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Thema: Gesichtsfeldeinschränkung - Auto fahren

Gesichtsfeldeinschränkung - Auto fahren
mrsheartattack
15.11.2013 21:34:36
Hallo ihr Lieben,

kaum ist ein Problem beseitigt, schon kommt das nächste. Danke schon einmal das ihr mir immer bei all meinen Sorgen beisteht. Ich fühle mich einfach noch zu unreif um mit all dem klar zu kommen. Nochmal ganz kurz: 19 Jahre, OP 26.12.12, komplett herausoperiert, 6 Wochen stereotaktische Strahlentherapie, anaplastisches pilozytisches Astrozytom / pilozytisch mit erhöhter Proliferationsrate.

Nach vielen Augenarzt - und Neurologenbesuchen hat sich herausgestellt, dass ich auf beiden Augen im oberen rechten Bereich Gesichtsfeldeinschränkungen habe. Ich habe vorher davon gaaaar nichts gemerkt. Es beeinflusst mich beim Auto fahren nicht.. Ich glaube Quadrantenanopsie nennt sich das. Mein zentrales Gesichtsfeld ist wohl unter 10 Grad eingeschränkt.
Ich habe 70€ für ein Gutachten bezahlt in dem steht, dass ich nicht Auto fahren darf. Es ist zum Mäusemelken. In der Schweiz darf man mit genau dieser Einschränkung weiter fahren. Auch alle Ärzte haben gesagt " eigentlich könne Sie fahren ABER .. das gesetzliche....) Ich mache gerade meine Ausbildung und habe damit auch Berufsschule. Die Berufsschule ist sehr sehr wichtig für meine weitere Karriere. Von meinem Zuhause brauche ich mit der Bahn (die alle 20 Minuten kommt) ca 1 1/2 Stunden zur Schule und somit auch solange zurück. Mir fehlt die Zeit zum lernen. Das Auto habe ich schon abgezahlt und alles ist so gut gewesen. Jetzt weiß ich aber nicht mehr weiter. Ich habe mich beim TÜV gemeldet wegen einer Ausnahmeregelung.. leider ist der Zuständige dort erkrankt. Einen Ersatz gibt es wohl erstmal nicht. Ich mach jetzt täglich Übungen damit die Einschränkung wieder besser wird. Aber ich weiß nicht ob es wirklich helfen wird und ewig kann ich das doch nicht auf mein liebstes Auto verzichten. :(

Vielleicht weiß ja jemand noch eine Lösung.

Dankeschön

Daniela
mrsheartattack
jusa
15.11.2013 22:33:02
Oh Daniela, ich kann dich soooo gut verstehen- nur dass ich wegen einem epileptischen Anfall grad kein Auto fahren darf. Fürchterlich, einfach nur fürchterlich. Mein Neurologe meint, ich müsse jetzt mindestens 2-4 Jahre abwarten ob sich ein neues Rezidiv bildet, erst wenn das ausgeschlossen ist darf ich wieder. Wie soll ich das nur durchstehen??? Bin eigentlich ein totaler Stadtmensch und wohne in der vollen Pampa ochhcchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh.
Für dich ist ja noch besch......, wo du zur Arbeit und Schule mußt. die Zeit die fürs lernen verloren geht, ist nicht zu unterschätzen. du kannst eigentlich nur auf die zeit bauen, dass sich der Tumor festigt und durch dein Training die Einschränkung geringer wird und dann nochmal einen Versuch starten.Viel Glück und gutes Vorankommen LG C.
jusa
Pomperipossa
16.11.2013 10:21:37
Liebe Daniela,

zunächst ein mal Glückwünsch zum "Schrauben-Test". Ist die Schraube unter der Haut oder kommt sie durch?
Falls sie über der Haut ist - es gibt einen kleinen Trick, um Entzündungen vorzubeugen und den Schorf sanft zu entfernen. Ein Wattestäbchen mit ganz mildem Babyöl tränken und das Schraubengewinde damit einreiben.

Jetzt zu der Deiner neuen Baustelle:
Ja, die fehlende Zeit und die eingeschränkte Souveränität - das nervt schon. Da ich aufgrund einer neuen Medikation seit gestern auch wieder zur Fußgängerin degradiert wurde, fühle ich mit Dir.

Dein Frust ist nachvollziehbar, aber Du solltest das Risiko eines Unfalls wirklich nicht außer acht lassen. Denn ob unverschuldet oder verschuldet - jede Versicherung - auch die des Gegners - wird Dich mit diesem Vermerk über den Tisch ziehen, auch die Polizei müsste den Fall verfolgen.
Falls Dich der Lärm in der Bahn ablenkt - Ohrstöpsel oder Entspannungsmusik können hilfreich sein.

Dein Auto kannst Du in der Zeit des Fahrverbots abmelden - vorher bei der Versicherung anrufen und abklären, bis zu welchem Zeitpunkt die jetzigen Schadensrabatte erhalten bleiben. Bei meiner Versicherung sind es 7 Jahre. Dann bekommst Du das Geld von der Kfz-Steuer und der Versicherung zurück. Falls das Auto durch eine 2. Person gefahren werden kann, dann natürlich nicht. Hast Du vielleicht die Möglichkeit einen privaten Chaffeur-Freundschaftsdienst für Dich zu organisieren?
Vielleicht abwechselnd Auto und Bahn?

Eine Frage: Hat der Augenarzt mit Dir einen Termin für eine neue Goldmann-Gesichtsfeld.Analyse vereinbart? Sonst fehlt auch der Anreiz für Dein Training.

Ich habe die Goldmann-Gesichtsfeldanalysen immer in der Uni-Augenklinik gemacht. Das ist dann kostenlos. Es gibt spezielle Sprechstunden (z.B. Lidsprechstunde), da wäre es sinnvoll einen Termin zu vereinbaren zur Überprüfung des Gesichtfeldes.

Warst Du in der Reha? Eine Mitpatientin hat nach der Reha eine spezielle Praxis-Fahrstunde mit einem Fahrlehrer gemacht. Der ist mit ihr 1 Stunde lang mit gefahren und hat dann bescheinigt, dass trotz ihrer Doppelbilder, eine sichere Beherrschung des Fahrzeugs gegeben ist, Die Kosten für die Fahrstunde hat die Krankenkasse übernommen. Vielleicht ist das noch eine Möglichkeit, um Dich wieder als Autofahrerin am Straßenverkehr teilnehmen zu lassen.

Beste Grüße
Pompi
Pomperipossa
bluesky
05.01.2014 22:19:57
Liebe Daniela,
oh ich kann Dich so gut verstehen!! Ich hatte genau dassselbe Problem: Ich hab so sehr dem Tag entgegengefiebert, wo ich mit den Antieplileptika auf Null war. Dann gabs ein EEG und das war gut (also keine Eplilepsie-Anzeichen). Und ich war so happy, weil ich dachte, ich dürfte wieder fahren. Dann weiter zur neuropsychologischen Untersuchung. Und da gab´s dann schon das erste Anzeichen in den Tests für eine Gesichtsfeldeinschränkung oben links (Tumor war/ist rechts). Weil der Arzt eben auch meinte, dass er mir so die Fahrerlaubnis nicht geben dürfte, gings weiter zu einem Arzt, der das Gesichtsfeld genauer untersucht hat und die Einschränkung bestätigt hat. Ich hatte soooo Schiss. Aber letzten Endes ist es so, dass das Gesichtsfeld in horizontaler Richtung groß genug ist für die Fahrerlaubnis. Zitat vom Arzt: "Wenn eine Taube im Sturzflug von oben kommt, dann sehen Sie die halt erst recht spät" :D :D
Die Ärzte haben mir auch erklärt, dass die Grad-Zahlen, die man haben muss so länderspezifisch unterschiedlich sind. Das ist echt bescheuert. Als ich aber erst so geschockt war nach der ersten Feststellung der Einschränkung, hat mir der Neuropsychologe erklärt, dass sich das sehr wohl zurückbilden kann bzw dass man es eben gezielt trainieren kann, so wie Du. Es braucht nur wohl sehr viel Geduld (wie alles, was mit den Tumor zusammenhängt hab ich das Gefühl...)
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du bald wieder fahren darfst!!!
bluesky
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