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Thema: GBM IV - Sehstörungen

GBM IV - Sehstörungen
Marion[a]
27.12.2001 00:11:57
Hallo, liebe Ärzte - mein Sohn (38) - GBM IV - OP 09.10.01 (außer unklärbarem hohem Fieber 4 Tage nach OP keine Ausfälle) - Strahlentherapie seit 13.11.01 - hat seit 11.11.01 zunehmende Sehstörungen - inzwischen hat er einen Gesichtsfeldausfall von über 50%. Er ist psychisch am Ende - gibt es eine Möglichkeit ihm zu helfen?
Für jede Antwort wären wir sehr dankbar.
Danke - Marion
Marion[a]
Kay[a]
27.12.2001 13:11:03
Für eine kompetente Antwort ist es wichtig, aktuelle Bilder zu haben, um zu sehen, ob es Veränderungen im Kernspintomogramm gibt, die mit der neuaufgetretenen Sehstörung einhergehen. Danach solte sich eine Behandlung richten. Es kommene ien Menge Ursachen in Frage, über die man aber so nur spekulieren kann. Außerdem ist es natürlich wichtig zu wissen, wo der Tumor lag.

Viele Grüße

PD Dr Mursch
Neurochirurgie Bad Berka
Kay[a]
Marion[a]
28.12.2001 00:09:05
Lieber Dr. Mursch - vielen Dank für die prompte Reaktion.
nun die uns zur Zeit vorliegenden Daten:

Diagnose: zystischer Hirntumor rechts temporal
Histologie: Glioblastoma multiforme (WHO Grad IV)
postoperativ unklares Fieber

Therapie: Resektion des Tumors über osteoplastische Trepanation
rechts temporal am 09.10.01, stereotaktisch geführt
antibiotische Therapie

15.10.01: postoperative MRT-Kontrolle: ca. 2 1/2 cm durchmessende Raumforderung
rechts temporal-parietal ohne pathologisches KM-Enhancement,
somit kein Anhalt für Resttumor

16.10.01 Thorax: Herz und Lunge o.B., insbesondere kein Anhalt für Infiltrate

14.11.01: MRT des Schädels -
Befund: T1-Wichtung in sagittaler Schnittführung
T2-Wichtung in transversaler Schnittführung
T1-Wichtung in transversaler und coronarer Schnittführung nach
i.v.-KM-Gabe

Es besteht ein Zustand nach OP eines GBM re. temporal. Entsprechend dreieckförmiger Kalottendefekt mit Bohrlöchern und reaktiver Anreicherung der Meningen an umschriebener Stelle. Von hier ausgehend demarkiert sich eine
ca. 3,3 x 3,2x2,5 cm große Läsion, die randständig kräftig KM aufnimmt und zentral hämorraghische Flüssigkeitsanteile erkennen läßt. In der Nachbarschaft sind mehrere
kleine punktförmig KM-aufnehmende weitere Herdbefunde zu dokumentieren, die z.B.
vereinbar sind mit reaktiven Veränderungen im Lauf von Stichkanälen nach Biopsie.
Mäßiggradige perifokale diffuse Signalanhebung im Marklager wie bei Ödem. Kein
Nachweis einer Mittellinienverlagerung. Keine weiteren Herdbefunde im Bereich der
li. Hemisphäre. Normale Weite der inneren und äusseren Liquorräume. Lediglich infratentoriell im Bereich der li. Kleinhirnhemisphäre ist ein bereits früher beschriebener liquorisodenser Defekt zu beobachten. Status nach OP eines GBM re.-temporal mit
entsprechenden postoperativen Veränderungen und zentralen hämorrhagischen Anteilen.
Aufgrund der noch ausgeprägten reaktiven Veränderungen läßt sich ein Rest- oder Rezidivtumor differentialdiagnostisch nicht sicher ausschließen.

Soweit der letzte vorliegende Befund der Radiologie. Sollten Kopien der Bilder nötig sein,
werden wir sie beschaffen.

Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse und die uns geopferte Zeit.

Beste Grüße - Marion
Marion[a]
Kay[a]
29.12.2001 14:53:49
Sie sollten mit Ihrem Therapeuten (Neurochirurgen?) darüber sprechen, dass etwas schlechter wurde, obwohl die OP schon lange vorbei ist und die Bestrahlung noch nicht angefangen hatte. Ist eine Entzündung ausgeschlossen? Die Lage des Tumors paßt schon zu einem Geschehen im Schläfenlappen. Manchmal kann es aus unterschiedlichen Ursachen aber auch einfach sein, dass Ausfälle erst verzögert bemerkt werden, wenn man nach so einem Eingriff wieder klar denken kann. Ist das ausgeschlossen?
Alles Gute

Gruß
PD Dr Mursch
Neurochirurgie Bad Berka
Kay[a]
Marion[a]
29.12.2001 23:02:01
wir haben dem Strahlentherapeuten von den Sehstörungen berichtet (die Bestrahlung sollte am 12.11.01 starten) Der Therapeut hatte keine Erklärung für das Geschehen und schickte uns zum Augenarzt. Der fand nichts. Weiter zum Neurologen - ohne Ergebnis. Der Strahlentherapeut setzte dann am 13.11.01 die erste Bestrahlung an.
Am 14.11.01 wurde ein MRT gemacht - (den Befund schrieb ich Ihnen am 28.12.01)
Am 16.11.01 haben wir den 2. Augenarzt aufgesucht - der fand dann den Gesichtsfeldausfall und setzte sich mit dem Neurochirugen des OP-Kh in Verbindung. Man verlangte ein weiters MRT - statt dessen wurde aber nur ein CT gemacht. Laut Befund gab es keinen Unterschied zum MRT vom 14.11.01.(man schloß eine "besondere??" Schwellung oder Entzündung sowie eine eventuelle Einblutung aus)
Der Neurologe gab meinem Sohn dann 8 mg Fortecortin intravenös - mit dem Ergebnis, daß eine Besserung eintrat, die aber nur 1 Tag anhielt, dann wurde es wieder schlechter. Mit der Einnahme von 2 Tabletten Fortecortin (à 4 mg) täglich, blieb das Sehen gleich. Nach einer Woche setzte der Neurologe dann die Dosis auf 1 Tbl. - die Sehverschlechterung ging weiter. Seit dem 20.12.01 ist das Fortecortin ganz abgesetzt und der Neurologe meinte, mein Sohn solle sich vorsichtshalber darauf einrichten, daß seine Sehfähigkeit nicht mehr zurückkehren würde. (Der Neurologe hatte anfangs an MS gedacht - dies dann aber ausgeschlossen, da die Reaktion auf die 8 mg Fortecortin intravenös erfolgte)
Einen verzögert bemerkten Ausfall nach der OP halte ich für unwahrscheinlich, da mein Sohn zunächst sehr klar war und jede kleinste Veränderung sofort angab. Seine Verfassung hat sich mit Fortschreiten der Sehverschlechterung ebenfalls verschlechtert ( agressiv - bzw. ungeduldig, seine Auffassungsgabe läßt sehr nach)

Beste Grüße
Marion
Marion[a]
Kay[a]
30.12.2001 13:36:29
Es ist sehr schwierig, sich von "außen" zu diesem Verlauf zu äußern. Ich denke, die Frage ist, was im Bereich des Schläfenlappens vorgeht. Hier kommen neben einem erneuten Tumorwachstum eine Entzündung oder eine Strahlennekrose in Frage. Was man aus einem derartigen Befund für Konsequenzen zieht, ist ohne Kenntnis der Bilder nicht möglich. Ein erneutes MRT ist auch nicht vollständig aussagekräftig, da es nicht sicher unterscheidet. Eine Möglichkeit wäre theoretisch ein PET. Als nicht behandelnder Arzt muß ich aber darauf hinweisen, das ich den Patienten nicht kenne und deshalb keinerlei verbindliche Anregungen geben kann und möchte.

Grüße


PD Dr Mursch
Zentralklinik Bad Berka
Kay[a]
Marion[a]
30.12.2001 16:39:22
herzlichen Dank für alles, natürlich ist es sehr schwierig, ohne Kenntnis der Bilder und des Patienten Genaues zu sagen. Aber mit Ihrer Hilfe habe ich wieder ein wenig mehr Klarheit über die nächsten Schritte gewonnen - nochmals vielen Dank.
Am 03.01.02 findet das Abschlußgespräch in der Strahlenpraxis statt - wir werden nach einem PET fragen.
Was bewirkt die Strahlennekrose - muß das abgestorbene Gewebe dann entfernt werden?

Beste Grüße und alles alles Gute für das neue Jahr
Marion
Marion[a]
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