Liebe Kittys,
Du hast aus einem ganz anderen Grund eine CT-Untersuchung Deines Kopfes durchführen lassen und nun kam zusätzlich dieser Zufallsbefund heraus, der Dich und Deine Bekannten natürlich sehr erschreckt hat.
Welchen Grund gab es eigentlich dafür und wurde die Ursache Deiner Beschwerden gefunden?
Ob ein Tumor wächst oder nicht, kann mit einer einmaligen CT- oder MRT-Untersuchung nicht festgestellt werden.
Eine CT wird mit Röntgenstrahlen durchgeführt und stellt die "härteren" Körperteile besser dar, also z.B. die Knochen, auch alle Schädelknochen. Ein Tumor im Gehirn ist erkennbar.
Bei einer MRT wirken starke Magnetfelder, die die Atome polarisieren, also in die gleiche Richtung ausrichten. Damit ist es besser möglich, die Weichteile zu erkennen. Der Tumor wird also besser erkannt.
Bei beiden Methoden, die das Gehirn dreidimensional darstellen, kann millimetergenau ausgemessen werden, welche Größe ein Tumor in allen Richtungen hat. Das ist dann bei beiden Methoden dieselbe Größe.
Es ist gut und richtig, dass Dein Neurochirurg Dich zur genaueren Abklärung zu einer MRT-Untersuchung schickte.
Bei dem Verdacht auf einen Tumor ist es immer erforderlich, den zweiten Teil der MRT-Untersuchung mit einem Kontrastmittel durchzuführen. Dieses kann vom Tumor in unterschiedlicher Weise aufgenommen werden oder auch nicht. Der Vergleich der MRT-Bilder ohne und mit Kontrastmittel hilft dem Neurochirurgen dabei, die Art des Tumors zu vermuten.
Ein Meningeom ist meist dadurch gekennzeichnet, dass es eine relativ gleichmäßige rundliche Form aufweist und das Kontrastmittel (KM) gleichmäßig aufnimmt. Es ist in den Bildern mit KM deutlich an seiner sehr hellen Farbe zu erkennen. Wenn das bei Dir im heutigen MRT so gesehen wurde und es der Neurochirurg später auch bestätigen wird, dann ist es recht sicher, dass es sich um ein Meningeom handelt.
Dein Neurochirurg scheint davon auszugehen, dass Dein Meningeom sehr langsam wächst, da er bereits bei Deiner ersten Vorstellung davon sprach, dass eine weitere MRT-Kontrolle erst in einem Jahr erforderlich sein wird.
Diese dient dann dazu, um im Vergleich der dann beiden MRT-Bilderserien einschätzen zu können, ob das Meningeom an Größe zugenommen hat.
Solche Zufallsbefunde von (Hirn-)Tumoren kommen häufiger vor, seitdem die CT und die MRT häufiger genutzt werden, um die Ursache für andere Symptome zu finden.
Der "übliche Normallfall" ist der, dass man aus völliger Gesundheit, Fitness und Aktivität überraschend unklare Symptome bemerkt, deren Ursache lange nicht gefunden werden kann oder dass ein Tumor bereits so lange gewachsen ist, dass er sehr ernsthafte Probleme bereitet und auf sich z.B. mit einem epileptischen Anfall aufmerksam macht.
Insofern ist es ein "zweifelhaftes Glück", dass Dein Meningeom zufällig entdeckt wurde.
Aus den vielen Erfahrungen Betroffener mit Zufallsfunden (bei Dir in der Größe mit einem Durchmesser von 2,1 cm ?) habe ich einige Zweifel daran, ob eine weitere Kontrolle in einem Jahr vielleicht zu lang ist.
- Es ist möglich, dass dieses nicht mehr kleine Meningeom nur deshalb keine Symptome verursacht, weil es bisher nur das Gehirn verdrängt und dabei noch keine eloquenten Bereiche (Funktionsbereiche) erreicht hat, um sie zu stören. Es ist also möglich, dass es bereits dabei ist, größer zu werden. Oft wird aus diesem Grund bei Zufallsfunden ein erster Zeitabstand für das zweite MRT von drei bis sechs Monaten empfohlen, um nichts zu verpassen.
- In Deinem Alter ist es möglich, dass die Hormonveränderungen, die Du möglicherweise gerade durchmachst, einen Einfluss auf das Wachstum des Meningeoms haben. In diesem Fall würde man auf den Tumorzellen unter dem Mikroskop Rezeptoren für weibliche Hormone (eher Progesteron als andere) sehen, was bei Dir ja nicht möglich ist, da eine Operation derzeit noch nicht an der Tagesordnung ist. Und falls welche gefunden werden würden, gäbe es auch kein Mittel, das ein Wachstum verhindern könnte. Aber Du bist in dem Alter, in dem ein größerer Anteil von Frauen von Meningeomen betroffen sind und dafür ist die Ursache "Hormonrezeptoren" bekannt. Das trifft nicht auf alle Frauen dieses Alters zu, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher. Du solltest Dir überlegen, ob Du auf jegliche zusätzliche, auch pflanzliche Hormone verzichten kannst, falls Du welche nutzt.
- Ein kürzerer MRT-Zeitabstand ist auch aus dem Grund ratsam, den "der Meister" nannte. Bei dieser Größe kann es möglich sein, die Zellen des Meningeoms mit einer einmaligen Radiochirurgie "zu töten", indem deren DNS im Zellkern derart geschädigt wird, dass sie sich nicht mehr teilen können. Dabei bleibt das Meningeom zwar im Kopf, aber die Chance ist sehr hoch, dass es nicht mehr wächst und von Deinem Stoffwechsel sehr langsam abgetragen und dadurch kleiner wird. Um diese im Vergleich zu einer Operation weniger belastende Möglichkeit nutzen zu können, darf das Meningeom jedoch eine Größe von 3,5 cm nicht überschreiten. Ob die Radiochirurgie für Dich infrage kommt, kannst Du den Neurochirurgen fragen, aber Du kannst Dich auch dort vorstellen, wo es diese Geräte gibt.
Ich wünsche Dir gute Gespräche. Lass Dir alle Deine Fragen beantworten, um die für Dich optimale Entscheidung treffen zu können. Die Zeit hast Du und die Ruhe dafür wünsche ich Dir.
KaSy