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wodka103

Hallo zusammen,

ich bin schon seit einiger Zeit hier, lese viel und habe mir vor und nach meiner OP viel Mut anlesen können. Ich bin im am 12. September 19 erfolgreich an einem Meningeom operiert worden. Es saß am Kleinhirn, konnte vollständig entfernt werden und war ca. 4 x 5 cm groß. Ausfallerscheinungen hatte ich insoweit keine. Abgesehen von Tinnitus und einer Dauererkältung.

Das ist alles besser geworden und seitdem habe ich - trotz Erkältung meiner Nichten und Arbeitskolleginnen - nichts mehr abbekommen.

Ich bin seit der Wiedereingliederung jezt in der 3. Woche wieder voll berufstätig. Es lief alles wunderbar und gut.

Nun zu meiner Frage: wie reagiere ich auf Corona? Ein bissl Angst hab ich ja schon. Ich arbeite im Büro bei der hiesigen Stadtverwaltung, habe Kundenkontakt. Der ist aktuell zwar gekappt, aber kommt ja wieder. Homeoffice? Wo der arme Arbeitgeber dabei ist, aber das so schnell nikcht hinbekommt.... Arzt? Krank bin ich ja eigentlich nicht mehr...

Ich weiß gerade nicht, wie ich reagieren soll. Reagiere ich über, wenn ich sage: ich bleibe zu Hause, schreib mich krank! Oder mache ich die Augen zu, wenn ich sage - ich komme ins Büro und halte den Laden aufrecht.

Was mach ich? Oder warte ich, bis die Kollegen es hinbekommen haben, mir den Zugang zum Home-Office zu legen und dann bleibe ich zu Hause. Nur falls die das - was bei ein paar hundert Antragen nach vollziehbar ist - nicht schaffen, was mache ich da?

Ich bin echt hin und hergerissen. Einerseits bin ich froh das es mir so gut geht. Andererseits möchte ich jetzt nicht wieder mit was neuem auf der Nase liegen ... Ich hoffe, ihr versteht was ich meine.

Danke

LG
Iris

KaSy

Liebe wodka103,
natürlich hat jetzt jeder die Befürchtung, sich mit dem Corona-Virus anzustecken.
Prinzipiell gehörst Du nicht unbedingt zu den Risikogruppen, die auf jeden Fall zu Hause bleiben sollen, da Du nicht bereits im Rentenalter bist, keine Lungenerkrankung hast und auch keine immunschwächende Chemotherapie hinter Dir hast.

Aber wenn ich lese, dass Du "den armen Arbeitgeber" bedauerst, weil er "das so schnell nicht hinbekommt", dann denke ich, dass Du auch eine "arme Arbeitnehmerin" bist, die gerade erst vor 6 Monaten eine Hirntumoroperation überstanden hat, sich gerade wieder eingearbeitet hat, mit langwierigen Erkältungssymptomen zu tun hatte/hat und nun liebend gern "den Laden aufrecht halten" möchte.

Du darfst nach dieser schweren Erkrankung auch mal mit Dir selbst Mitleid haben und Dir sagen, dass Du in Deiner momentanen Situation viel mehr leistest als Deine Kolleginnen, wenn Du hundert Anfragen bearbeitest und sie zweihundert. Du musst nicht besser sein als die anderen.

Ich kann das aber sehr gut nachvollziehen. Man ist stolz, wieder da zu sein und will alles wieder schaffen, weil ... ja warum eigentlich? Weil man es sich selbst beweisen will! (Ich habe das auch so gemacht.)

Gerade jetzt aber ist die Arbeits-Belastung für Dich größer. Das kann möglicherweise Deinem Immunsystem schaden und Dich angreifbarer für Krankheiten, speziell für diesen Virus, machen.
Es sei denn, Dir macht die Arbeit Spaß, Du machst sie wirklich gern, weil Du Dich gut und anerkannt dabei fühlst und die momentane Überlastung als Ansporn ansiehst. Dann wäre das "positiver Stress", der Dir in ein paar Tagen nicht schaden, sondern Dir mehr Energie und Widerstandskraft geben könnte.

Denk aber bitte auch mal andersherum.
Was passiert mit den hunderten von Anfragen, wenn einige davon später, also erst dann beantwortet werden, wenn das Homeoffice klappt.
Geht davon die Welt der Fragenden unter, wenn sie ein paar Tage länger warten müssen?
Oder werden Deine Kolleginnen unter der zusätzlichen Arbeit, wenn sie sie überhaupt erledigen können, zusammenbrechen und sich krank melden?
Oder geht Deine Welt unter, weil Du Deine Kollegen und die Fragenden und den armen Arbeitgeber bedauerst und Dich schlecht fühlst, während Du einige Tage für Deine eigene Sicherheit zu Hause bleibst?

Ich kann Dir nicht sagen, geh arbeiten oder bleib zu Hause. Aber vielleicht helfen Dir diese "Denkanstöße", um die passende Entscheidung zu treffen.

KaSy

der Meister

Hallo Wodka,
KaSy hat vollkommen Recht.
Schau auf Deinen Körper und nicht nach dem Arbeitgeber, das Dankt am Ende eh keiner.
Erholung ist sehr wichtig und Stress vermeiden.
Ein schlechtes Gewissen musst Du da nicht haben.
Deine Genesung braucht einfach Zeit und die solltest Du Dir nehmen.
Eine OP am Gehirn ist nicht mit einem Armbruch vergleichbar.

Ich hatte das auch alles total unterschätzt und bin viel zu früh wieder auf Arbeit Gegengen.

Gruß Klaus

wodka103

Hallo,
ich danke euch für die Antworten. Ihr habt sicherlich Recht. Und wie die Lage sich so aktuell entwickelt, scheinen sich meine Gedanken eh bald als überflüssig zu erweisen. Kontaktverbot etc. etc...Ich bin gespannt, wie man das umsetzen kann/muss/will.

Unsere Verwaltung wird auch weiter existieren, wenn ich zu Hause bleiben. Das ist wohl wahr...

So fühle ich mich ja auch gut - mittlerweile dem Ganzen auch gewachsen. Anfangs wäre ich total überfordert gewesen.

Bleibt gesund und achtet auf euch.

LG
wodka

Äpfelchen

Liebe wodka103,
ich freue mich total für dich, dass es dir so gut geht. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich. Wir alle leben in einer unsicheren Zeit. Aufgrund deiner Vorgeschichte bin ich allerdings der Meinung, dass du viel mehr auf dich aufpassen solltest, als andere Menschen. Du hast da etwas sehr Bedrohliches hinter dich gebracht und jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, an dich zu denken und nicht an deinen Arbeitgeber. Die Verwaltung kommt immer klar, auch mit wenig Mitarbeitern. Dann dauert eben alles länger und die Leute nehmen es hin, weil sie es sowieso nicht ändern können.
Also... hab kein schlechtes Gewissen, sondern pass gut auf dich auf und bleib gesund.
LG
Äpfelchen

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