Es ist nun fast ein Jahr her, nachdem die Welt kurz anhielt. Ein Jahr, seitdem es immer dunkler um uns herum wurde. Ein Jahr in einem Albtraum, der nicht enden mag. Eine Jahr Leben, nein Davongehen, ohne Perspektive, Hoffnung und Verbesserung. Ein Jahr, seitdem ich nicht mehr glaube. Nicht an das Gute, nicht daran, dass alles seinen Sinn hat. Zu viele unbeantwortete Fragen, zu viele Fragen nach dem Warum. Ein Mensch kommt, einer geht. Ich scheiße drauf. Was bleibt mir vom Glück eines neuen Menschen, wenn ich mit einem geliebten dafür bezahlen muss. Was bleibt mir von der Unbeschwertheit des Mamawerdens, wenn ich den eigenen Vater hingerichtet sehe. Ein Frontalangriff auf unser Zusammensein, die Seele unserer Gesellschaft. Es ist Folter in seiner reinsten Form. Ich sterbe. Jeden Tag ein Stück.
Liebes Forum, liebe Angehörige und Betroffene,
heute ist ein mieser Tag und ich möchte dieses Forum nutzen, um all denjenigen eine Stimme zu geben, die das Leben nach solch einer Diagnose in Frage stellen. Nicht als Betroffene, sondern als Angehörige, als liebende Tochter, Sohn, Mutter, Vater, Schwester, Bruder, Partner:in, Schwiegertochter…
Wir fühlen uns oft schlecht, sind wir doch nicht die mit der schlimmen Diagnose. „Nur“ Angehörige. Wir dürfen weiterleben, ja. Wir sollten nicht weinen. Wir sollten stark sein. Für den anderen.
Sind wir aber nicht. Nicht immer. Schon gar nicht, wenn wir es von uns selbst erwarten. Viele fallen in eine Depression oder haben so schwere Phasen, aus denen sie alleine nicht mehr herauskommen. Nicht ich, zum Glück. Aber ich möchte Halt geben und einen Diskurs anstoßen.
Ich wünsche mir einen Austausch mit Menschen, die gleiches fühlen, die sich trauen zu schreiben und zu schreien von und vor Wut, Verzweiflung und Aussichtslosigkeit. Denn ertragbar wird es nur, wenn wir zusammen sind, zusammen weinen, zusammen fühlen.
Schreibt mir gern hier im Forum oder eine private Nachricht.
Ich freue mich auf Euch!