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Lella

Hallo zusammen,
seit meiner OP (Keilbeinmeningeom) im Januar habe ich Flüssigkeitsansammlung im Bereich der Schläfe, die mit der Zeit weniger wurde als am Anfang. Vor 6 Tagen wrde es wieder mehr und jetzt schwankt es von ganz wenig bis grosse Schwellung/Flüssigkeit, die nach dem Aufstehen am Morgen übrigens am grössten ist.

Wie sind eure Erfahrungen?

Eine 2. OP hat man mir schon empfohlen, doch ich bin natürlich skeptisch. Eventuell heilt es ja doch von allein wie man mir anfangs sagte?

Bin nun unsicher, wie lange ich warten soll ob eine Besserung eintritt. Hatte irgendwo mal gelesen dass es auch ziemlich lange dauern kann bis es (hoffentlich von allein) verschwindet...

Liebe Grüsse und danke!
Lella

Toffifee

Hallo Lella,
habe Deine Beiträge gelesen.
Flüssigkeitsansammlung ? Hatte ich auch:
zweimal Tröpfchen aus der Nase, nicht weiter schlimm dachte wohl komischer Schnupfen sollte spätestens nach zwei, drei Tagen weg sein. Denkste! war Liquor also Gehirnflüssigkeit. Da sollte nichts vom Gehirn wegkommen. Wenn doch dann kann ja auch was von draußen rein. Wenn das Keime sind wird´s
kritisch. D.h. ich hatte zweimal OP´s "nur zum Abdichten".
Etwa fünf Monate später hatte ich an der Stirn ein Bläschen unter der Haut:
bei Druck verrutschte es leicht nach links, oder nach rechts, danach wieder am Platz. Lustig dachte ich. Im Krankenhaus hiess es Sie bleiben über Nacht da, dann prüfen wir es morgen früh oder sie können auch daheim übernachten und kommen morgen früh.
Ich kam mitten in der Nacht mit dem Notarzt. Meine Frau hatte die 112 gewählt weil ich meinen ersten epileptischen Anfall hatte.
Es war eine gefährliche Pilzinfektion neue OP der Stirnknochen war schon infiziert also wurde drumrum rausgeschnitten (oder geflext? keine Ahnung, die Anästhesie war gut).
Ich würde vorschlagen: nicht ignorieren zur Not auch eine Zweitmeinung einholen.

Ich wünsche Dir alles Gute
Willi

KaSy

Liebe Lella,
Es muss bei Dir nicht unbedingt einen so dramatischen Verlauf nehmen wie bei Toffifee/Willi.

Deine OP ist noch nicht sehr lange her, da kann es noch lange Rückbildungen dieses "Liquorkissens" geben.

Da Du aber momentan eine Verstärkung dieser Symptome bemerkst, solltest Du vielleicht bei Deinen Neurochirurgen noch einmal nachfragen.

Ich erkläre Dir mal, wie es dazu kommt.
Um Deinen Tumor zu entfernen, mussten die Kopfhaut, der Schädelknochen und die Hirnhäute durchtrennt und teilweise auch herausgenommen werden.
Nach der Tumorentfernung musste das alles wieder verschlossen werden.
Das größte Problem dabei ist der völlig dichte Verschluss der Hirnhäute.

Dabei kann es passieren, dass dabei eine Lücke (Liquorfistel) verbleibt, durch die das Hirnwasser (Liquor) in die "falschen" Räume fließen kann, also unter die Kopfhaut. Das ist bei Hirntumoroperationen nicht sehr selten.

Das, was Du beschreibst, ist dafür typisch.
Im Liegen und wenn man den Kopf nach vorn herunterbeugt, sammelt sich der Liquor mehr im Kopf an und die Schwellung wird größer.
Bei aufrechter Lage im Stehen, Laufen, Sitzen verteilt sich der Liquor durch die Schwerkraft mehr im Bereich um die Wirbelsäule an und die Schwellung an Deiner Schläfe wird flacher.

Solange es keinen Zugang nach außen gibt, gibt es kein Infektionsrisiko durch eindringemde Keime!

(Bei Toffifee gab es diesen Zugang durch die Nase, das war gefährlich.)

Ich nehme an, dass Du nicht durch die Nase operiert wurdest und dass bei Dir die äußeren OP-Nähte längst gut verheilt sind und dort keine offenen Stellen oder Schorfreste verblieben sind.

Wenn also bei Dir alles nach außen sicher verschlossen ist, dann würde eine OP zum Verschluss der Liquorfistel eine erneute Öffnung des Schädels bedeuten. Das ist wieder auch ein Risiko für eindringende Keime, das die Neurochirurgen in den Griff bekommen.
Aber diese Lücke abzudichten, ist eine Herausforderung. Das kann mit körpereigenen Materialien direkt aus dem Kopf (war bei mir ein Versuch, der während dieser Revisions-OP als Möglichkeit erkannt wurde) oder mit Faszien (dünne Hautschichten) vom Oberschenkel oder von irgendwo anders versucht wird. Ob das gelingt, ist weniger sicher, als eine Tumorentfernung.

Bei mir war jener Versuch mehr als 2 Jahre nach der Tumor-OP nur für wenige Wochen erfolgreich, dann entstand dadurch eine lebensgefährliche Situation mit einer beginnenden Hirnhaut- und Gehirnentzündung (Meningoenzephalitis). Ich konnte die Anzeichen nicht übersehen, war schnell genug in der Klinik und mein Leben und meine Gesundheit wurden innerhalb von 2 Wochen mit einer zweimal täglichen Antibiose aus dem Tropf gerettet.

Meist sind diese Liquorkissen recht klein, variieren wie bei Dir mit der Körperhaltung und stellen fast immer nur ein kosmetisches Problem dar.

Im Laufe von Monaten oder auch Jahren verschließen sich diese Fisteln von allein.

Die bei mir war das Liquorkissen an der Stirn in Handflächengröße sichtbar. Ich hatte mich daran gewöhnt, bewusst war mir das an jedem Tag, beunruhigte mich aber nicht mehr. Es geschah ja nichts Dramatisches.
Bis bei einer der Kontrollen ein junger Neurochirurg mich in Unruhe versetzte, indem er mir alle möglichen Risiken vorhersagte.
Da begann ich, das Ernst zu nehmen, plante mit meinem Neurochirurgen diese OP, die 6 Monate nach diesem aufregenden Gespräch stattfand. Und diese OP hatte blöderweise genau die Folgen, die mir vorhergesagt wurden. Ohne OP wäre das nicht passiert.
Letztendlich wurde das Liquorkissen im Laufe der Zeit immer kleiner und irgendwann war es unbemerkt weg.

Frage bei Deinem Neurochirurgen, ob es einen Zugang nach außen gibt.
Wenn das ausgeschlossen ist, dann wäre nach meiner Meinung keine OP erforderlich.

Ich war damals auch sehr verunsichert worden. Ich habe lange gezögert, weil es bei den Neurochirurgen in der Station sehr unterschiedliche Meinungen gab. Ich habe 4 Neurochirurgen, 2 Strahlenärzte, meine Eltern gefragt und mich dann für die OP entschieden, weil ich sonst noch ewig gezweifelt hätte. Letztendlich war die Entscheidung falsch. Aber das konnte keiner vorher wissen.
Ich habe damals erstmals die Sätze gehört: "Fragen Sie 10 Ärzte und Sie erhalten 11 Meinungen." und "Never change a running System!" (Wenn etwas funktioniert, sollte man es so lassen.)

Beste Grüße
KaSy

Toffifee

Liebe KaSy,

Mit all Deinen Erfahrungen könntest Du einen Roman schreiben (oder Thriller?). Für alle die (medizinisch) neugierig sind und genaueres wissen möchten.

LG
Willi

PS:
Never change a running system??? Die Frage habe ich auch noch vor mir.

Mirli

Hallo Lella,
davon kann ich auch ein Liedchen singen. Mein Liquorkissen und ich feiern bald den 6. Jahrestag. Mir wurde auch nach ca. 2 Jahren von meinem NC geraten, mit einer OP abzuhelfen. Das habe ich damals leider alles kognitiv nicht erfasst, was er da operieren wollte. Er redete auch von einem Shunt.

Zu dieser Zeit war es für mich aber noch extrem schwer, solchen komplizierten Erklärungen zu folgen und wollte mir auch nicht die Blöse geben. Dachte mir, bei der nächsten Befundbesprechung ist auch noch Zeit dafür und vielleicht kapiere ich es dann besser oder bin nicht mehr. Also kurz: Ich habe mich, nach reiflicher Überlegung und keiner weiteren ärztlichen Beratung, dagegen entschieden.

Eine vorangegangene kleinere OP einer anderen Fachabteilung hat mich zu dieser Konsequenz geführt, da man einiges auch verschlimmbessern kann. In der Regel geht ein Liquorkissen früher oder später von selbst weg. Meins halt nicht. Wir bleiben zusammen ;-) Es stört mich auch nicht. Im Gegenteil, es füllt die Delle aus, die ich wegen fehlendem Knochenstück hätte.
Ich kann dir auch nur wie KaSy raten, es deinem NC zu zeigen, vor allem, wenn es sehr viel größer werden sollte und spannt.

Gruß Mirli

Mirli

Hallo Toffifee,
dasselbe habe ich auch vor langer Zeit mal irgendwo anders geschrieben. Ich dachte dabei an einen Krankenhaus-Flyer, den ein "unbeleckter" Neupatient bekommen kann als "Wegweiser". Ich hätte mich damals über sowas im KH gefreut.

Auch ein Buch in der Art " Wahre Geschichten" hatte ich mir schon mal von ihr gewünscht. Sowas lese ich viel interessierter als Romane. Am Markt gibt es ja reichlich Bücher, viele jedoch in schlechtem Stil.
Gruß Mirli

Lella

Hallo Toffifee,
vielen Dank für deine Antwort! Da hast du ja auch schon einiges erlebt...
Momentan bin ich eher der Meinung, ich möchte keine Abdichtungs-OP, so lange kein Risiko für mich besteht. Mein Prof meinte ja anfangs auch, dass es wieder zuwächst. Da meine OP "erst" 9 Wochen her ist und man hier häufig von viel längeren Heilungszeiten liest, stehe ich ja erst am Anfang. Ich achte sowieso auf jede kleine Veränderung meines Körpers und muss mich wundern, was ich schon alles erfahren,lernen und ändern musste seit der OP....
Alles Gute für dich!
Liebe Grüsse, Lella

Lella

Liebe KaSy,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort mit Erklärungen.Ich war doch erleichtert, dass eine OP zur Abdichtung nicht der einzige (gute) Weg ist. Eine Heilung wäre mir recht, auch wenn sie dauert. meine OP war auf dem nomalen Weg über den Schädel, meine Naht ist schorffrei, sollte also alles dicht sein. Ich finde es so unverantwortlich von Ärzten die uns verunsichern, als wenn unser Päckel nicht schon gross genug wäre das wir zutragen haben. Aber ich weiss was du meinst, wir haben natürlich Angst, es könnte sich etws verschlechtern wenn wir etwas falsch machen, verpassen oder eine Meinung ignorieren, schliesslich handelt es sich ja nicht um einen "Mückenstich"... 10 Ärzte 11 Meinungen könnte stimmen und immer muss auch unser geunder Menschenverstand mit hinzugezogen werden und ein bisschen auch unser Bauchgefühl wem man meint vertrauen zu können.
Ich werde berichten....
Liebe Grüsse,
Lella

Ich würde dein Buch, wenn du denn eins schriebst gern kaufen :)

Lella

Liebe Mirli, danke für deine Antwort!
dass ein Liquorkissen gar nicht verschwindet war mir jetzt neu. Ich werde wohl um den Weg zum Neuruchirurgen nicht herumkommen und anschliessnd kann ich weiter berichten. Ohne weitere OP wäre es mir natürlich am liebsten. Hier liest man so oft, dass die OPs nicht den gewünschten Erfolg haben oder es noch schlimmer machen... Das will ja keiner ;)


Liebe Grüsse,
Lella

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