Hallo, Dorftrier,
meine erste Reaktion auf die drei genannten Möglichkeiten (OP, Warten, Bestrahlen) war, dass man ein Meningeom, das bereits auf den Sehnerv drückt und schon Beschwerden bereiten, nicht bestrahlen darf. Der Sehnerv kann davon weitere Schäden davontragen.
Die Bestrahlung wirkt so, dass die Zellteilung des Tumors verhindert wird. Die Zellen bzw. Zellreste sind dann aber nicht weg. Sie werden erst nach und nach vom Gewebe und den Flüssigkeiten im Hirn entsorgt. Sie werden von Deinem Immunsystem als Fremdkörper erkannt, gegen die aktiv vorgegangen wird, indem Flüssigkeiten dorthin transportiert bzw. dort gebildet werden. Um den bestrahlten Tumor bildet sich also eine Wasseransammlung, die als Ödem bezeichnet wird. Das ist bereits jetzt bei Dir vorhanden, wie Du schreibst. Durch die Bestrahlung kann es aber größer werden, bevor irgendwann nach vielen Wochen die Tumorreste immer kleiner geworden sind. Dieses Ödem wird aber noch mehr auf den Sehnerv drücken!
Ganz abgesehen davon, dass bei Bestrahlungen ein Sicherheitssaum mit bestrahlt wird, in dem sich die vermuteten und im MRT nicht sichtbaren Tumorzellen befinden bzw. wo sich in den meisten Fällen Rezidive bilden könnten. Das würde also auch den Sehnerv mit betreffen.
Ich würde an Deiner Stelle unbedingt eine Zweitmeinung einholen.
Und zwar in einer Klinik, die auch Deine psychische Grunderkrankung mit berücksichtigen kann. Und ich kann nur hoffen, dass es Deinem Neurologen und Psychotherapeuten gelingt, Dir die Angst vor der Operation zu nehmen.
Bei einer Operation werden genau nur die Zellen entfernt, die als Tumorzellen direkt durch den Neurochirurgen erkannt werden. Falls Tumorzellen zu dicht am Sehnerven sind, werden sie entweder sehr vorsichtig gelöst oder aber dort gelassen, nachdem der größere Teil des Tumors entfernt wurde.
Es ist natürlich möglich, dass Dein Neurochirurg seine drei Möglichkeiten sehr verantwortungsbewusst geäußert hat und davon ausgeht, dass eine Bestrahlung keine Sehschäden verursachen bzw. verstärken. Dann kannst Du meine Warnung vergessen.
Bei meiner ersten Bestrahlung kam mein Strahlentherapeut nach der Sichtung der MRT-Bilder und der vorläufigen Bestrahlungsplanung zu mir und war darüber sehr glücklich, dass den Augen / den Sehnerven nichts passieren wird.
Hier im Forum schreibt "Pedro", der zwei Gammaknifebestrahlungen nicht einmal nah am Sehnerven hatte und bei dem dennoch Strahlenschäden das Sehen nach mehreren Jahren stark beeinträchtigen.
Ich wünsche Dir eine verantwortungsbewusste Aufklärung für die richtige Methode und eine sehr gute psychische Begleitung in dieser Zeit.
Letzteres habe ich während meiner 3.- 5. Operationen und der 2. Bestrahlung auch dringend gebraucht und eingefordert, was von den Neurochirurgen begrüßt wurde.
Alles Gute!!
KaSy