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Thema: Fistel häufig nach Hirntumor-OP? Shunt lebenslang?

Fistel häufig nach Hirntumor-OP? Shunt lebenslang?
Tira
11.08.2018 03:05:44
Fistel häufig nach Hirntumor-OP? Locked-In-Syndom? Shunt lebenslang?

Bei meinem Mann platzte ca. 2 Wochen nach der Rezidiv-OP seines Glioblastoms im rechten Fontalhirn der Liquor Wort-wörtlich aus den Nähten. Er hat also eine Liquorfistel.
Nach 3 oder 4 Tagen, in denen es fröhlich vor sich hin sickerte, wurde eine Drainage gelegt. Inzwischen war eine Meningitis aufgetreten. Es entstand (durch die Drainage? Durch die Menigitis?) zum Hydrocephalus noch ein Pneumocephalus.
Kommt so eine Liquorfistel (+ Komplikationen) häufiger nach einer Hirntumor-OP vor?

Inzwischen schaut er mich - wenn er mal wach ist - zwar an, gibt aber keinerlei Zeichen für Ja oder Nein mehr. Er drückt meine Hand, aber wenn ich ihn bitte, 1x lang für Ja und 2 x kurz für Nein zu dücken, kommt nichts. Er schließt aber "ausdrucksvoll?" die Augen. Nur, heißt das was, und wenn ja, was?
Er kann sich am "Bettgalgen" festhalten und sich sogar minimal leichter machen zum Verrutschen im Bett. Er macht auch den Mund auf, wenn man ihm etwas zu Essen hinhält, kaut sehr lange, verschluckt sich dann aber meist. Bei Flüssigem sowieso.
Gerade habe ich gelesen, dass es bei einem Pneumocephalus zum Locked-In-Syndom kommen kann. Kann das eine leichte Form davon sein?
Kann sich das auch wieder geben?

Jetzt soll ein Shunt in den Bauchraum gelegt werden.
Hat man den unbedingt lebenslang oder gibt es die Möglichkeit, dass sich der Abfluss, bzw. Liquorpoduktion wieder normalisiert und man den Shunt wieder entfernen kann?
Wie häufig gibt es damit Komplikationen?
Kann man wiklich davon ausgehen, dass der Shunt und das Ventil jahrelang halten und nicht verstopfen?

LG,
Tira
Tira
Tulip
11.08.2018 08:39:57
s. PN
Tulip
Prof. Mursch
11.08.2018 18:53:23
Das Risiko für Wundheilungsstörungen und Liquorfisteln ist bei erneuten Operationen und nach Bestrahlung höher; wenn man Corticoide nehmen muss, noch höher. Ein locked-in Syndrom liegt nicht vor, da ist der Patient völlig klar, kann aber nichts bewegen.
Am ehesten kann ein Frontalhirnsyndom mit Antriebslosigkeit vorliegen.
Das kann sich sehr gut bessern, je nach Ursache.
Shunts werden meist belassen, es sei denn, sie funktionieren nicht oder infizieren sich. Das sind auch die Hauptkomplikationen. In der Regel geht das aber gut und sie halten auch ein Leben lang.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka
Prof. Mursch
Tira
12.08.2018 00:14:41
Vielen herzlichen Dank!

Eine gewisse Antriebslosigkeit, Entscheidungsvermeidung und Müdigkeit gehörten praktisch schon zu den ersten Symptomen vor der Krebs-Diagnose. Aber nur sehr diskret. Das fiel praktisch nur mir auf.
Der Tumor hatte die Mittellinie deutlich nach links verschoben. Kann das mit der Symptomatik zu tun haben?

Am Tag nach der OP war es noch eine "normale" Erschöpfung durch Narkose und OP. Er konnte (mit Hilfe und hohem Rollator und seeeehr langsam) selbst zur Toilette gehen. Er sprach und antwortete ganz normal, wenn auch meist nur geflüstert.
Am Tag darauf war er inkontinent, antwortete kaum noch, am liebsten nur mit minimalem Kopfschütteln oder Nicken, für das ich allerdings die starke Brille aufsetzen musste, um es zu erkennen. Als ich dann aber sagte, er solle jetzt gefälligst mal irgend ein Wort sagen, z.B. Trambahnritzenreinigungsdame, da kam die Antwort: "zu kompliziert" .
"Oder"- Fragen wurden überhaupt nicht beachtet (z.B.: möchtest du Gemüseauflauf oder Kaiserschmarrn?)
Es gab hin und wieder Tage, an denen er gesprochen hat, manchmal sogar mit Ton. Häufig bekam ich den ganzen Tag keine Antwort. Wenn aber bei der Visite gefragt wurde, "wie geht es Ihnen", kam die Antwort "gut" !!!

Wäre es auch möglich, dass nichtklonische epileptische Anfälle solche starke Müdigkeit und Sprechunlust hervorrufen?
Tira
Tira
12.08.2018 22:43:51
Noch eine Frage:

Wie weit soll ich ihm seine Ruhe lassen, bzw. versuchen ihn zu mobilisieren?
Vormittags kommt wochentags wohl die Physiotherapeutin und setzt ihn an den Bettrand. Ich komme ab Mittag und bewege bis abends 1-2 mal die Extremitäten durch. Bei den Armen und den Fußspitzen hilft er, wenn er wach ist sogar ein bisschen mit.
Soll ich mehr machen, bzw. mehr von ihm verlangen? Ich habe eigentlich das Gefühl, er braucht die Ruhe, aber vielleicht muss ich ihn doch mehr fordern?
Tira
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