesem Forum berichtet habe, verzichte ich auf eine Wiederholung derselben.

Meine Fachfrage ist sehr speziell und daher würde ich mich insbesondere auch über Ihre fachärztliche Meinung, Hr. Prof. Mursch freuen. Da Sie mir schon in der Vergangenheit oft mit Ihren Antworten geholfen haben, erhoffe ich mir auch von diesem Beitrag, Ihre fachärztliche Einschätzung zu meiner im folgenden dargestellten Frage zu erhalten:
Da ich -wie gesagt- an dem Meningeom am Sehnerv leide und (noch) NICHT operiert bin, hat mir mein behandelnder NC von der Einnahme von Hormonpräparaten, damit meint er insbesondere Östrogen und Progesteron abgeraten, da das Risiko besteht, dass mein Meningeom Oberflächenrezeptoren für diese Hormone hat und daher ich mit einer Einnahme von diesen Hormonen möglicherweise das Wachstum des Tumors fördern könne. Seit 2,5 Jahren (Erstdiagnostik des Tumors: 03/2014) halte ich mich auch strikt an diesen ärztlichen Rat, obwohl ich starke Wechseljahresbeschwerden habe und eigentlich Hormone bräuchte. Aber das Risiko für ein evtl. Wachstum des Tumors ist mir zu groß, so dass ich bis dato lieber die Beschwerden aufgrund der Wechseljahre in Kauf genommen habe.
Nun aber zu meiner Frage: Seit ca. 2 Jahren leide ich auch noch zunehmend unter massivem Haarausfall, ja mittlerweile extremem Haarverlust (trage auch zeitweise eine Perücke.) Die Ursache des Haarausfalls ist ungeklärt, ärztlicherseits alles soweit "abgeklärt". Bis ich jetzt von einem Arzt - aufgrund des wirklichen schlimmen Gesamtbildes meiner "Resthaare" (sehe aus wie ein Chemopat.) das Medikament: Finasterid 1mg täglich verschrieben bekommen habe, das eigentlich nur für Männer zugelassen ist, lt. dem verschreibenden Arzt und auch meiner Recherche im Internet gibt es aber - leider nur wenige Studien, die belegen, dass Finasterid auch bei Frauen mit Haarausfall hilft.

Nun weiß ich aber leider nicht, ob das Finasterid einen Einfluss auf die Hormone und damit auf das Wachstum meines Tumors hat? Es handelt sich bei Finasterid um einen Enzym-Blocker, der die Aktivität der 5- alpha- Reduktase Typ II hemmt. Als Folge wird wesentlich WENIGER Testosteron in das stärkere Dihydrotestosteron (DHT) , das ja URSÄCHLICH für den Haarausfall ist, umgewandelt.
Laienhaft würde ich dies so interpretieren, dass Finasterid zwar DIREKT kein Hormon ist, aber eben DOCH zumindest "Einfluss" auf den Hormonhaushalt hat, ober habe ich das falsch interpretiert?
Und vor allem: ist das aus Ihrer fachärztlichen neurochirurgischen Meinung bei bestehendem Meningeom unbedenklich einzunehmen oder ist es - wegen des Meningeoms: "kontraindiziert", so ähnlich wie es sich lt. meinem NC mit den Hormonen Östrogen und Progestron verhält.

Für eine Rückmeldung im voraus ganz herzlichen Dank!

Lena

Kritzel

gelöscht

KaSy

Nicht alle Meningeome haben Hormonrezeptoren.
Wenn ein Meningeom operiert wurde, ist es möglich, das Tumormaterial auf Hormonrezeptoren untersuchen zu lassen, bzw. es sollte bei der pathologischen Untersuchung des Gewebes auch daraufhin untersucht worden sein. Nur wenn es Hormonrezeptoren aufweist, ist bezüglich der Einnahme von Hormonen abzuraten.
Es gibt gut wirkame pflanzliche Mittel, die der Arzt in dem Fall empfehlen sollte.
Eine ausführliche Diskussion zu dieser Thematik findet man auch in www.hirntumor.de.
Ich habe gleichartige Erfahrungen wie Ihr gemacht, die Untersuchungsergebnisse erfragt und bei mir wäre die Einnahme von Hormonen möglich.
KaSy

Lena333

Hallo an Euch,

liebe KaSy, die "Diskussion" mit den Hormonen bei Meningeomen hatten wir ja schon mal! Da - wie Du ja richtig schreibst- man Meningeome erst NACH der OP auf diese Hormonrezeptoren prüfen kann, ist es eben doch MÖGLICH, dass ein NICHT- operiertes Meningeom diese Oberflächenrezeptoren für Progesteron und Östrogen hat. Wie gesagt: es ist eben EIN Risikofaktor und wenn man den doch ausschalten kann, dann macht man (jedenfalls ich) es doch oder? Natürlich ist es jedem selbst überlassen, ob er das Risiko in Kauf nimmt oder nicht (ist ähnlich wie mit dem Rauchen!)
Liebe Kritzel,was Du gemacht hast: das mit dem Absetzen der Gelbkörperhormone habe ich genauso gemacht direkt ab Tag NACH meiner Diagnose. Auch wie Du- nach Recherchen aus DIESEM Forum. Selbst pflanzliche Hormone (Agnus Castus/ Mönchspfeffer) wurden hier in diesem Forum als möglicherweise wachstumsfördernd auf Meningeome angesehen, so dass ich selbst DARAUFverzichte. (Bräuchte eigentlich Hormone w/ Wechseljahrebeschwerden, aber mir ist das Risiko des Tumorwachstums zu gross.) Mein NC hat aber selbst definitiv gesagt und auch im Befund geschrieben, dass ich- wenn möglich- KEINE Hormonpräparate (Anti-Baby Pille etc) absetzen solle.
Von anderen Medikamenten, die evtl.. das Wachstum des Meningeoms fördern könnten, hat er nichts gesagt und ich nehme daher an, dass andere Medikamente nicht kontraindiziert sind. Aber ich bin ja kein Arzt und kann das Dir nur laienhaft sagen.

Aber vielleicht kann Prof. Mursch unsere beiden Fragen: Finasterid Einnahme und andere Medikation bei Meningeomen noch beantworten!

Frage noch an Dich, Kritzel: WELCHE Nahrungsmittel und Naturheilmittel "sollte" man denn bei Meningeomen NICHT nehmen? Davon weiss ich gar nichts.
Danke und Gruß an Euch!

Lena

Kritzel

gelöscht

Lena333

Hallo Kritzel,

es tut mir sehr leid, dass es Dir SO schlecht geht, ich dachte ja, dass Du - wie ich auch- "Nur" ein Meningeom hast, an denen man ja normalerweise nicht stirbt. Anscheinend hast oder hattest Du ja auch "richtigen" Krebs, das tut mir wirklich sehr leid für Dich. Dazu musst Du mir aber natürlich nichts schreiben.
Dass Dir das mit dem Haarausfall begleitend zur Chemotherapie "egal" war, kann ich sogar verstehen, denn da ist die Krankheit bzw. Gesundung doch wichtiger. Das ist total nachvollziehbar, auch wenn eine Glatze nicht gerade schön ist für Frauen.
Leider ist bei mir die Ursache des Haarausfalls unklar, also ich hab keine Chemotherapie gehabt o.ä. Habe zwar viele Vorerkrankungen- neben dem Meningeom- aber keine, die Haarausfall auslösen könnte. Aber Du hast recht: mittlerweile , d.h. mit immer weniger Haaren verliert auch das langsam "den Schrecken". Damit will ich sagen, dass der Mensch anscheinend sich an (fast) alles - auch an das Schreckliche - gewöhnt. Komme nur leider mit der Perücke nicht so zurecht, aber das ist ja das geringste Problem Und hatte halt die Hoffnung, durch das Finasterid vielleicht doch noch zu erreichen, dass wieder Haare wachsen bzw. die Resthaare nicht ausfallen. Bis jetzt hab ich mich aber noch nicht "getraut", das Finasterid zu nehmen, da ich mir eben nicht sicher bin, ob es w/ des Meningeoms evtl. "kontraindiziert" ist.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und natürlich und vor allem Gesundheit und- m.E. genauso wichtig: Menschen, die an Deiner Seite stehen, die Du ja anscheinend auch hast!

Liebe Grüsse
Lena

Prof. H. Strik

Bei einer kurzen Recherche habe ich entdeckt, dass Rezeptoren für Androgene (also männliche Geschlechtshormone) durchaus auch auf Meningeomzellen vorhanden sein können. Ein Zellkulturstudie hat einen wachstumshemmenden Effekt von Testosteron gesehen, eine weitere hat keinen Effekt gefunden. Daten zur Behandlung von Patienten wird man nicht finden. Das heißt, den reinen Laborarbeiten nach müsste man keine Sorge vor einer Testosteron-ähnlichen Behandlung haben. Anders ist die Lage tatsächlich bei z.B. Östrogen oder Progesteron, von denen wir auch bei Behandlung von Patienten wissen, dass das Wachstum beeinflusst werden kann.

Prof. Dr. med. Herwig Strik
Neurologie Uni Marburg

Lena333

Sehr geehrter Hr. Prof. Strik,

ganz herzlichen Dank für Ihre Information. Habe ich das richtig verstanden, dass manche Meningeome Rezeptoren für Androgene haben und diese einen wachstumsHEMMENDEN Effekt auf Meningeome haben - wie Sie in einer Ihrer Zellkulturstudie ja gesehen haben.Dies würde dann doch GEGEN die Einnahme von Finasterid sprechen, da Finasterid ja weniger Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT ) umwandelt und ich dann - unter der Einnahme von Finasterid- WENIGER Androgene haben müsste und dadurch evtl.. der wachstumshemmmende Effekt von Androgenen " verlorengeht"?
Also zusammengefasst: Prgesteron und Östrogen, also die weiblichen Hormone, können tatsächlich wachstumsFÖRDERND bei Meningeomen sein, während also die männlichen Hormone, also Testosteron und Dihydrotestosteron, sogar wachstumshemmend bei Meningeomen sein können. Wenn ich also Finasterid einnehmen würde, würde ich zwar das Wachstum des Mengingeoms nicht direkt fördern (wie unter Östrogen- und Progesteron- Einnahme, aber evtl. "verlöre" ich den wachstumshemmenden Effekt von den männlichen Hormonen. Dies spräche doch dann -wenn man"supervorsichtig" sein will- auch GEGEN die Einnahme von Finasterid, oder ?

Habe ich das alles so richtig verstanden? Wenn ja, würden Sie dennoch bei weiblichen Patientinnen mit Meningeomen zur Einnahme von Finasterid raten? Wenn ja: haben Sie da Erfahrungen / Erfolge schon bzgl. Finasterid Einnahme bei weibl. Haarausfall und wissen Sie, in welcher Dosis die Frauen Finasterid einnehmen sollten?

Ganz herzlichen DAnk für Ihre Rückmeldung, diese Info ist sehr wertvoll für mich, da mein Haarausfall- neben dem Meningeom wirklich sehr belastend ist.

Ganz lieben Dank.

Lena

Prof. H. Strik

Das ist alles natürlich sehr hypothethisch, da wir keine direkten Informationen haben. Wie gesagt hatte Testosteron nur in einer Studie einen Einfluss auf das Wachstum, in einer anderen aber nicht. Ich hätte viel mehr Angst vor der wachstumsfördernden Wirkung von z.B. Östrogen. Dass ein "Wegfall" einer vielleicht wachstumshemmenden Wirkung von Testosteron einen Einfluss hat halte ich für wenig wahrscheinlich - absolute Sicherheit haben wir da natürlich nicht, und das Meningeom sitzt bei Ihnen leider an einer unangenehmen Stelle. Mit Finasterid habe ich selbst keinerlei Erfahrung. Insgesamt halte ich die Wahrscheinlichkeit für einen Einfluss auf das Meningeomwachstum aber für sehr gering.

Prof. Dr. med. Herwig Strik
Neurologie Uni Marburg

Lena333

Sehr geehrter Hr. Prof. Strik,

ganz herzlichen Dank für Ihre erneute Antwort, die mir wirklich sehr hilft!
Grosses Lob an Sie !

Zwei kurze Fragen (leider) noch:
1) Von Hormonpräparaten, die Östrogen und Progesteron enthalten, würden Sie also definitiv abraten bei Meningeom w/ dem potentiellen wachstumsFÖRDERNDEN Effekt? (Frage deshalb, weil natürlich diese Hormone die Mittel der 1. Wahl wären bei Haarausfall)

2) Wie verhält es sich mit Schilddrüsenhormonen bei einer leichten SD- Unterfunktion (Euthyrox z.B.).Wäre das "unschädlich" bei Meningeomen?

Ganz herzlichen Dank!

Liebe Grüsse

Lena

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.