Liebe Ronja69,
Die Proliferationsrate ist die Zellteilungsrate.
In den Zellen Deines Tumors wurden "fokal", also an einigen Zellen, im Verlauf der Zellbeobachtung unter dem Mikroskop Zellteilungen gesehen. Einzelne Zellen haben diese 7 %, ganz wenige haben eine geringere Zellteilungsrate, bei den meisten Zellen wurde keine Zellteilung gesehen.
Das ist für einen Tumor normal, sonst wäre es kein Tumor.
Bei meinen WHO-III-Meningeomen Betrug diese Rate 5 %, später 10 %. Ich erfuhr das direkt von der Radioonkologin und fand das auch viel. Sie meinte aber, es sei wenig, bei Glioblastomen wären diese Zahlen deutlich höher. (Später fand ich Zahlen dafür von 20 % aufwärts.) Und bei mir waren die Tumoren in den Befunden bereits als anaplastisch eingestuft worden. Deswegen war auch von der Tumorkonferenz beraten und schließlich empfohlen worden, dass der OP eine Bestrahlung folgen soll, allerdings nicht jedes Mal.
Dein Tumor ist (im Unterschied zu WHO-I-Meningeomen) infiltrativ gewachsen, er ist also in die Zellen Deines Gehirns eingedrungen.
Deswegen wirst Du "engmaschig", also alle drei Monate, zum MRT geschickt und die Entwicklung Deines Tumors überwacht, damit ein Wachstum des Tumors nicht verpasst wird.
Vielleicht hat Dich der Begriff "beginnende Anaplasie" geschockt.
Zwischen "benigne" (WHO-I) und "anaplastisch" (WHO-III) gibt es noch "atypisch" (WHO-II).
Aber ich denke, es ist besser, man geht vom Schlimmeren aus, was es vermutlich noch nicht ist, als den Befund zu verharmlosen und dann nicht die richtige Entscheidung für die MRT-Untersuchungsintervalle zu treffen.
Manchmal wird auch WHO I mit "gutartig" gleichgesetzt.
Aber im Gehirn ist nichts, was dort nicht hingehört, "gutartig".
Dieser Begriff beschreibt lediglich, dass es nicht zu einem raschen Krebstod kommt, weil der gesamte Körper nicht mit Metastasen "überfüllt" wird. So etwas tun Hirntumoren nahezu nie, da die Blut-Hirn-Schranke die Absiedelung der Astrozytom-Zellen woandershin nicht zulässt.
Aber in Deinem Gehirn darf dieser Tumor nicht wachsen, weil kein Platz für ihn da ist.
Und deswegen halte ich es für sehr verantwortungsvoll von dem Pathologen, der es so in den Befund geschrieben hat, und auch sehr verantwortungsvoll von der Tumorkonferenz oder den Neurochirurgen, dass sie Dich alle drei Monate ins MRT schicken.
Der Drei-Monats-Abstand gibt Dir Sicherheit!
KaSy