werft doch mal einen blick ins thema cbd und epilepsie...
CBD (Cannabidiol)
In einem Interview mit Dr. Franjo Grotenhermen beschreibt der Angelman Verein eine mögliche neue Therapie der Angelman Epilepsie mit CBD-Öl.
Das CBD ist nicht berauschend und weist ebenfalls einige medizinisch interessante Eigenschaften auf, darunter insbesondere antiepileptische Wirkungen. CBD ist in vielen THC-armen Hanfsorten, die von Landwirten in Deutschland und vielen anderen Ländern zur Gewinnung von Hanffasern sowie Speiseöl aus Hanfsamen angebaut werden, reichlich enthalten. Aus diesen THC-armen Hanfsorten lassen sich ebenfalls Cannabisextrakte herstellen, die im Internet zum Teil als CBD-Öl oder Cannabisöl verkauft werden. Sie enthalten vergleichsweise hohe CBD-Konzentrationen und nur wenig THC. Solange sie nicht mehr als 0,2 % THC enthalten, ist der Besitz dieser Extrakte in Deutschland legal.
Zudem besteht in Deutschland die Möglichkeit, sich reines CBD vom Arzt verschreiben zu lassen. Dieses CBD wird von dem Unternehmen THC Pharm in Frankfurt synthetisch hergestellt. Apotheker können dieses CBD bei dem Unternehmen kaufen und pharma- zeutische Lösungen daraus herstellen, beispielsweise 5-prozentige CBD-Lösungen in Neutralöl.
Wie wirkt CBD?
Der Wirkmechanismus von CBD ist noch nicht vollständig bekannt, ganz im Gegensatz zu den gut bekannten Wirkmechanismen des THC, dass vor allem Cannabinoidrezeptoren auf Nervenzellen und anderen Quellen aktiviert. Verschiedene Mechanismen der Wirkung von CBD wurden bisher nachgewiesen:
(1) CBD bindet hemmend an den Cannabinoid-1-Rezeptor (CB1-Rezeptor) und konnte mehrere Effekte von THC hemmen, die über den CB1-Rezeptor vermittelt werden.
(2) CBD stimuliert den Vanilloid-Rezeptor Typ 1 (VR1).
(3) CBD hemmt die Aufnahme und den Abbau des körpereigenen Cannabinoids
(Endocannabinoid) Anandamid und steigert damit seine Konzentration.
(4) CBD verdrängt abhängig von der Konzentration einen Agonisten
(8-Hydroxy-2-Di-N-Propylamino-Tetralin) des 5-HT1A Rezeptors.
Es sind eine Anzahl weiterer Wirkungsmechanismen bekannt. Es ist allerdings bisher unklar, worauf die antiepileptischen Eigenschaften von Cannabidiol beruhen.
Der aktuelle Stand der Forschung
Ein CBD-reicher Cannabisextrakt bzw. ein CBD-Öl ist durch die Charlottes-Web (CW) Bewegung in den USA bei Epilepsie bekannt geworden. Es gibt heute eine Anzahl von Berichten über gute Erfolge beim Dravet-Syndrom und dem Lennox-Gastraut-Syndrom. Auch viele Kinder mit Angelman-Syndrom leiden unter solchen Epilepsieformen, so dass CBD für die Therapie dieser Patienten von Interesse sein könnte.
In den USA verwenden daher bereits viele Kinder mit Angelman-Syndrom CBD-Extrakte bzw. CBD-Öle. Auch die epileptischen Potenziale, die bei den Kindern mit Angelman- Syndrom trotz Anfallsfreiheit sehr oft vorhanden sind, werden reduziert. Somit ist nach Erfahrungsberichten von Eltern von einer zusätzlichen Verbesserung der Motorik und der Kognition auszugehen.
CBD weist verglichen mit anderen antiepileptischen Medikamenten sehr geringe Neben- wirkungen auf und wird meistens sehr gut vertragen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen Sedierung, eine leichte Steigerung oder eine leichte Verminderung des Appetits.
Gegenwärtig werden die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines CBD-Extraktes des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals unter dem Namen Epidiolex in den USA in klinischen Studien bei Kindern und jungen Erwachsenen mit Epilepsie getestet.
Auf der jüngsten Jahrestagung der amerikanischen Epilepsiegesellschaft im Dezember 2014 wurden Arztberichte mit Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des CBD-Extrakts Epidiolex bei 58 Kindern und jungen Erwachsenen mit behandlungsresistenter Epilepsie, die mindestens 12 Wochen lang behandelt worden waren, vorgestellt. 12 Patienten mit Dravet- Syndrom gaben eine mediane Gesamtreduzierung der Anfallshäufigkeit um 51−72 % an. 12 Patienten mit atonischen Anfällen gaben eine mediane Gesamtreduzierung der Anfallshäufigkeit um 52−46 % an. Atonische Anfälle sind eine Anfallsart, die aus einem kurzen Abfall der Muskelspannung besteht, die ein Zeichen für Lennox-Gastaut-Syndrom sind. Daten zu 58 Patienten mit einem breiten Spektrum von medikamente-resistenten Epilepsien, die mit Epidiolex behandelt worden waren, zeigten eine mediane Gesamtreduzierung der gesamten Anfallsfrequenz um 36−51 %.
Neueste wissenschaftliche Informationen zur Wirkung von Cannabisprodukten bei unterschiedlichen Erkrankungen bietet der Internet-Newsletter der IACM (International Association for Cannabinoid Medicines), der 14-tägig im Internet erscheint und kostenlos auch in deutscher Sprache auf der IACM-Webseite abonniert werden kann: http://www.cannabis-med.org
Hier ein Link der Angelman-Konferenz aus den USA 2014 (der amerikanischen Angelman Foundation ASF): http://www.dup15q.org/events/scientific-conferences/two-sides-of-a-coin-deletions-and- duplications-on-15q-2014/videos-and-schedule-of-events/orrin-devinsky/
Fazit von Dr. Grotenhermen: Es macht Sinn, einen Versuch mit CBD zu unternehmen. Die Nebenwirkungen sind im Vergleich zu anderen Antiepileptika sehr gering.
Dosierung
Bei Epilepsie werden 4−25mg pro kg Körpergewicht eingesetzt.
Bei Angelman-Syndrom-Epilepsie sind häufig schon 2mg/kg ausreichend.
Mögliche Probleme durch Wechselwirkungen
CBD muss zur Wirksamkeit oft in hohen Dosen verabreicht werden. Es wird in der Leber abgebaut. Dort hemmt es die Aktivität zweier Enzyme, die für den Abbau verschiedener Medikamente verantwortlich sind. Medikamente, die durch das CYP2C19-Enzym abgebaut werden, könnten langsamer abgebaut werden und stärker wirken, wenn sie zusammen mit CBD eingenommen werden.
Zu diesen Medikamenten zählt der Säurehemmer Pantoprazol sowie das Antiepileptikum Clobazam (Frisium). Es hemmt auch die Aktivität des Enzyms CYP2D6, so dass Medikamente, die dieses Enzym benötigen, langsamer abgebaut werden und stärker wirken.
Dazu zählt das Antiepileptikum Risperidon (Risperdal). Es ist bei der Einnahme großer Mengen von CBD daher Vorsicht angesagt, wenn die Substanz zusammen mit bestimmten anderen Medikamenten eingenommen wird. Eventuell steigt der Spiegel des anderen Medikaments, so dass die Dosis reduziert werden muss.