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Thema: Gammaknife, Cyberknife oder Linearbeschleuniger?

Gammaknife, Cyberknife oder Linearbeschleuniger?
Bastler
31.08.2017 20:16:34
Hallo miteinander,

dies ist mein erster Beitrag, ich bitte um Nachsicht für Formfehler.

Ich habe ein hormonproduzierendes Adenom (Wachstumshormon und etwas erhöhtes Prolaktin), welches 2008 transsphenoidal weitgehend entfernt wurde (linksseitig).
Von Anfang an gab es eine Restaktivität, die sich medikamentös nicht beseitigen ließ. Seit Juli 2017 habe ich eine Rezidivdiagnose.
Die Lokalisierung des Rezidivadenoms ist leider so weit hinter der Hypophyse - bei gleichzeitiger Nähe der A. Carotis interna rechts - daß eine Operation eher nicht in Frage kommt.
Ich habe mich bei Cyberknife vorgestellt, wo man mir sagte, in meiner Konstellation kommt eine Bestrahlung sehr gut in Frage (hohe Dosis möglich) da die endokrine Hypophyse und die Sehnervkreuzung einigermaßen Abstand bieten.

So weit so gut. Bestrahlung also.

(Ich mache für Gammaknife gerade ein Diagnosenpaket klar, sodaß ich von dort auch noch eine Meinung bekomme.)

Für mich ungeklärt ist jetzt die Frage Gammaknife oder Cyberknife, die ja doch prinzipielle Unterschiede aufweisen.
(Ich vermute, daß die beiden Fachmeinungen marktwirtschaftliche Färbungen aufweisen *könnten*, deshalb stelle ich die Vergleichsfrage hier im Forum.)


Gammaknife hat 192 Strahlen unter fixem Winkel als Auswahl zur Verfügung, während Cyberknife im Prinzip "frei" um den Kopf bewegt werden kann.

Dagegen hat Gammaknife die Kopffixierung, welche die Positionierung optimal bereitstellt, während Cyberknife eine Röntgenüberwachung der Kopfposition durchführt.


Ich habe deshalb folgende *Annahmen* :

- daß Gammaknife aufgrund seiner fixen Strahlpositionen unter Umständen etwas weniger organschonend ist, weil vielleicht nicht der optimale Schußwinkel erreicht wird, den man eigentlich bräuchte.

während Cyberknife
- aufgrund zeitlicher Verzögerungen in der Überwachung auch mal "danebenschießt", wenn sich der Patient bewegt
- aufgrund der vielen aufsummierten Freiheitsgrade und der Röntgenüberwachung auch eine etwas höhere Positioniertoleranz hat als Gammaknife,
- zuzüglich einer gewissen Röntgendosis für die Positionierung.

Wie liege ich mit meinen Annahmen?
Bin ich da zu spitzfindig?
Sind diese Annahmen relevant oder vernachlässigbar?
Welches Verfahren ist demnach das kurativ geeignetere?

Sollte sich für mich eine klare Aussage für das eine oder andere System ergeben, würde ich ggf. eine eigene Bezahlung in Kauf nehmen.



Vielen Dank.
der Bastler
Bastler
KaSy
31.08.2017 22:53:56
Hallo, Bastler,
für die Bestrahlung Deines Adenoms kommen Cyber- und Gammaknife in Frage und Du fragst Dich jetzt, welche der beiden Metoden sicherer für Dich ist.

Ich habe mit beiden keine Erfahrung, aber mit der fraktionierten Bestrahlung (in den Jahren 2000 und 2011), wo die Gesamtdosis zur Schonung des gesunden Gewebes in kleinen Strahlendosen über mehrere Wochen erfolgt.

Die dafür verwendeten Geräte fangen erst dann an zu bestrahlen, wenn sich der Patient und damit sein Tumor hundert(!)prozentig an der richtigen Stelle befindet. Dafür wird zuvor ein Planungs-CT erstellt. Es wird für jeden Tumor-Kubikmillimeter genau berechnet, wieviel Strahlung dort ankommen soll. Das kann zwischen 20Gy, 30Gy bis zu 60 Gy liegen. Die Strahlendosis ist also für den Tumor bzw. die Tumorresthöhle sowie den umgebenden Sicherheitssaum, in dem sich weitere Zellen befinden, aus denen ein Rezidiv entstehen kann, nicht einheitlich. Das alles wird in den Computer eingespeist, der die Überwachung vornimmt, ob alles wirklich so an den Stellen ankommt wie es berechnet wurde.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Cyber- und Gammaknife als teurere Methoden weniger zuverlässig sein sollten als die Geräte, die üblicherweise zum Einsatz kommen.

Cyber- und Gammaknife sind neuer, verkürzen den Aufwand für den Paienten bei bestimmten Lagen und Größen von (Hirn-)Tumoren, aber sie sind bzgl. der Patientensicherheit nicht besser.

Du kannst darauf vertrauen, dass die Sicherheit für Dich bei allen Bestrahlungsarten gleich gut ist.

Die Röntgenbelastung für die Positionierung ist verschwindend gering im Vergleich zu der Gesamtdosis, mit der bestrahlt wird.

KaSy
KaSy
Bastler
10.09.2017 15:01:59
Hallo nochmal,

wegen der von KaSy genannten Sicherheit:

Natürlich wird Sicherheit in der Medizin großgeschrieben und ständig verbessert. Aber jedes System hat seine Vor- und Nachteile.
Ich suche also den Weg der besten Erfolgsaussicht. Das bezieht sich sowohl auf den Therapieerfolg selbst als auch auf die Risiken. Da dieser Weg für mich noch nicht eindeutig klar erkennbar ist, versuche ich, die Prinzipien gegeneinander abzuwägen.


Mittlerweile sind neue Erkenntnisse dazugekommen:
Gammaknife kann -entgegen meiner bisherigen Annahme- offenbar die Strahlen nicht einzeln ein- und ausschalten, sondern in Gruppen zu 24 Strahlen. Damit sind die Möglichkeiten der winkelgenauen Bestrahlung bzw. Schonung weiter eingeschränkt als bisher angenommen.

In der kommenden Woche habe ich eine Beratung hier in der Radiotherapie meiner Klinik am Ort, wovon ich mir verspreche, neutrale Beratung zu erlangen.

Hier wird weder Gammaknife noch Cyberknife angeboten.

Gruß,
der Bastler
Bastler
redwood
10.09.2017 17:10:16
Hallo Bastler,
an welcher Klinik wurde die erste neurochirurgische Operation erledigt?
Warum nicht ein zweites Mal operieren?

Spielen Gammaknifegeräte überhaupt noch eine Rolle? Seit Jahren gibt es keine neuen Standorte in Deutschland, aber in der Zwischenzeit dafür mehr Cyberknifezentren. Dies wird Gründe haben.

Was sagt denn der Cyberknifeexperte: vernachlässigbarer Unterschied zwischen Cyber- und Gammaknife?

Welche wirtschaftlichen Gründe sollen denn eine Rolle spielen? Die Gammaknife- sowie Cyberknife-Behandlung werden doch beide nicht von den Krankenkassen übernommen. Cyberknife wird sicher ebenfalls Vorteile gegenüber Gammaknife mit sich bringen.

Alles Gute.
redwood
Bastler
10.09.2017 20:38:12
Für alle, die in meinen Beiträgen den Linearbeschleuniger vermissen zur Info: er wird hier auch nicht auftauchen.


Hallo BlueGene, zu Deinen Fragen:

OP war in Erlangen.

Diesmal liegt das Adenom quer hinten oben hinter der Hypophyse, mit Gewichtung nach rechts (erstes war links) und mit unmittelbarer Nähe zur A. Carotis Interna, OP praktisch ausgeschlossen.

Gammaknife sind durchaus noch im Rennen. Und meine Kasse zahlt Gamma aber nicht Cyber. Und ich denke, Cyber gehört wohl die Zukunft. Und wenn es nur bedeutet, lukrativer zu sein, das kann ich nicht beurteilen.

Der Cyberknifemann sagt "gleich gut", wobei ich mich frage, warum man sich nicht traut, ein "besser" auszusprechen, bei den ganzen Vorteilen. Es geht ja auch darum, den Auftrag an Land zu ziehen, also auf mich wirkt das beinahe eher verdächtig. Genannter Hauptvorteil ist ja der Patientenkomfort.

Wirtschaftliche Gründe sind leicht erklärt: mehr Behandlungen, mehr Geld. So einfach. Und daß in der Medizin aus diesen Beweggründen Vieles unternommen wird, ist hinlänglich bekannt.


Gruß,
der Bastler
Bastler
Katina
25.10.2017 07:36:31
Hallo, kurz vorab, da ich hier bisher nur stiller Mitleser war.
Meine Diagnose Hypophysenmakroadenom im Bereich der Sehnervenkreuzung rechtsseitig( Meningeom )
OP aufgrund der Lage und Größe nicht möglich.

Bei mir kam von vorne herein als einzig mögliche Behandlung Cyberknife in Frage.Das wurde mir gleich nach meinem Aufenthalt in der Klinik nach erfolgter Tumorkonferenz mitgeteilt.
Deshalb stellte sich für mich die Frage nach anderen Möglichkeiten nicht.
Da die Klinik über beide Möglichkeiten der Bestrahlung verfügt, denke ich, dass die ungünstige Lage des Tumors den ausschlaggebenden Grund für die Wahl von Cyberknife war.

Damals (Ende 2015) durchlief ich noch das Genehmigungsverfahren bei der KK, welches dann zum Glück genehmigt wurde. Mittlerweile haben sich aber schon sehr viele Krankenkassen dazu entschlossen , Cyberknife ohne vorherige Kostenvoranschläge und Anträge zu übernehmen. Natürlich bei vorhandener medizinischen Indikation. Die Krankenkassen, die Cyberknife übernehmen, kann man auf der Cyberknife Homepage finden.

Ich wurde an 3 aufeinanderfolgenden Tagen für ca. 35 Minuten pro Bestrahlung behandelt. An anderen Stellen im Körper kann mit höheren Dosen auch nur einmal bestrahlt werden. Dies ging allerdings in dieser Nähe zum Sehnerv nicht.

Zur Planung wurde vorher ein CT angefertigt, was lediglich für die gesicherte Positionierung während der Bestrahlung nötig war.
Die Daten werden in den Computer eingespeist und die Strahlungsdosis berechnet.
Außerdem wurde zur Lagestabilisierung eine netzartige Kopfmaske gefertigt. (es geht aber auch ohne)
Cyberknife bestrahlt unwahrscheinlich genau und in unendlich vielen möglichen Positionen . Es wird nur gestrahlt, wenn die Position 100% ig ist. Heißt, wenn die Strahlung der beiden zur Überwachung dienenden Röntengeräte in richtiger Lage zueinander sind.

Das erste Kontrolluntersuchungs-MRT war nach einem halben Jahr mit dem Befund: Wachstumsstop des Tumors. Somit war die Behandlung erfolgreich.
Nach einem Jahr , also im Februar 2017 wurde ein minimaler Rückgang im Randbereich des Tumors diagnostiziert.
Das nächste MRT ist in 4 Monaten. Da kann ich dann weiter berichten.

Falls Sie noch irgend etwas wissen möchten, fragen Sie nur!

Alles Gute!
Katina
bumblebee62
25.10.2017 16:52:03
Hallo Bastler,
ich habe vor 4 Monaten eine Cyberknife Bestrahlung am Auge durchführen lassen. Zuerst war ich bei Gamma Knife, das hat meine Versicherung aber abgelehnt und mir dann Cyberknife vorgeschlagen, mit denen sie vertraglich zusammen arbeiten.
Im Nachhinein bin ich froh....es ist viel moderner und man merkt gar nichts.
Bei Gamma Knife werden ja noch so kleine Löcher in die Schädeldecke gebort, wo dann eine Art "Zollstock" um den Kopf befestigt wird.
Ich habe das so verstanden....
Bei Cyberknife fällt das alles weg.
Bei Gamma Knife hätte ich eine Bestrahlung bekommen, ein geschwollenes Auge gehabt und das Augenlicht komplett auf dem Auge verloren.
Bei Cyberknife war das nicht so, ich hatte 5 Bestrahlungen an 5 aufeinanderfolgenden Tagen, man sah gar nichts, und meine Sehkraft hat sich sogar etwas verbessert....obwohl ich unterschreiben musste, dass ich das Augenlicht verlieren könnte. Bislang ist es noch da...
Ich denke, Cyberknife ist die modernere und bessere Variante.

Liebe Grüße
bumblebee62
bumblebee62
Bastler
27.10.2017 13:31:19
Hallo Katina und bumblebee62,

mittlerweile habe ich bei meiner Krankenkasse Cyberknife beantragt. Weil es nicht im Leistungskatalog ist, läuft im Moment eine extra Prüfung.

Ich denke, daß ich mit meiner Einschätzung der Technik nicht schlecht liege. Gerade wenn es um optimale Schonung geht, hat wie ich denke Cyberknife die Nase vorn.

Was mich im Moment besonders beschäftigt ist ein Wunsch vom Endokrinologen:

Ich habe seit der Rezidiv-Diagnose eine neue Medikamentierung bekommen (Pasireotid) und bin damit in der Aufbauphase. Ich habe drei Monatsspritzen zu 40mg erhalten und sollte jetzt noch einmal 3x 60mg bekommen, um die Wirksamkeit von Pasireotid zu belegen. So lange sollte ich mit der Bestrahlung noch abwarten.
(Ich hatte in der Vergangenheit bereits Cabergolin, Octreotid und Pegvisomant erhalten: Cabergolin war wirkungslos und Octreotid hat mich meine Gallenblase wegen Steinen gekostet. Pegvisomant hemmt zwar Wachstumshormon, wirkt sich aber nicht auf das Tumorwachstum aus. Mit Pasireotid wird jetzt die letzte chemische Waffe gegen das Tumorwachstum ausprobiert)
Das mit dem Abwarten ist also einerseits nachvollziehbar, andererseits aber bedeutet dies auch wertvolle Zeit, die ins Land geht... wer weiß was sich inzwischen entwickelt...

mit Dank für die Beiträge.
Gruß,
der Bastler
Bastler
Bastler
25.01.2018 20:05:18
Update

Mittlerweile hat die Krankenkasse das Cyberknife-Zentrum abgelehnt, mir stattdessen Cyberknife in einer anderen Stadt angeboten (vertragliche Gründe). Das Anbahnungsgespräch dort ist organisatorisch voll in die Hose gegangen; einzige verwendbare Info war, daß man da extrem wenig Erfahrung hat mit Hypophysentumoren.
Ich werde also weiter dran bleiben, Cyberknife vor Ort zu bekommen.

Pasireotid ist leider auch unwirksam bei mir, wenigstens weiß ich das jetzt. Es geht also erst mal mit Octreotid und Pegvisomant weiter.

Gruß,
der Bastler
Bastler
edi500
25.01.2018 22:41:20
Hallo Bastler,
du hast die unterschiedlichen Eigenschaften von Gamma- und Cyberknife gut beschrieben.Auch ich halte Cyberknife in deinem Fall für die geeignetere Bestrahlung. Trotzdem würde mich doch sehr interessieren, was deiner Meinung nach gegen Linearbeschleuniger wie z.B. die Protonenbestrahlung
spricht.

Gruß
edi500
edi500
Glaube
09.09.2018 11:18:02
Hallo Bastler

Ich versuche dich seit Monaten zu erreichen ! Bitte melde dich mal und beschreibe deine Erfahrung, ich will mich auch behandeln lasse und warte sehnsüchtig auf deine Erfahrung .
lg Jens
Glaube
Glaube
07.12.2018 14:46:03
Hallo Zusammen

Hat irgend jemand etwas von Bastler gehört ?
Glaube
kallekalle
15.12.2018 18:29:31
Hallo zusammen,

bin neu in dem Forum und wollte euch von meinen neuen Entdeckungen im Internet berichten.
Informiert euch mal unter www.icera.de .
Ich war vor 2 Wochen in HH-Altona dort in Behandlung. Das ganze Prozedere
dauerte von 9 bis 16h bei nur einer Bestrahlung. Allerdingst musste ich eine Stunde lang still liegen.
Ich habe einen Gliobastom vom Grad 4, nach dem jüngsten epileptischen Anfall vom Nov 2018 zeigte sich auf dem MRT ein Nachwachsen des Tumors , der so tief im Hirn liegt , dass eine erneute OP nicht infrage kommt.Mein Arzt riet mir zu einer erneuten Chemotherapie. Doch bevor ich die Chemotherapie noch mal ertrage, machte ich mich über mögliche Alternativen schlau.

Die nächste MRT wird dann zeigen , ob das was gebracht hat.

Mit lieben Gruß
kalle
kallekalle
Glaube
02.02.2019 11:55:21
Dann bin ich mal gespannt
Glaube
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