feibel

Hallo Zusammen,

gerne würde ich wieder Auto fahren, wie ich genau Vorgehen muss damit alles rechtlich sicher ist, ist mr leider nicht ganz klar. Gerne würde ich deswegen wissen, wie ihr damit umgeht?

Kurz zu mir; aktuell und wahrscheinlich auch bis auf weiteres habe ich eine leichte linksseitige Hemiparese und Doppelbilder. Um die Einschränkungen auszugleichen würde ich dann lediglich mit Okklusionsbrille (einäugig) und nur Automatik fahren (ohne linken Arm), damit würde ich mir das Führen eines Fahrzeuges zutrauen. Da man aber einen Unfall, egal ob fremd oder selbst verursacht, nicht ausschließen kann, würde ich eigentlich gerne meine Fahreignung prüfen. Für die verkehrsmedizinische Begutachtung braucht der entsprechende Arzt aber ein Schreiben der Führerscheinstelle. Bei der Führerscheinstelle habe ich nun auch vorgesprochen, die meinen sie "Ermitteln" eigentlich nur nach einer entsprechenden Auffälligkeit, ich könnte also einfach fahren oder mich "Selbstanzeigen", dafür bräuchten sie ein Schreiben vom Arzt.. Ihr merkt schon. Wie Hand habt ihr eure neurologischbedingten Störungen im Bezug zum Auto fahren?

Beste Grüße

Felix

Koimone

Hallo Felix,

Du müsstest mit deinem Augenarzt sprechen. Der würde dann die Blickfeld Überprüfung machen, auf dem Auge was noch normal sehen kann. Ist der Test positiv dann gibt es was schriftliches womit du dann einäugig fahren darfst.

Mirlie

Hallo feibel,

das hätte ich mir aber von der Führerscheinstelle schriftlich geben lassen, dass du dich entweder selbst anzeigen sollst oder "einfach weiterfahren kannst".

"Nach Paragraph 11 der Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (FeV), ist es der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde erlaubt, eine ärztliche Untersuchung für einen Führerschein-Anwärter oder Inhaber anzuordnen sowie ein ärztliches Gutachten. Dies kann dann geschehen, wenn „Bedenken gegen die körperliche oder geistige Eignung des Fahrerlaubnisbewerbers“ bestehen."

Die Bußgeldstelle meint:
"Ein normales ärztliches Attest für den Führerschein soll für den Augenblick klären, ob Fahreignung besteht. Die ärztliche Untersuchung zur Feststellung der Fahreignung wird auf eigene Kosten selbst in Auftrag gegeben."

Du könntest dich bei einem Facharzt mit ausgewiesener verkehrsmedizinischer Qualifikation diesbezüglich vorstellen oder
beraten lassen.

Ich befürchte aber, dass dieser von dir gedachte Weg nicht ganz einfach ist. Ich glaube, man darf nicht ohne Weiteres mit Okklusionsbrille Autofahren (über das Sehen gibt es sogar eine eigene Anlage 6). Bei einäugigem Sehen kommt vermutlich die gesamte Augen-Eingangsuntersuchung für die Fahreignung mit Gesichtsfeldmessung, Visus, Prismen, Farben und weitere Tests auf dich zu. Das weiß ich aber nicht wirklich.
Warum willst du ein Auge eigentlich "stilllegen", bei Doppelbildern kannst du eine passende Prismenfolie verwenden. Ob du mit der Okklusionsbrille überhaupt den geforderten Winkel schaffst (120 Grad) ist fraglich.

https://www.gesetze-im-internet.de/fev_2010/anlage_6.html

Und auch am Lenkrad einseitig Arm/Hand-eingeschränkt ein Automatikauto fahren könnte schwierig werden oder unzulässig sein.

Gruß Mirli

feibel

Hallo,

Danke für die Antworten! Zum Augenarzt werde ich dann auf jeden Fall mal gehen.
@Mirli Eine Prismenfolie hilft bei mir leider nicht, da der Schielwinkel nicht konstant ist, deswegen hab ich nur eine Okkluionsbrille und Augenklappen. Aber theoretisch sollte man damit schon fahren können und einarmig geht bei Automatik theoretisch auch. Die Praxis sieht dann vielleicht anders aus..

Mirlie

"Aber theoretisch sollte man damit schon fahren können und einarmig geht bei Automatik theoretisch auch."

Ja, die Praxis sieht sicherlich anders aus. Erkundige dich vielleicht bei der DEKRA. Die DEKRA macht bei uns Dienstleistungen rund um das Fahrerlaubniswesen, z.B. Befähigungsprüfungen, Gutachten zur Eignung körperbehinderter Personen, Leistungen zum Erhalt oder zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis und vieles mehr. Oder frage vertrauensvoll einen versierten netten Fahrschullehrer. Oder die Bußgeldbehörde - dort kann man wohl persönlich vorsprechen :o)

Ich bin selbst immer nur Schaltgetriebe gefahren, glaube aber, dass man auch beim Automatikfahrzeug beide Hände zur Bedienung zwingend braucht. Das Fahren mit einer Hand geht theoretisch bestimmt, reicht aber nicht aus. In der Fahrschule damals lernte ich, beide Hände gehören ans Lenkrad.
Einarmiges/einhändiges Fahren bräuchte eine Kurbel ans Lenkrad. Das ist aber wohl nicht alles, denn alle Bedienfunktionen am Lenkrad wie Blinker, Beleuchtung, Scheibenwischer, Scheibenwaschanlage, Lichthupe, ggf. Tempomat, Signalgeber (Hupe) müsste man auch mit umsetzen. Rasch ist noch eine extra Genehmigung fällig.

Gruß Mirli

feibel

Ja das stimmt. Ich habe aber zum Glück nur eine leichte Hemiparese, also meine Motorik funktioniert schon um gewisse Sachen zu bedienen. Nur bei der Feinmotorik hackt es, deswegen würde ich beim Führen des Lenkrads auf den linken Arm verzichten. Aber Prüfen würde ich das natürlich davor. Danke für den Tipp mit der DERKA.

feibel

Persönliche Erfahrungen wären noch interessant, bestimmt auch für andere Betroffene.

Die DEKRA konnte mir leider nicht weiterhelfen, bei dem Angebot "Mobilitätscheck" handelt es sich vor allem um Reaktions- und Konzentrationstests.

Mirlie

@feibel
Persönliche Erfahrungen habe ich nicht. Unser ehemaliger Gartennachbar, der viele Jahre nicht mehr fahren durfte wegen eines tödlichen Unfalls aufgrund seines schweren epileptischen Anfalls, war bei der DEKRA vorstellig und konnte dort seine Dinge regeln. Deswegen bin ich darauf gekommen, dass die DEKRA Anlaufpunkt für dein Anliegen sein könnte.

Wenn nicht, was ich kaum verstehe, würde ich mich bei einer Fahrschule anmelden. Die müssen einschätzen können, wer körperliche Fahrtauglichkeit besitzt und wer nicht (Überprüfung nach Krankheit oder so). Dort kann man vielleicht für kleines Geld paar Fahrstunden bzgl. persönlichem Handicap absolvieren und bekommt bei Eignung irgendein Zertifikat ausgestellt?

Gruß Mirlie

KaSy

Hallo, feibel
Ich hatte seit 2010 auf dem rechten Auge akut eine deutlich schlechtere Sehfähigkeit zwischen 5-20% war aber ein wenig darauf eingestellt, dass das irgendwann geschehen kann, weil ich zuvor seit 30 Jahren auf diesem Auge nur 80% gesehen habe. Ich war also daran gewöhnt, beim Autofahren auf die rechte Seite besonders zu achten. Insofern war die Umstellung auf das deutlich schlechtere Sehen rechts zwar eine Umstellung, ich hatte aber Erfahrung damit und kam gut klar.
Mir hat Sicherheit gegeben, dass ich eine sehr gute Reaktionsfähigkeit und sehr viel Erfahrung auf jeglichen Straßen und weiten Entfernungen habe. Ich fahre sehr gern Auto und das zu jenem Zeitpunkt seit 16 Jahren.
Ich bin dann sehr viel bewusster gefahren, habe bein Fahren größere Abstände eingehalten, wartete an Kreuzungen etwas länger, machte bei weiten Strecken häufiger kurze oder längere Pausen. Beim Fahren war ich kein Hindernis und Einparken konnte ich überall sicher.

Bei mir war es also "nur" das nahezu einäugige Sehen bei sonstiger völlig sicherer Fahrweise.

Der deutliche Unterschied zwischen den beiden Augen störte mich zunächst erst nach wenigen Kilometern, dann war die Anstrengung zu groß und das merkte ich an Doppelbildern. Ich machte eine Pause bzw. stellte mich darauf ein, nicht mehr als 5-10 km weit zu fahren. Ich gewöhnte mich daran und die Strecken durften länger werden, aber noch nutzte ich Autobahnen erstmal nicht. Aber bald gelang auch das und Strecken von 60 km ohne Pause und auch mal 300 km und 600 km mit Pausen wurden möglich.
Wenn die Doppelbilder auftraten, dachte ich daran, das schlechter sehende Auge irgendwie zuzukleben, aber ich tat es nicht. Für mich war das der richtige Weg.

Für Dich, feibel:
Ich habe Autofahrer erleben müssen, die unsicher erschienen.
Wenn Du wieder Auto fährst, solltest Du Dir ständig bewusst sein, dass Du Einschränkungen hast und wie Du mit diesen umgehst, damit Du Dich in jeder Situation im Straßenverkehr völlig sicher fühlst, immer!
Das ist zunächst anstrengend, da es für Dich neu ist und Du es erst lernen musst, Deine geringeren Möglichkeiten geeignet auszugleichen.
Es ist Dir klar, was Dein Problem ist und Du suchst nach "behördlichen Sicherheiten", das ist gut.

Außer der Dir genannten Möglichkeit, den Augenarzt zu befragen und bei einem Fahrlehrer einige Fahrstunden zu nehmen, habe ich einmal in einer Rehaklinik einen Fahrsicherheitstest am Computer durchgeführt.
Dieser Test wurde immer "aufregender", weil - wie im echten Leben - immer mehr zu beachten war. Irgendwann habe ich nicht mehr alles überschauen können und dachte, ich wäre "durchgefallen", aber mir wurde gesagt, dass ich sehr gut abgeschnitten hätte. Ich war wohl besonders weit gekommen. Vielleicht gibt es ein solches Programm im Internet oder der Fahrlehrer kann Dir eins empfehlen. Da könntest Du zusätzlich üben, wie es Dir gelingt, Deine Einschränkungen auszugleichen.

Überlege und berate vielleicht mit dem Augenarzt und dem Fahrlehrer, ob die Okklusionsbrille wirklich geeignet ist.

Es könnte vielleicht auch sein, dass Dir statt des Automatik-PKW ein speziell für Deine Bedürfnisse "behindertengerecht" umgebautes Auto angeraten wird.

KaSy

Stöpsel2

Hallo Flexic,
Bei mir brach unter dem Strich "eine Welt zusammen".
Ich war allerdings auch sehr ehrlich zu mir selbst und brauchte keine Dekra oder ärztliche Tests. Beruflich war ich täglich immer mit dem Dienstauto in Früh und Spätdienst zu Hausbesuchen unterwegs. Auch im Privat Auto fuhr ich mit der Familie selbst am Steuer in andere Länder....

Vor der 3. Op und den Bestrahlungen (2016) schaffte ich es nach der 2. Tumor Op am Sehnerv (2014) , nach vielen Monaten als Beifahrerin alles mit zu beobachten und zu testen, zumindest noch in meinem Wohnort mit meinem kleinen "Blauen" einkaufen. Allerdings nur bei Taglicht.
Tja, dann war ich nicht mehr fähig vorne als Beifahrerin mitzufahren. Mein Zustand hatte sich verschlechtert, war komplett überfordert, konnte all die Straßenbild nicht mehr verarbeiten. Am Schlimmsten wurde es nach den Bestrahlungen. Seitdem habe ich im linken Auge keine Tränenflüssigkeit mehr, vertrage kein Wind, mein Augenlicht wurde immer beschi...Kann auch kein Schutzglas auf das linke Auge kleben sowie eine Brille tragen (Trigenimus Probleme) Da wurde mir klar, ich bin im Straßenverkehr für alle eine bleibene Gefahr :o(
Wir mussten uns einen Kombi wegen meiner Bewegungshilfen kaufen. Das war meine "allerletzte Aktion" und fuhr ihn rückwärts in die Garage unfallfrei ;o)
Dieses Jahr hätte ich wohl auch meinen Führerschein "Lappen" gegen dieses Plastding umtauschen müssen.
Ich musste/muss es lernen, dass ich auf Hilfe angewiesen bin.
Das sind meine Erfahrungen.

Sei auch ehrlich zu dir selbst. Du hast sicher noch berechtigte Hoffnung auf Verbesserungen.
Es ist sicher für dich auch sehr ätzend, wenn du vorläufig mit dem öffentlichen Verkehr, so blöd, wie er in vielen Orten leider ist, stundenlang zur Arbeit fahren musst...
Alles Gute für dich

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.